Im Spiegel v. 18.6. steht im Leitartikel zu den steigenden Zinsen: „Manche bezahlen ihr Haus komplett bar“, sagt Kühne. Die wüssten offenbar nicht, „wohin mit ihrem Geld“.
Da stehen sie also, ein Bündel Geld in den Händen, in den Augen Verzweiflung.
Die Ärmsten. Sie wissen nicht wohin mit dem Geld.
Man könnte ihnen ja helfen und etwas Geld abnehmen, beispielsweise durch Steuern, aber unsere Regierung hat ein hartes Herz, die weigert sich.
Und das ist wunderlich. Denn die Regierung jammert, sie hätte zu wenig Geld. Man muss sich das mal vorstellen: Dieses gemeinsame Gejammer von Reichen und Regierung! Der eine jammert, er hätte zu
viel Geld, der andere jammert, er hätte zu wenig. Wieso helft ihr euch nicht gegenseitig?
Der wahre Jammer ist ganz woanders. Die das Recht zum Jammern haben, halten sich merkwürdig still. Das ist der Rentner, der zum Leben neben seiner Rente einen Job braucht, das ist die
alleinstehenden Mutter, die sogar mehrere Jobs braucht, um über die Runden zu kommen..
Wieso geht es ihnen so schlecht? Haben sie gefaulenzt? Sind sie mit ihren Jets von einer Party zur nächsten geflogen?
Das ist eine zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit. Aber wer oder was ist schuld an der Ungerechtigkeit?
So viele Gelehrte haben ihre Meinung dazu gesagt, geändert hat das nichts. Einer - kein Gelehrter, aber ein Menschenfreund - gab aus Verzweiflung diese Antwort: "Die Armut kommt von der
Pauvreté". Das stammt von Nestroy, einem Theaterdichter, er ließ es auf der Bühne sagen. Das Publikum krümmte sich vor Lachen. Die da lachten, waren keine Armen.
Ja, so steht also noch immer die Frage im Raum: Wer ist schuld an Arm und Reich?
Da kommt eine Stimme wie aus der Ferne: „Wir ändern das!“ Rentner und Jobs-Inhaberin horchen auf. Ja, es ist die SPD. Sie will gegen die Ungerechtigkeit amkämpfen.
Momentmal.. Waren das nicht dieselben, die gesagt hatten, man müsse den Reichen mehr Geld geben, dann würden sie neue Arbeitsplätze schaffen? Ja, es gab neue Arbeitsplätze, aber mit
miserabler Bezahlung. Das machte die Reichen noch reicher.
Dann kam eine neue Partei. Keine linke, eine alternative Partei. Es war aber keine Alternative, es waren die alten Rezepte aus einer Zeit, die voller Unrecht war. Im Geschichtsbuch
nachzuschlagen.
Darüber sich zu informieren wäre gut für den Rentner und die Mehrfachjobberin.
Aber sie können das nicht. Sie haben Müdigkeit in den Augen.
Was überhaupt können sie tun?
Die Augen fallen zu.