Es ist Krieg, ja. Und alle sind gegen den Krieg. Dagegen kann man nichts tun, heißt es. So, als wäre das Schicksal. Oder ein Unglück, das die Menschen trifft. Das wundert mich. Denn was sie
da Krieg nennen, hat doch mit dem Menschen zu tun. Ohne Menschen gäb es den nicht. Stimmt’s? Ich rede dummes Zeug, entschuldigen Sie. Aber es beschäftigt mich. Ja doch. Ich will erst einmal den
Menschen verstehen, bevor ich den Krieg versteh.
Eigentlich ist immer Krieg, schon seit es die Menschen gibt, in jeder Minute, und egal, wo er gerade ist. Darüber sollte der Mensch mal nachdenken.
Ist es nicht auffallend, wie die Tiere fliehen, sobald ein Mensch kommt? Ja, so klug sind sie. Denn so gefährlich ist der Mensch für sie. Manchmal möchte auch ich mich verdrücken. Da kommt ein
Mensch auf mich zu und ich bin wie ein Tier, das fliehen will, ganz instinktiv, aber ich darf es nicht. Der Mensch erwartet sogar, dass ich mich freue. Warum sollte ich mich freuen bei einem
Wesen, vor dem Tiere Angst haben? Ja, ich bin ein Mensch. Aber genau genommen, kann mir das auch passieren, was den Tieren passiert. Ein Mensch verletzt mich oder tötet mich. Und dann lieg ich da
tot ganz wie ein totes Tier.
Die Leute sagen, ich soll mich nicht so klein mache, dann passiert mir auch nichts. Haben Sie doch mal Selbstbewusstsein, heißt es.Was meinen die mit Selbstbewusstsein? Sich gegen andere
durchsetzen? Vielleicht mit Waffengewalt? Das tu ich nicht, das kann ich nicht. Ich bin ein Feigling, ich geb's zu.
Ja, das sind meine Gedanken. Und damit steh ich allein.. Aber wissen Sie was? Wenn ich aus dem Fenster sehe, sehe ich eine kleine Linde. Sie hat dünne, helle Blätter. Vielleicht sind es tausend.
Oder mehr. Jedenfalls bewegen sich alle Blätter, es ist nämlich ein Wind. Aber da ist immer eins, das bewegt sich nicht. Ich sehe jetzt immer nur zu diesem Blatt Das könnte ich stundenlang
ansehen. Sie wissen gar nicht, wie gut das mir tut.