Prämiert mit dem Brandenburgischen Literaturpreis 2010
Der junge Reimer
Es ist um Mitternacht,
wenn er die Reimewaffen reibt,
als ging's zur Schlacht,
wo man Geschichte schreibt.
Er reißt sich los
vom Planetaren,
durchpflügt den Kosmos,
fetzt Traum- und Liebeslaken.
Anstatt er sie entzückt,
stört er den Schlaf der Guten,
indem er sie mit Versen fickt,
bis ihre Ohren bluten.
Der alte Reimer
Die Nacht will er maskieren
zu einer Kachelwand im Klo.
Darauf will er was schmieren.
Zum Teufel auch, es geht ihm so:
Zu dieser Stund löst man den Gürtel
und schlägt auf seinen Schatten ein.
Und aus den Zähnen rieselt Mörtel
bei dem Versuch zu schrein.
Und seht: Der letzte Mensch, bevor
der Zukunft erster aufersteht,
gestürzt liegt er mit einem Ohr
im Müll, das andre hochgedreht.
Und Sterne funken fremden Sinn,
sein Kopf wird Webmaschine
und pocht und sticht: ein Gobelin.
Die Nachwelt lacht: Gardine.
Punkt Zwölf. Vom Rundfunk Phrasen.
Ein Tag beginnt, eine neuer.
Reformen abgeblasen.
Sie sind der Welt zu teuer.