Vor gut 20 Jahren schrieb ich ein Gedicht, es war ein Rückblick auf mein bisheriges Leben. In ihm kamen diese Verse vor:
„Nicht dass mein Fuß
Auschwitz je berührte,
doch berührte
mich Auschwitz ganz.“
Ich stellte es in ein Lyrikforum und bekam viele zustimmende Klicks. Gut zwei Jahre später las ich es noch mal und erschrak. In der Zeile „doch berührte mich Auschwitz ganz“ stand nicht Auschwitz
sondern Ausschwitz.
Keiner hatte mich darauf aufmerksam gemacht. Entweder hatten alle es überlesen oder sie hielten es bloß für ein Versehen.
Ein Versehen? Zweimal s zu tippen, das kann kein Versehen sein.
Laut Wikipedia gibt es sprachliche Äußerungen, die gemeinhin als „Versprecher“, „Verhören“, oder „Versehen“ bezeichnet werden, die aber, so Freud, auf einer unbewussten Ebene durchaus Sinn
ergeben.
Und so fragte ich mich: Litt ich wirklich an Auschwitz oder wollte ich es in Wahrheit „ausschwitzen", also vergessen?
Ich fühlte mich ertappt und löschte das Gedicht, als hätte es das nie gegeben.