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Mein Schweden
Heimkehr in Schweden
Astrid Manz
Geboren 22.Februar 1958
Kind der DDR
Mutter von 3 Kindern
2 gescheiterte Ehen
Gelernte Kauffrau
Lieblingssänger: Unheilig
Lieblingsessen: Grüne Bohnen
Hobbys: Malerei und Schreiberei
Liebt Tiere und die Natur
Lebt seit 2011 ihren Traum...
...ausgewandert nach Schweden
e-mail: schwedenzauber@gmail.com
Alle Fotos lassen sich per Klick vergrößern
Copyright by Astrid Manz
Bråbo 2016-09-20
Ich hatte geglaubt, dass es richtig sei, das Tagebuch weiter zu schreiben, nun habe ich mich doch entschlossen, es hier zu schließen. Vielleicht findet ihr mich irgendwann beim Durchstöbern des Internets wieder, wo ich über mich, mein Leben und dem Leben anderer Menschen hier in Schweden oder auf anderen Plätzen dieser Welt schreibe. Ich bin nun nach etwas über 5 Jahren hier in Schweden und in einem neuen Leben angekommen. Die Realität des Lebensflusses ist auch hier von Freude und Problemen durchflutet. Ich habe mich einige Zeit auf den Wellen treiben lassen, ich schwamm auch mal gegen den Strom und Hindernisse räumte ich mir aus dem Weg, wenn es auch viel Kraft kostete. Nun habe ich mich müde gestrampelt und werde eine Weile am Ufer sitzen bleiben und über das Erlebte nachdenken und Pläne für Neues machen. Mein Schwedisch ist noch nicht perfekt, wird es wohl auch nie werden, jedoch möchte ich auch mit schwedischen Worten Abschied von meinen Lesern nehmen.....Weder Rechtschreibung noch Grammatik sind perfekt, sie sind wie Astrid, die diese Tagebuch schrieb.....
”Jag tänkar tiden har kommit, jag måste skriva slutet för min dagensbook. Jag levar nu över 5 år i Sverige, jag har so mycket skrivit över mig, den naturen, den personar som bor här och över landet.Nu har startat mitt normalt lev, so hur allt andra personar. Vi alla har problemar, festen eller smärtor, jag också. Jag vill nu inte mer skriva över det allt.Jag måste konzentrera mig för den nya vägen. Jag tänkar det är bettare, att jag stoppar med den här dagensbooken, det är god att starta en ny vägen, och jag måste ha allt energie för den. Jag hoppas, att många läsare har haft nöje med min dagensbook här.
Vi ses med möjlighet på en andra plats. ”
Hej då!
Astrid
15.9.2016
Ab morgen sollen die sommerlichen Temperaturen fallen und der Herbst Einzug halten. Heute war es noch ein mal richtig heiß. Der Sommer begann im Mai und war bombastisch. Ein schwedischer Sommer, wie er im Buche steht. Wenn ich so an die Filme von Inga Lindström denke, die ich sehr oft schaue, da strahlte auch immer die Sonne. Aus diesem Grund wollte ich ja auch Schweden kennen lernen. Ich wollte wissen, ob all die Naturaufnahmen und das Leben wirklich so sind. Nach den 5 Jahren, die ich hier lebe, kann ich sagen: Ja, das Leben und die Natur sind so schön. So einfach, so verzaubernd. Aber gerade jetzt, wenn es warm ist, darf man auch die kalte Jahreszeit nicht vergessen, darum habe ich, als Jürgen zur Arbeit gefahren war, die Kreissäge in Gang gebracht. Ein Berg mit Holzresten wartete darauf, ofenfertig geschnitten zu werden. Nebenan, am Haus der Norweger, hatte Mika, unser Schreiner hier in der Region, die alte Holzverkleidung erneuert, das heißt, die Deckleisten entfernt und eine Windpappe aufgebracht und anschließend eine neue Verschalung mit Brettern und Zier- sowie Deckleisten angebaut. Die alten Leisten und die Holzabschnitte sollte ich mir holen, um es im Kamin zu verbrennen. Das tat ich heute auch gleich und verkleinerte es mit der Kreissäge. Bei der Hitze kam ich dabei ganz schön ins Schwitzen. Die alte Falunfarbe löste sich von den Brettern, der feine Staub setzte sich auf meine feuchte Haut und ich sah aus wie in den Farbtopf gefallen. Wie viele Gänge ins Solarium sind nötig, um so eine Hauttönung zu bekommen? Tja, Arbeit macht schön! Als ich fertig war und der Haufen mit dem geschnittenen Holz vor mir lag, dachte ich, es wäre besser, es auch gleich aufzustapeln, so dass es im Trocknen liegt. Eine gute Stunde und dann war auch diese Arbeit erledigt. Ich baute ein Dachgestell mit Wellblechdeckung. Regen und Schnee können dem Holz nun nichts mehr anhaben. Nachdem ich mir die Staubschicht herunter gewaschen hatte, gab es Abendessen und jetzt auf dem Sofa schreibe ich, was der Tag so gebracht hat.
13.9.201
Es war wieder ein Tag voller Sonnenschein, den ganzen Tag war ich draußen und arbeitete im Garten. Verblühte Blumen und Dolden von Sträuchern abschneiden, kleine Schönheitsreparaturen mit Pinsel, Säge und Hammer liegen hinter mir. Eine schlechte Nachricht bekamen wir vor ein paar Tagen, die Wasserpumpe hörte nicht auf zu pumpen,sie zog kein Wasser mehr und gab ihren Geist auf. Na, das fehlte nun auch noch. In den nächsten Tagen schaut sich ein Klempner das ganze Malheur an, mal sehn, was er sagt. Ein tolles Weihnachtsgeschenk steht gedanklich vor mir unter dem Tannenbaum, eine neue Pumpe. Damit es nicht ganz so traurig ist, werde ich eine große rote Schleife um sie binden, wenn wir sie gekauft haben und zum Fest dann unter den Baum legen.
Gestern machte hier in Schweden eine Nachricht die Runde, in den Medien wurde darüber berichtet.......
Ein Bär unweit eines Wohnhauses wurde in der Nähe von Jönköping gesehen. Ein kleines Mädchen, welches ausritt, war nur wenige Meter von ihm entfernt. Nach einem Augenkontakt mit ihm nahm der Bär die Verfolgung auf. Erst als das Mädchen wieder in der Nähe der Reitanlage war, gab es seine Verfolgung auf. Die Landesverwaltung berät nun mit der Jagdbehörde, wie sie weiter handeln werden. Vor einigen Jahren wurde ein Bär gejagt und erschossen, nachdem auch er einen Menschen angegriffen und viele Schafe gerissen hatte. Bären gibt es in Schweden eigentlich nur in den nördlichsten Gebieten, doch verirrt sich auch mal ein Tier. Es soll sich um ein schwaches Muttertier oder einen Jungbären handeln, Näheres ist noch nicht bekannt.
Außer dem Bären gibt es in Schweden noch andere Raubtiere, die den Menschen Angst machen: Wolf und Vielfraß. Doch sollte jeder bedenken, diese Tiere sind eigentlich Fluchttiere. Fühlen sie sich aber bedroht, greifen sie an. Aus diesem Grund ist es wichtig, bei Wanderungen durch die schwedischen Wälder darauf zu achten, diesen Tieren nicht zu nahe zu kommen und den sogenannten Sicherheitsabstand einzuhalten. Die meisten Angriffe der Raubtiere sind auf das Mitführen von Hunden zurückzuführen, denn die meisten Hunde haben keinerlei Erziehung und sind einer Begegnung mit diesen Waldbewohnern nicht gewachsen. Sie kläffen, knurren und zerren an der Leine oder greifen die Tiere gar an, wenn Herrchen die Anleinpflicht in Schweden missachtet hat. Doch das gefährlichste Tier in Schweden ist und bleibt der Elch, ich habe auf die Gründe bereits mehrfach berichtet. Auch in diesem Jahr sind wieder100000 Tiere zum Abschuss frei gegeben, beim Bär sind es etwa 300 Tiere.
Ich bekam die Info, dass mein Brief bei meinen beiden Kranken angekommen ist und die Freude riesig war. Nun noch die Überraschung mit der Bettwäsche und mein Plan ist aufgegangen. Morgen werden beide entlassen, also morgen Abend erreicht die beiden der Gruß aus Schweden und ich sehe das Bild von zwei lieben Menschen vor mir mit Tränen in den Augen, weil sie so fühlen wie ich.
11.9.2016
Da habe ich so viele Pilze gesammelt und nun sind es nur noch drei Bleche, die in der Sonne trocknen. Da die Sonne heute wieder mit voller Kraft ihre Strahlen auf die Erde wirft, denke ich, sind die Pilze morgen so trocken, dass ich sie in Schraubgläser füllen und eine schöne Beschriftung auf die Gläser aufbringen kann. Einige will ich auch zermahlen zu Pulver, denn es gibt viele Menschen, die mögen zwar den Geschmack des Pilzes, doch mögen sie die Stücke nicht in Gulasch oder Bratensoße.
Heute Vormittag habe ich das Sofa fertig gemacht, auch die Lehne mit Stoff bezogen und eine Borte um die Polsterung angebracht. Die Dekonieten müssen noch gesetzt werden, ich habe sie verlegt und muss sie suchen. Soviel zur absoluten Ordnung, aber ich arbeite dran. Mein Vater sagte immer zu mir, wenn ich ein Werkzeug von ihm haben wollte, um irgendetwas zu sägen, zu nageln oder zu bohren: ”Du kannst es dir nehmen, aber Wiedersehen macht Freude, und wenn du etwas wegnimmst, leg es auch dort wieder hin.” Dieser Spruch hat sich mir tief eingeprägt, ich kann es absolut nicht leiden, wenn ich etwas suchen muss so wie die Nieten. Ich bekomme schlechte Laune und es ist besser, wenn mir dann keiner in die Quere kommt, der mit dem Verschwinden etwas zu tun haben könnte. Das mit den Nieten war ich aber selber Ich hatte sie an einen Ort gelegt, an dem ich sie auch sicher wieder finde...
Im Herbst beginnt die Elchjagd wieder. Die Tiere sind jetzt schon häufig auf den Straßen anzutreffen, egal zu welcher Tageszeit. Es ist höchste Aufmerksamkeit geboten, denn die Könige des schwedischen Waldes sind mit ihrem braun-schwarzen Fell oft kaum von der Umgebung zu unterscheiden. Majestätisch schreiten sie über die Fahrbahn. Ich habe vollen Respekt vor diesen schönen Tieren. Ich hoffe, dass ich, wenn Sven (ein Jäger hier, den ich seit Jahren kenne) einen Elch erlegt, von ihm wieder etwas Fleisch kaufen kann. Ist richtig lecker, egal in welcher Form, ob als Gulasch, Braten oder Wurst. Ein Geschmack, den man mit keinem anderen vergleichen kann.
Morgen gehe ich Bauernpflaumen pflücken, die gibt es hier nur wenig, aber dort, wo ich den Garten betreue, steht ein Baum und in diesem Jahr ist die Ernte groß. Ob Apfel oder Birne, Pflaume oder Kirsche, die Bäume sind so voller Früchte, dass viele Äste gestützt werden müssen oder bereits abgebrochen sind. Weil die Eigentümer des Gartens zurück nach England mussten, haben sie mir erlaubt, die Pflaumen zu ernten und zu verwerten. Ich werde einen Teil entkernen und einfrieren, so dass ich auch im Winter Hefekuchen, bestreut mit Pflaumen, Zucker und Zimt, backen kann. Aus dem Rest werde ich Pflaumenmus kochen, so wie früher: stundenlanges einkochen im Backofen, mit einer Walnuss als Gewürzbeigabe. Ich denke gerade an meine Kindheit. Ich war 12 Jahre oder so, da wurden die Pflaumen erst gepflückt, wenn sie fast selbst vom Baum gefallen sind. Eimerweise standen sie in der Waschküche und mindestens an zwei Abenden wurden die saftigen Früchte entsteint. Die Zeigefinger taten danach tagelang weh. Dann kamen die Pflaumen in den großen Kessel in der Waschkühe auf eine Feuerstelle, stundenlang musste gerührt werden. Zucker wurde nicht dazu gegeben, sondern nur 4-5 grüne Walnüsse. Wenn das Mus richtig dunkel war, ganz dunkel braun, war es gut. Es kam in die Gläser und wurde mit Alkohol getränkten Pergamentpapier bedeckt und mit einem Deckel verschlossen, so wurde es nicht schlecht und hielt jahrelang. In der Backröhre zubereitet schmeckt es nicht ganz so lecker, aber trotzdem nach alten Zeiten. Getoastetes Mischbrot mit Pflaumenmus bestrichen..... Ich freu mich drauf.
10.9.2016
Am Freitagmorgen schwebten in Gras, Tanne und Wacholderbäumen Spinnweben, in denen glänzende Tautropfen hingen.Eine mystische Stimmung war in der Luft. Als später die Sonne es schaffte, sich durch die Nebelfelder zu drängen, sahen die Tautropfen aus, als wären tausende von Kristallen von den Spinnen eingewebt worden, doch bald war dieser schöne Anblick verschwunden. Diese Zeit nennt man „Altweiber-Sommer”, ich denke, das wissen nicht viele, denn dies ist eine Bezeichnung aus alter Zeit. Meine Oma sagte dann, dass nun der Sommer seine letzten Kräfte sammelt, um noch einmal richtig durchzustarten. Bald darauf kommen die ersten Nachtfröste. Ich kann mich erinnern, das es stimmt, denn immer, wenn die Dahlien am schönsten blühten, kam eine Nacht mit Minusgraden und am Morgen war die Farbenpracht beendet. Die Blüten und Blätter waren schwarz und hingen herab. Danach kam dann der Herbst mit seinen schönen Tagen, die dem Sommer in nichts nachstehen. Auch die Herbstzeit ist eine Jahreszeit die zum Hinausgehen in die Natur einlädt. Die ersten Bäume beginnen sich zu färben und die ersten Blätter segeln zu Boden.
Ein supersonniger Tag geht zu Ende. Heute habe ich den selbstgebauten Tisch fertig gemacht, auch das alte Sofa ist fast fertig. Morgen werde ich nur noch die Lehne beziehen. Während ich daran arbeitete, hat Jürgen den Grill angeworfen und uns Steaks und Bratwürstchen zum Abendessen gegrillt. Es war sehr lecker und jetzt ist der Feierabend eingeläutet. Ich liege auf dem Sofa und schreibe in meinem Tagebuch. Mal sehen, was das Fernsehen heute Abend noch anzubieten hat und wie lange ich durch halte. Müde bin ich schon jetzt und es ist doch gerade mal halb acht. Den ganzen Tag an der frischen Luft, das macht eben müde, ich sag schon mal „Gute Nacht!
9.9.2016
Jürgen hat den TÜV bestanden, doch muss er weitere Untersuchungen über sich ergehen lassen. Die Federung (Hüfte), genau wie sein Auto, hat einen Schaden, so die Vermutung. Genaueres soll eine Röntgenuntersuchung aussagen. Alle anderen Werte sind super und da hat er sich als Belohnung eine Säge gekauft, eine Kettensäge, um Äste aus hohen Bäumen aus zu sägen. Kaum zu Hause, wurde das Wunderwerkzeug ausgepackt und getestet. Unsere große alte Eiche direkt vor der Haustür hat viele trockene Äste und Äste, die aufs Hausdach ragen. Einige hingen bis hinüber zum Schuppendach. Innerhalb kurzer Zeit waren sie alle abgesägt und am Boden kurz geschnitten. Erstaunlich wie viel Licht plötzlich auf den Hof fällt. Das Haus steht nun frei, die Sonne kommt auch dort hin, wo es bis vor kurzem kaum Tag wurde. Jetzt werden wir auch die Dachrinnen und die Windleisten am Giebel erneuern können.
Heute habe ich eine Idee umgesetzt, die ich seit einiger Zeit im Kopf hatte. Aus einem alten Bettgestell baute ich einen Tisch, er ist noch nicht ganz fertig. Morgen kommt noch das Abschleifen und Streichen, er soll einmal auf der Terrasse mit einem alten Sofa stehen, das ich noch aufarbeiten muss. Von ihm ist nur noch das Holzgestell vorhanden. Die gesamte Polsterung war so durch das Alter in Mitleidenschaft gezogen, dass ich alles abreißen musste. Auch die verrostete Federung musste weichen. Jetzt werde ich es total erneuern und mit einem auffallenden Stoff beziehen, der in meiner Bastelkammer liegt. Ich hoffe, er reicht, um Sofa und zwei Stühle damit zu bespannen.
Seit einigen Tagen haben wir eine Maus, sie wohnt am Gartenteich unter den Steinen, die ich als Mauer aufgetürmt habe. Sie hat kaum Scheu, wenn ich in der Nähe bin. Solange sie ihre Behausung dort beibehält und nicht ins Haus kommt, ist sie mir willkommen. Anders erging es einer Maus, die über den Hof rannte und einen großen Fehler machte. Sie kletterte in den Hühnergarten, was nicht unbemerkt blieb. So etwas hatte ich zuvor noch nicht gesehen: ein Mäuse jagendes Huhn....mit Jagderfolg! Elsbeth, eines unser Belgerhühner, entdeckte sie, pickte auf sie ein und drehte dann mit ihr im Schnabel Runden im Hühnergarten, verfolgt von all den anderen. War das ein Spektakel!
Jetzt habe ich etwas dazu gelernt. Hat man keine Katze, sollte man wenigsten Hühner haben, die dann die Mäusejagd übernehmen.
8.9.2016
Der Tag ist vorbei, die Nacht kommt, nun werden die Tage wieder kürzer, es ist gerade halb neun und es ist schon dunkel. Bald kommt die Zeit, wo wir abends sitzen und lesen, das heißt: eine große Tasse Tee aus frischer getrockneter Minze, Johannesbeerlaub oder gesammelten Kräutern zubereitet und dann gemütlich auf dem Sofa sitzend, lese ich aus den Büchern, die ich schon kenne oder die einen interessanten Titel tragen. Im vergangenen Jahr las ich ein Buch über drei alte Frauen, die ihr Leben gemeinsam in der Wildnis meistern. Ich erzählte Jürgen davon und wir beschlossen, dieses Buch noch einmal aus dem Regal zu holen und gemeinsam noch einmal zu lesen.
Der Besuch bei „Bilprovning“ verlief zufrieden stellend. Ein paar kleine Reparaturen, nicht gravierende, somit ist Jürgen schon mal in der Hinsicht glücklich. Nun muss er morgen selbst zum „TÜV“, ich habe ihn angemeldet, mal einen Generalcheck zu machen. Ab 50 stellen sich doch so manche Wehwehchen ein, die sollten nicht so einfach ignoriert werden. Ich spreche aus Erfahrung.
Ich habe am Mittag angefangen, am künftigen Loppis zu arbeiten. Die Farbe ist aufgebracht und die letzten Regale stehen oder hängen an der Wand. Morgen Nachmittag werde ich das Ganze sauber machen und beginnen, die Kartons auszupacken. Alles werde ich nicht einsortieren, aber einen großen Teil kann ich schon dort hinstellen, wo ich hoffe, das Interesse meiner Besucher für all die kleinen Dinge zu wecken.
Als wir heute von Oskarshamn zurück fuhren, entdeckte ich auf einem kleinen mit Gras bewachsenen Waldweg die leuchtenden roten Kappen der leckeren Pilze. Wir machten Stopp und in wenigen Minuten war der Karton, den ich vom Einkauf im Auto hatte, voll. Wir setzten die Fahrt fort und nach ca. 100 m kamen wir an einem Ferienhaus vorbei, das nur in den Sommermonaten einige Wochen genutzt wird. Der Gartenboden war übersät von Steinpilzen, also wieder Stopp und die Pilzernte ging weiter. Zu Hause angekommen wurden die Pilzmassen geputzt und zum Trocknen zerkleinert. So können sich meine Bekannten, wenn sie Ende September hier sind, einige mitnehmen. Sie freuen sich schon drauf.
7.9.2016
Wieder ist eine Woche halb vorbei. Früher sagten wir „Bergfest“ dazu und freuten uns, dass bald wieder Wochenende ist. Da wussten wir noch nicht (oder sagen wir lieber, wir haben uns keine Gedanken gemacht), wie wertvoll die Zeit ist. Nun sagen wir: „Mann, schon wieder die halbe Woche weg, beängstigend, wie die Zeit rennt..” Ist es, weil wir mit dem Älterwerden die Zeit mehr schätzen? Ich denke ja. Wir denken darüber nach, was wir geschafft haben, was wir noch erledigen wollen und was liegen geblieben ist, was unbedingt am nächsten Tag erledigt werden muss oder was aus Zeitmangel verschoben werden muss.
Es gab auch bei mir eine Zeit, in der ich keine Tagesplanung machte oder gar die Woche im Voraus einteilte. Was ich tat, tat ich spontan und wenn ich am Abend etwas nicht erledigt hatte, war es für mich kein Drama. Doch jetzt musste ich feststellen, dass es einen groben Tagesablauf geben muss. Solange man einer geregelten Arbeit nachgeht, bestimmt diese deinen Tag. Aber wenn man so lange wie ich krank ist und eigentlich in den Tag hinein leben kann (was total gegen meine Mentalität ist), muss man nicht nach der Uhr leben.
Seit einigen Wochen habe ich meine innere Uhr aktiviert, sie wurde mir wieder wichtig. Es gab Tage, an denen ich abends ein schlechtes Gewissen hatte, wenn ich nichts oder wenig erledigt hatte. Ich kann mir nicht erklären, warum ich wieder in diesen Zustand zurück verfallen bin. Selbst am vergangen Sonntag. Ich verbrachte habe den Tag im Haus und machte nichts Wesentliches. Am Abend jedoch hatte ich das Bedürfnis, noch raus zu gehen und zu arbeiten. Verrückt oder? Am Montag habe ich mir dann den sogenannten „Tritt in den Hintern” gegeben und der Elan für die Arbeit war da. Ich begann, das Chaos im Schuppen aufzuräumen. Ich sortierte und am späten Nachmittag sah man freie Wände. Am Dienstag ging es richtig los, sozusagen „Totalberäumung”, das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Der Staub von Jahrzehnten, Spinnweben und verrostetes Werkzeug, das einst gewissenhaft an Nägeln in der Wand aufgehängt worden war, musste weichen. Da es mal die kleine Werkstatt von K. Hultgren war, fand ich überall Spuren dieses Mannes, egal ob in seinen Werkzeugen, in deren selbst geschnitzten Griffen er seine Initialen eingebrannt hatte, an der Wand die Anfangsbuchstaben seines Namens oder an einem Brett die Proben seiner Malerversuche. An den Deckenbalken hatte er sich mit angenagelten Brettern kleine Hängeboden gebaut. Dort fand ich Rohlinge von Sägegriffen. Da lasse ich mir was einfallen, wo und wie sie ihre Aufgabe erhalten, denn heutzutage werden sie ja nicht mehr benötigt.
Gestern habe ich noch einige Regale angeschraubt und Tische in den Raum gestellt. Heute war ich wieder arbeiten, ich bekam viele Blumen, die ich einpflanzen musste, so dass ich am künftigen „Loppis“ nichts gemacht habe. Morgen werde ich, wenn wir von Oskarshamn zurück sind - Jürgen muss mit seinem Auto zum „Bilprovning ” (auf Deutsch TÜV) -, den Topf mit der Farbe heraus holen und los geht's. Mal sehn, was ich schaffe, Bilder folgen.
4.9. 2016.
Komme gerade von der Poststelle in Kristdala, habe eine Überraschung auf den Postweg geschickt. Ich fange mal von vorne an. In der letzten Woche erhielt ich eine Mail aus Deutschland, es ging um meine Ersatzeltern. Als ich sie las, machte sich erst einmal ein flaues Gefühl im Bauch breit. Da stand nur: „Mutti und Papa, heute Abend 22.00 Uhr skypen?“ Ohne lange zu überlegen, antwortete ich: „Na klar.” Ich wurde auf den aktuellen Stand gebracht. Gunter liegt seit einer Weile wegen seiner Beschwerden im Krankenhaus. Und was macht Marlis? Sie setzt sich aufs Fahrrad, stürzt und das so schwer, dass auch sie mit einigen Verletzungen ins Krankenhaus muss. Ihre Tochter sorgte dafür, dass sie beide im selben Krankenhaus in einem Doppelzimmer liegen. Na, sie hatten ja eh vor, in Urlaub zu fahren mit All-Inclusive. Das haben sie ja nun. Ich habe mich am selben Abend hingesetzt und an die zwei einen langen Brief geschrieben, der sie aufmuntern wird. Denn es ist ein besonderer Brief, eben ein Brief von mir, Astrid, ihrer Pflegetochter, die beide sehr lieb hat. Da ist es doch wohl klar, dass der Brief liebevolle Basteleien in sich hat. Und als ich dann im Bett lag, überlegte ich, wie kann ich die beiden noch überraschen, die Lösung fiel mir schnell ein.
Ich hatte vor einiger Zeit für sie Bettwäsche mit Elchen gekauft. Wenn meine Freunde Ende September kommen, sollten sie diese mit nehmen und dort abliefern. Nun kam mir der Gedanke, was wäre wenn... Die beiden werden aus dem Krankenhaus entlassen, kommen nach Hause und werden die meiste Zeit noch im Bett verbringen, bis es ihnen wieder besser geht. Da wäre es doch schön, wenn ich irgendwie bei ihnen sein könnte. Also schrieb ich schnell meine „Fastschwester“ D. an, ob sie mir bei diesem Plan helfen würde, was sie bejahte, auch sie ist ein toller Mensch und wohnt genau wie Marlis und Günter in meinem Herzen. Ich packte die Bettwäsche heute Morgen ein, schrieb die Adresse drauf und schickte sie auf die Reise. Dort angekommen wird D. sie aufziehen und meine Zeilen mit Genesungsgrüßen dazu legen. Ich sehe und höre schon die beiden, wenn sie dann das Schlafzimmer betreten. Da Marlis sicher mit Gehhilfen unterwegs ist und Gunter etwas besser im Haus zurecht kommt, wird einer der beiden zuerst im Schlafzimmer sein und dann den anderen rufen. Die Worte klingen mir in den Ohren. So ist das, wenn man sich so gut kennt wie wir. Gern wäre ich in diesem Moment Mäuschen dort, um die beiden auf der Bettkante sitzend zu zusehen, wie sie über die Bettdecke mit dem Gruß aus Schweden streichen. Ich bekomme Gänsehaut bei diesem Gedanken.
30.8.2016
Gestern schrieb ich, wie viele Pilze es gibt, und heute komme ich hinaus und schaue an die dicke alte Eiche direkt vor dem Haus und was sehe ich da am Stamm: einen riesigen Baumpilz. Auch er ist in Windeseile gewachsen, denn vor zwei Tagen, war von ihm noch nichts zu sehen. Der Regen und die tropische Luft ließen ihn in dieser Größe wachsen, doch ich denke, dass er in wenigen Tagen wieder abfällt. So war es auch im vergangenen Jahr. So schnell er wuchs, so schnell war er auch wieder verschwunden. Schade, aber das ist der Werdegang der Natur.
Heute habe ich nun endlich begonnen, den Schuppen auszuräumen, in dem mein „Loppis“ entstehen soll. Oh Mann, was sich da alles angesammelt hat, egal ob Werkzeug, Deko oder Dinge für den Loppis, die ich bereits gesammelt habe oder von Bekannten bekommen habe. Kiste über Kiste füllte sich. Morgen werde ich sicher den Raum leer haben, dann kann ich ihn säubern und mit den nötigen Baumaßnahmen starten, damit ich die Möbel hinein stellen kann, wenn ich sie bei schönem Wetter gestrichen habe. Ich werde wohl in diesem Jahr nicht mehr eröffnen, ich plane andere Dinge, die einige Wochen in Anspruch nehmen, sodass ich keine Zeit für mein neues Baby haben werde. Also starte ich mit Saisonbeginn im nächsten Jahr.
Dann muss ich heute noch etwas ganz trauriges mitteilen. Ich schrieb doch über die zwei Delphine, die im vergangen Winter entlang der Küste hier die kalte Jahreszeit verbrachten. Im Frühling waren sie für ein paar Wochen an die Ostseeküste Deutschland geschwommen. Vor der Küste Hamburgs sorgten sie für Aufsehen, sie wurden zur Touristenattraktion. Das wurde ihnen zu viel und sie kamen zurück nach Schweden. Vor wenigen Wochen wurden sie auch im Hafen von Kalmar gesichtet, ihre Route ging Richtung Süden. Heute nun die traurige Nachricht über die Sichtung eines Delphinkadavers einige Seemeilen vor Ystad. Er soll geborgen und die Todesursache untersucht werden: Stress, Nahrungsmangel oder der Umstand, dass dies eigentlich nicht sein Lebensraum ist. Über den Verbleib des zweiten Delphins ist derzeit nichts bekannt. Ich hoffe, es geht ihm gut und er findet den Weg zurück in seine Welt.
29.8.2016
20 Minuten am Waldesrand entlang und jetzt sind sechs Kilo Pilze geputzt und geschnippelt in der Kühltruhe. So wie vor 2 Jahren gibt es nun Pilze in Massen. Stein- und Birkenpilze stehen in Reih und Glied am Wegesrand, das lange Gras bietet ihnen Schutz, aber nicht vor meinem Blick. Jürgen und ich waren heute nach Vena gefahren, 35 Kilometer entfernt von Bråbo. Wir waren mit einem deutschen Rentnerpaar, wir kennen uns seit ein paar Jahren. Nun haben sie ihr Haus verkauft und gehen zurück nach Deutschland, sie wollen ihren Lebensabend in der Nähe ihrer Kinder verbringen. Einige Dinge, die nicht mitnehmen wollen, haben sie uns gegeben, um sie im „Loppis“ anzubieten. Auf dem Weg dort hin entdeckte ich am Wegesrand die leuchtenden Hüte der Rotkappen, auf dem Rückweg wurde an den Stellen halt gemacht und gesammelt und gesammelt, Pilze über Pilze. An einer Stelle auf einer kleinen Lichtung unter einer Gruppe von Birken, die bereits ihr Laub zu färben beginnen, stand eine Pilzfamilie aus 11 Köpfen. Also eine Pilzgroßfamilie. Allein diese reicht für eine Mahlzeit mit Speck und Zwiebel und neuen Kartoffeln. Ich freue mich jetzt schon drauf. Die nächsten Tage werde ich wohl noch einige Male Pilze sammeln gehen, denn suchen muss man nicht.
In ganz Småland ziehen seit einigen Tagen schwere Gewitter übers Land. Bisher haben wir noch nichts davon mitbekommen, außer aus den Medien. Fantastische Bilder von Wolkenformationen werden gepostet von Skone bis Stockholm. Aber vor einer Weile wurde es bei uns am Himmel dunkel, schwere Wolken verschlossen den Himmel, lassen kaum noch Licht durchdringen, so dass als ziehe die Nacht ein, es ist doch aber gerade 20.00 Uhr. Die Kronen der Bäume hinter dem Haus und die Blätter der Pappeln auf der anderen Straßenseite rauschen so stark, als prassle ein mächtiger Regenguss nieder. Doch alles ist nur Wind, kein Tropfen fällt.
Am Nachmittag gab es einen Regenschauer, nur kurz jedoch sehr ausgiebig. So kann die nächsten Tage die Sonne das Nötige tun, um die Natur noch einmal aufleben zu lassen. Der Rasen ist wieder grün und viele fast vergessene Blumen zeigen noch einmal kleine Blüten. Kürbis und Co. werden vielleicht doch noch etwas größer, bisher machten sie ihrem Namen nicht gerade alle Ehre. Morgen werden die Zucchini geerntet, mit Hackfleisch gefüllt und stehen am Abend auf dem Tisch.
28.8.2016
„Mit den Hühnern aufstehen”, sagt man nicht so? Würden wir uns daran halten, wären wir wohl jetzt gerade erst aus dem Bett gekrochen. Warum? Tja, unserer Hahn und seine Weiber sind etwas aus der Art geschlagen. Erst wenn Jürgen oder ich hin gehen und sagen:”Nun aber raus!”, bequemen sie sich, den Stall zu verlassen. Obwohl frisches Wasser und Körner oder sogar leckeres Grünzeug auf sie warten, hört man aus dem Stall nur ein leises Gluckern von Wilfried, als wolle er uns sagen: „Seid ruhig da draußen, mein Harem schläft noch”.
Vielleicht liegt es auch am Wetter, das ja ziemlich hoch klettert auf dem Thermometer. Oder liegt es daran, dass die Damen sich gerade nicht so schön fühlen? Sie haben nämlich Federn gelassen. Zar sehen sie nicht unbedingt wie gerupfte Hühner aus, aber der Charme ist im Moment hin. Ein paar Wochen weiter und sie schmücken sich wieder mit „eigenen Federn”. In der nächsten Woche werde ich das Dach aus Blech über dem Hühnergarten montieren, sodass unsere kleine Hühnerkolonie auch bei Regen und Schnee raus gehen kann. Wenn es nass an den Füßen wird, sind die Hühner ganz schnell wieder im Stall.
Gestern war es sehr warm, es hat mich aber nicht abgehalten, draußen herum zu wuseln, im Garten und wo der Sitzplatz ist. Da viele Blumenkübel nicht mehr schön ausgesehen haben als Folge der langen Trockenheit, habe ich die Pflanzenreste heraus genommen. Überall, wo ich einst Stiefmütterchen und Hornveilchen gepflanzt hatte, sind Hunderte von kleinen Pflänzchen zu sehen, diese werde ich noch ein, zwei Wochen dort stehen lassen und dann in die Kübel setzen und schon ist die Frühjahrsbepflanzung gesichert, vorausgesetzt ich bring sie über den Winter. Den Früchten nach, die an den Kultur- und Wildbäumen hängen, muss es ein sehr kalter Winter werden, doch der macht uns nun keine Angst mehr, wir haben vorgesorgt. Heizung, neue Fenster, Haus- und Terrassentür neu: der Winter soll nur kommen. Ab sofort muss er draußen bleiben.
Gestern habe ich auch einen kleinen Zaun um meinen Gemüsegarten gebaut, weil die Kühe mir zu oft direkt hinter dem Haus frei herum laufen. Ich fürchte um mein Gemüse und vor allem um meine Gladiolen, die kurz vor der Blüte stehen. Es wäre das erste Jahr, in dem ich ihre Blüte erlebe und genießen kann. Vor zwei Jahren hatte ich nämlich ein Hochbeet angelegt. Es stand etwas zu dicht an der Weide bzw. die Kuh ignorierte das Kribbeln des Stromflusses im Absperrdraht, während sie sich heran machte und alle, aber auch alle Blütenrispen der Gladiolen abfraß. Auch jede Sonnenblume verlor ihren Kopf bis auf eine. Man kann sich leicht vorstellen, wie ich geschaut habe, als ich vor die Tür kam und die noch kauende Kuh mich ansah, neben sich die letzte leuchtende Sonnenblume. So traurig ich war, ich nahm das Handy zur Hand drückte auf den Auslöser und so habe ich eine hübsche Erinnerung an diese Episode. Gerade habe ich nach diesem Foto gesucht und natürlich nicht gefunden, wie das gewöhnlich so ist. Dann kommt es eben später.
Soeben begann es zu regnen, so kann ich auch keine Fotos vom Gartenzaun machen, diese kommen als Nachtrag. Gerade wurden wir zum Kaffee eingeladen, also mache ich jetzt das Buch zu und mich Ausgehen fein, kann ja dauern. Bis bald!
Fotos von meinem Ausflug auf die Insel "Blå Jungfrun"
25.8.2016
Ein wunderschöner Tag geht zu Ende. Nachdem ich die ganze Nacht damit beschäftigt war, die Kortisonladung im Körper zu verteilen und kein Auge zugemacht hatte, war ich drum und dran, unseren Ausflug abzusagen. Doch meine Schmerzen im Bein waren weg und ich dachte, erst mal sitze ich sowieso eineinhalb Stunden auf dem Boot und wenn wir auf der Insel angekommen sind, kann ich immer noch entscheiden, ob ich laufe oder mich einfach ans Ufer setze und Jürgen alleine auf Hexenexpedition gehen lasse.
Nach einer etwas „welligen” Überfahrt kamen wir an. Ohne Landungssteg, nur über ein kleines Außenblech des Bootes betraten wir die Felsinsel. Ich war von dem Anblick begeistert und wollte mehr sehen. Ausgerüstet mit einer Karte, auf der die verschiedenen Wanderrouten eingezeichnet waren, ging es los. Steil bergauf über die Felswand, Halt gaben kleine Seile entlang der Steigung. Mann, die Luft wurde knapp. Ich dachte: „Astrid, du willst das alles sehen, also mach und halte durch.” Jürgen reichte mir die helfende Hand, wo sie nötig war. Denn nicht überall stehen Bäume oder Sträucher, die etwas Halt bieten. Über Felsen, die glatt sind oder scharfkantig, ging der Weg weiter, Holzpfähle mit weißen Spitzen wiesen uns den Weg. Immer wieder mussten wir stehen bleiben, weil alte krüpplige Bäume da standen, als wären es Skelette aus Urzeiten oder hölzerne Trolle. Vielleicht waren es aber auch die Hexen der Insel, die sich, um uns beobachten zu können, in diese Gebilde verwandelt haben.
Alte Wegweiser führten uns zu Sehenswürdigkeiten, wie z. B. zur Jungfernkammer oder zur Kirche, alles aus reinem Fels, der Bauherr war die Natur. 1929 wurde von einen Isländer das Naturreservat auf der Insel begründet. Eine gute Idee, denn die Naturschönheit ist sollte der Menschheit noch sehr lange erhalten bleiben. Wir wanderten oder genauer: wir kletterten bis hin zur Steinklippe mit dem Steinlabyrinth, vorbei an der Felsenschlucht bis zur Steilküste, wo die Ostseewellen hoch gegen die Felswand schlugen. Die Sonne brannte. Bei Temperaturen von 30 Grad war es erholsam, wenn mal ein kleiner Teil der Weges durch Eichen, Eschen und Wacholdersträuchern führte. Der Boden ist bedeckt mit blühender Heide. Ein starker Honiggeruch stieg aus den Tausenden leuchtend lila Blüten auf, so dass man gern ein frischgebackenes Brötchen gehabt hätte und es mit dem Duft bestrichen genießen wollte. Wir sogen ihn tief auf und wenn ich mich anstrenge, kann ich ihn jetzt sogar hier zu Hause auf dem Sofa liegend noch wahrnehmen.
Nun ging es wieder direkt an der Steinküste weiter, Achtsamkeit ist geboten, denn es geht dort sehr steil hinab direkt in die wellenreiche Ostsee, nicht gerade ein guter Gedanke. Nicht umsonst hängen hin und wieder Rettungsringe an hölzernen Gestellen. Zwischen den zerklüfteten Felsen sehen wir immer wieder Überreste von Bäumen und Sträuchern, denen man ansieht, dass sie Hunderte von Stürmen überstanden haben, um dann eines Tages doch der Gewalt weichen mussten. Grau und würdevoll liegen sie da und warten darauf, dass die Vogelwelt darin ihre Behausung einrichtet, oder sie ergeben sich den Naturgewalten. Bewachsen mit salzig riechendem Moos machen sie dem Neuem Platz.Viele dieser Gebilde könnten die Behausung der Hexen sein. Ich habe ab und zu angeklopft und auch mal weiter hinein geschaut, aber es war keine Hexe da, außer meiner Wenigkeit. Da will man seine Vorfahren besuchen und keiner ist zu Hause. Sollte mich vielleicht das nächste Mal anmelden.
Drei Stunden strammer Marsch über Stock und Stein oder sagen wir mal lieber: über Baum und Fels. dann erreichten wir wieder die Anlegestelle an und warteten auf unser Boot, das uns zu zurück nach Oskarshamn bringen sollte. Die Wellen waren größer und höher als bei der Herfahrt. Viele der Inselbesucher waren ruhig, verdammt ruhig. Schieben wir es einfach mal auf Müdigkeit oder Abgeschlagenheit nach diesem aufregenden Tag. Oder war es doch die sogenannte Seekrankheit? Uns ging es jedenfalls gut und wir werden sicher noch lange von diesem traumhaften Ausflug zehren.
Wer nach Schweden kommt, um die schöne Natur zu sehen, darf den Trip auf die „Blå Jungfrun“ nicht auslassen!
24.8.2016
Wieder ist ein Tag mit hochsommerlichen Temperaturen zu Ende. In den nächsten Tagen soll die Hitze anhalten. Es tat gut, dass es in der vergangenen Woche regnete, was das Zeug hielt. Die Blumen und das Gemüse haben noch einmal einen Aufschwung erhalten, doch meine Blumenkästen haben es trotz Gießen nicht geschafft. Da ja bald der Herbst Einzug hält, habe ich günstig Heide bei Jem & Fix gekauft, einem kürzlich eröffneten neuen Baumarkt in Oskarshamn. Nun sieht es etwas freundlicher aus, denn die sterblichen Überreste der einst so üppigen Rankenpflanzen waren nicht gerade eine Augenweide. Die Heide ist auch für die Winterbepflanzung ideal und die weihnachtliche Deko passt auch dazu.
Oh Mann, da denke ich schon an Weihnachten, eigentlich kein Wunder: heute in vier Monaten ist Weihnachten und wir haben die Bescherung bereits hinter uns. Nun aber genug von Weihnachten, es kommt schnell genug, die Zeit vergeht rasend. Heute war ich wieder beim Arzt, zur Kortisoninjektion. Bis vor einer Stunde hatte ich mächtig Schmerzen, die auf das Kortison zurück zu führen sind. Ich wurde von Macjek, meinem Arzt, aufgeklärt, dass Kortison aus kleinen Kristallen besteht und während der Verbindung dieser mit dem Gelenkgel im Körper kommt es zu Reaktionen, die Schmerzen verursachen. Gut, eine Erklärung dafür zu haben, sonst denkt man zuerst an eine Verschlechterung, so wie bei der ersten Injektion. Da wusste ich nämlich vor Schmerzen nicht wohin und bereute, eine solche Therapie gestartet zu haben, zusammen mit der Akupunktur, die am Freitag weiter geht, denn Linda hatte Urlaub. Anfangs glaubte ich auch da nicht an eine Verbesserung, doch jetzt nach einigen Wochen muss ich sagen: „Danke Linda, diese Idee war super.”
In Schweden können die Physiotherapeuten andere Behandlungsmethoden versuchen, wenn eine verordnete nicht anschlägt. Sie tragen dann die begonnene Behandlung in mein Computerjournal ein und so kann der Arzt sehen, welche Methoden versucht wurden. Voraussetzung für den Beginn einer Behandlung ist natürlich meine Zustimmung, die ich nach einer kurzen Erläuterung auch gegeben hatte.
Nun muss ich mich aber ins Bett machen, denn morgen früh heißt es, zeitig auf stehen, denn..... Wir fahren zur Blå Jungfrun! Nachdem ich geschrieben habe, dass wir das in diesem Jahr eventuell noch machen wollen, habe ich im Internet nach gesehen, wann eine Fahrt dorthin möglich ist und ich musste feststellen, dass die Saison fast zu Ende ist und ich habe „Snabbat” gebucht. Nun war es zwar etwas ungünstig wegen der Injektion heute, aber ich wollte die Buchung nicht stornieren. Morgen früh um 9.30 legt das Boot in Oskarshamn ab, ich freue mich mächtig, denn ich bin neugierig auf diese Sagen umwobene Insel und auf einen schönen Tag mit Jürgen. Demnächst erfolgt eine Berichterstattung und Fotos, vielleicht auch von einer Hexe!
Die soll es ja dort geben.
21.8.16
Das kommt nicht oft vor, dass ich den ganzen Tag im Haus bin, es regnet zwar nicht, ist trotzdem etwas ungemütlich draußen.
Gestern waren wir den ganzen Tag bei unseren Bekannten auf der Insel, sie sind heute wieder nach Hause gefahren und so wollten wir noch einen Tag gemeinsam verbringen. Da es die Tage zuvor regnete und auch der Wind um die Häuser pfiff, dachten wir uns schon, dass es dort etwas stürmischer zugeht. Nun erzählten sie uns, dass hohe Wellen die gesamte Insel umspielten und weit auf die Felsen schlugen. Gerne hätte ich das gesehen, doch eine Überfahrt dorthin sei zu gefährlich, so waren unsere Bekannten diese Zeit auch so etwas wie Gefangene auf ihrer Insel. Aber ich habe gesagt: „Auch mal schön, so nimmt man sich wenigstens mal Zeit für sich und seine Familie”.
Gestern war das Wasser wieder ziemlich ruhig. Es hat etwas geschaukelt, als wir hinaus fuhren. Auf der Ostsee schwammen große Pflanzenteile der Algen (brauner Blasentang). Eine Folge des Sturmes, sonst sind solche Exemplare mit einem Durchmesser von 2 Metern eher selten zu sehen. Sie kommen tief aus dem Meer. Das Wasser war klar und wäre es nicht so kalt gewesen, hätte man die Beine mal vom Steg aus baumeln lassen können.Vom Steg führt eine Leiter direkt ins Wasser, aber sie sagten, dass sie in diesem Jahr nicht geschwommen sind, weil durch die extreme Hitze das Wasser die ganze Zeit trübe war und mit Algen und Quallen übersät. Die normale Qualle ist zwar nicht gefährlich, doch ist ein Schwimmen zwischen ihnen nicht gerade angenehm. Im Gegensatz dagegen sollte man sich bei Feuerquallen aus dem Wasser machen, denn eine Berührung mit ihnen ist sehr unangenehm und hat ihre Folgen. In diesem Jahr habe ich nur einmal diese Quallenart hier bei uns gesehen und bin auch nicht scharf darauf, körperlichen Kontakt mit diesen seit über 600 Millionen Jahre bekanntem Lebewesen zu bekommen. Sie gehören zu den ältesten Lebewesen unseres Planeten, schon aus diesem Grund habe ich großen Respekt vor ihnen.
Von der Insel aus hatten wir eine gute Sicht zur Blauen Jungfrau, wir konnten sogar ein Teil von Öland sehen.
Seit 5 Jahren lebe ich in Schweden, muss aber gestehen, dass ich zwar schon einige Male auf Öland war, aber nur zu Kurztrips, um irgendwelche Baumaterialien abzuholen, die ich über „Blocket“ erstanden habe. Anders dagegen mit Gotland und der Blå Jungfrun. Beide Inseln sind interessant und haben so ihre Sagen. Nach Gotland wollen Jürgen und ich im nächsten Jahr, denn für so einen Ausflug muss man einige Tage einplanen. In diesem Jahr war es nicht möglich. Zur Blå Jungfrun wollten wir noch in diesem Jahr, ob es etwas wird, ist fraglich. Diese Sagen umwobene Insel ist unbewohnt und wird mit vielen Geschichten beschrieben. Einer sagt, sie sei magisch, ein anderer beschreibt sie als gruselig und unheimlich und noch ein anderer sagt über diese Insel, dort herrschen die Hexen und man sollte diese Insel meiden. Doch gerade diese verschiedenen Äußerungen veranlassen die Menschen zu einen Tagesausflug, den man von Oskarshamn aus mit einem Sightseeing-Boot machen kann. Auch meine Neugier hat diese Insel erweckt, und ich kann mir gut vorstellen, dass es mir dort gefällt. Es ist eine Insel aus zerklüftetem Fels mit einer Bergformation, die aus Inseleis entstand. Eine Schönheit, von der Natur geschaffen, und ein Platz, auf dem der Mensch nicht versucht hat, seine Vorstellungen durchzusetzen.
Auf der Insel gibt es weder Landungsstege, noch Cafés oder gar Restaurants, es gibt dafür einfach nur ganz viel Natur!
19.8.2016
Das Werk ist vollbracht. Wo vor einer Woche noch die Wäschespinne ihren Platz hatte und das Gewächshaus der Tomaten stand, die durch die extreme Wärme kaum Früchte angesetzt hatten, ist nun ein Platz zum Entspannen entstanden. Ich hatte ja bereits geschrieben, dass Jürgen mir half, ein Loch für den Teich zu graben. Dann habe ich alles fertig gebaut und bepflanzt.
Gestern war ich zu den Bekannten, um die Goldfische zu holen. Es regnete in Strömen und als ich auf dem Heimweg war, entdeckte ich auf einem Feld dicht an der Straße einen Dachs, er hielt die Nase knapp über dem Boden, so suchte er nach Nahrung. Ich fuhr langsam rechts in eine kleine Einbuchtung und stieg trotz des Regens aus. Die Kamera in der Hand ging ich Schritt für Schritt in Richtung des „Raubtieres“, das in diesem Moment keineswegs Eindruck machte, als könnte es gefährlich werden. Aus Erfahrung weiß ich aber, dass ein Dachs in Bedrängnis sofort in die Angriffsstellung geht. Als vor vielen Jahren ein Dachs in der Nacht versuchte, meine Laufenten aus dem Stall zu rauben, ich ihn jedoch daran hinderte, gefiel ihm das absolut nicht und er griff mich an. Eine Harke, die ich glücklicherweise am Tage vergessen hatte wegzuräumen, griff ich zur Verteidigung und schlug ihn in die Flucht. Gestern aber bekam er mich überhaupt nicht mit, er war so ins Suchen vertieft, erst als ich ganz dicht am Straßenrand stand und der Schotter unter meinen Schuhen knirschte. Die Nase hoch und mit flinken Füßen machte er sich davon. Ich hatte nicht bemerkt, wie nass ich in der Zeit geworden war. Erst im Auto stellte ich fest, dass mein Pullover durchnässt war und ich mich beeilen musste, nach Hause zu kommen, um mir etwas Trockenes anzuziehen.
Da es seit drei Tagen jetzt dauerhaft regnet, sind die Wiesen wieder frisch und das Gras wird wieder grün, so dass die Tiere sicher noch eine Weile auf den Weiden bleiben können. Vor Tagen waren die Wiesen braun, das Gras verbrannt und verdorrt.Um an die wenigen grünen Halme zu kommen, drängten die mutigsten der Kühe ihre Köpfe unter dem stromführenden Draht durch und drückten ihn nach oben. Die Jungkühe des letzten Jahres und die Kälber aus diesem Jahr hatten so Gelegenheit, auszubrechen und der Bauer hatte voll damit zu tun, die Tiere zurück auf ihre Weide zu treiben. Einige male standen Tiere bei uns auf dem Weg und ich musste ihn alarmieren, um seine Tiere abzuholen. Ich hoffe bloß, dass ich nicht eines Tages nach Hause komme und im Garten stehen eine oder gar mehrere Kühe.
15.8.2016
Komme gerade von der Gartenarbeit nach Hause. Ich habe bei einem kleinen Ferienhaus der Familie während meiner Arbeit ein Erdwespennest aufgestöbert und die Wespen mich. Vier Stück haben mich erwischt und gestochen, es schwoll mächtig an und schmerzt. Ich war froh, dass es nicht mehr waren, denn vor diesen Viechern habe ich Respekt. Ein Bekannter von mir aus meinem Heimatdorf in Deutschland fuhr auf die Wiese, um mit der Sense Gras für die Tiere zu Hause zu mähen, er stach mit der Sensenspitze in ein Nest der Erdwespen, blitzschnell griffen sie ihn an, Hunderte von Stiche waren es, sie führten letztlich zu seinem Tod. Als man ihn Stunden später fand, war es zu spät, er verstarb auf dem Weg ins Krankenhaus. Er hatte keine Allergie gegen Wespen oder Bienen, die bloße Menge der Stiche brachte ihn um. Ich mache daher einen Riesenbogen um ein erkanntes Wespennest, aber heute war es nicht zu erkennen und so musste ich die Stiche ertragen. Brennt ganz schön, aber wie sagt man so schön: „Schön ist's, wenn der Schmerz nachlässt”. Außerdem ist es ein Spruch von meinem mein Papa, wenn ich mir mal wehtat bei unseren gemeinsamen Handwerkerarbeiten.
So dachte ich in diesem Moment auch gleich an ihn und musste lächeln.
Morgen kommen Freunde, wir wollen in der Küche für eine alte Tür eine neu einbauen. Ich habe in „Blocket“ eine „Altandörra“ entdeckt und als ich dort anrief, sagte mir der Verkäufer, dass er auf Öland diese Tür hat, er aber in den nächsten Tagen nach Oskarshamn muss und er würde die Tür dann mitbringen, wenn ich sie kaufen möchte. Nachdem wir uns über den Preis einigten, stand die Tür 2 Tage später bei uns. Ich bin fasziniert von der Hilfsbereitschaft der Schweden. Die Tür ist dreifach verglast und damit ist auch das Problem der Kälte in der Küche behoben, denn so schön die alte Tür auch war, sie hatte ihre 200 Jahre auf der Klinke und so mancher ging durch ihr ins Haus, wo sie einst eingebaut war. Sie ist eben doch nicht mehr so effektiv, dass sie ihren Platz bei uns im Haus behalten kann. Ich habe aber bereits im Kopf eine Verwendung für sie, später mehr darüber.
Gestern habe ich eine Mail erhalten, sie kam aus Deutschland, die Mostrichgurken sind super geworden und bei den Freunden gut angekommen. Ich freue mich, dass ich helfen konnte, ein seit langem vergessenes Rezept wieder in die Küche zu holen. Leider sind meine Gurken im Garten nichts geworden, bis auf zwei kümmerliche Gürkchen hatte ich keinen Erfolg mit der Ernte. Im Hochbeet hatte ich auch zwei Pflanzen der Zucchini eingesetzt, zuerst wollte da gar nichts dran wachsen im Gegensatz zu den Pflanzen, die ich Petra gegeben hatte. Sie erhielt bisher eine reiche Ernte der gesunden Frucht. In der vergangenen Woche habe ich 3 sehenswerte Früchte von ihr bekommen, da auch sie nur zu zweit sind und soviel nicht essen können, wie sie ernten.
Die Trockenheit machte meinen Pflanzen zu schaffen. Obwohl wir fleißig gegossen hatten, wollten die Blüten nicht ansetzen. Jetzt aber kann ich verkünden: ich kann Zucchini ernten und die Größe ist beachtenswert. Ich werde Hackfleisch kaufen und die Früchte damit füllen, in der Backröhre schmoren und uns schmecken lassen. Eigene Ernte ist doch einfach nur lecker!
13.8.2016
Sonntagabend, frisch geduscht mache ich es mir nun auf dem Sofa bequem und nehme mein Tagebuch in Angriff. Wieder sind Tage vergangen, an denen ich keine Zeit hatte, um darin zu schreiben. Eine Freundin aus Deutschland ist für ein paar Tage in Schweden und hat mich gefragt, ob ich ihr helfen würde, ein paar Gardinen zu nähen. Stoff war da, aber keine Vorstellung, wie sie aussehen sollen, und das Beste daran: der Stoff reicht nicht. Nun ist meine Ideenkiste gefragt, ich also los ins Miljöhuset und nach Stoff geschaut, der materialmäßig zu dem vorhandenen passt. Nach langem Suchen habe ich ihn gefunden. Ich dachte, ich werde ihn einfach an der oberen Kante annähen und dann Schlaufen aus dem Vorhandenen nähen und so die fehlende Länge anzaubern. Und was soll ich was sagen, es sieht viel schöner aus, als es nur der cremefarbene Stoff gewesen wäre. Meine Freundin freute sich und kam noch auf weitere Ideen, wofür sie weitere Gardinen brauchen würde. Also wurde genäht und genäht.
Da ich ja zu 25 % arbeiten darf, wenn es mir gut geht und was im Moment auch der Fall ist, gehe ich in Bråbo einer Familie aus England, die hier die Sommermonate verbringt, im Garten zu Hilfe. Längst vergessene Wege hole ich ans Tageslicht und der Gemüsegarten ist auch wieder frei von Unkraut. Ich fühle mich gut dabei, wieder etwas zu arbeiten, ich bin entspannter und auch wieder entkrampfter. Das monatelange Herumsitzen brachte mich auf die Palme. Nichts machen zu können, ist grausam für mich.
So bin ich glücklich darüber, dass auch zu Hause immer wieder ein Stück fertig wird wie die Ecke, wo einst die Wäschespinne stand. Seit Monaten plante ich, einen kleinen Gartenteich anzulegen, doch meine Kräfte reichten dafür nicht aus. Am Samstag war es endlich so weit. Spaten und Schippe waren meine Helfer. Ich machte mich daran, den runden Kübel in die Erde zu graben. Er sollte der Ausgangspunkt werden, auf ihm wird das Wasserspiel montiert, das geschieht in den nächsten Tagen. Dann ging es los: das Loch für den Teich musste gebuddelt werden. Ich hatte angefangen, da kam mir Jürgen zu Hilfe. Er konnte nicht sehen, wie ich mich mit dem steinreichen Boden Smålands rumquäle, und so war es schnell getan.
Jetzt konnte ich den Teich einsetzen und mit der Gestaltung der Teichumrandung beginnen. Ich habe mir gedacht, eine Steinmauer als Begrenzung aufzusetzen und davor einen Bachlauf als Verbindung zwischen Wasserspiel und Teich anzulegen. Ich schüttete Erde auf und über die Rinne legte ich die Teichfolie, die ich von Torbjörn bekommen hatte, denn auch er hat vor einer Weile einen Teich angelegt. Da er zu viel Folie gekauft hatte, konnte ich den Rest bekommen und so findet dieser Rest nun eine Verwendung. Ausgelegt mit Steinen aus dem Garten und obenauf die Steinsammlung von meinem Ostseeurlaub mit Sunny, wirkt der Bachlauf fast so, als wäre er schon immer dagewesen. Ein paar Stauden verschönern das Ganze und in ein paar Tagen ist alles fertig.
Von Bekannten bekomme ich Goldfische. Sie haben in diesem Jahr soviel Nachwuchs in ihrem Teich, dass sie unbedingt welche heraus nehmen müssen und so finden sie bei uns ein neues zu Hause.
Aber es gibt nicht nur schöne Dinge, die unser Wochenende bestimmt haben. Seit einigen Tagen haben wir ein Problem mit dem Abfluss. Da bis vor kurzem Emmas Zwinger hinter dem Haus war, half sie uns, dieses Problem zu lösen bzw. die Ursache zu finden. Sie machte ein Loch, sie buddelte was das Zeug hielt an einer Stelle und dann an einer zweiten. Wir sahen, dass dort der Boden feucht war, gut sichtbar durch die lang anhaltende Trockenheit. Emma als Hund folgte ihrem Instinkt und dem Geruch.Wir gruben weiter, wo Emma begonnen hatte. Vorsichtig nahmen wir den Erdboden Schippe für Schippe auf, bis wir das Übel nicht nur rochen, sondern auch sahen. An zwei Stellen (eben dort, wo unser Spürhund gearbeitet hatte) fanden wir die Steckverbindungen des Abwasserrohres. Beide Anschlüsse waren undicht.
Alte Rohre aus längst vergessenen Zeiten kamen zum Vorschein, das heißt nun, noch mehr aufgraben und Rohre neu verlegen. Mann, wie uns das freut.
Somit steht die Arbeit für nächste Woche schon auf dem Zettel.
7.8.2016
Ein Erlebnis, das für eine Weile alles vergessen lässt. Ärger, Stress und all das Elend dieser Welt. Für eine Weile ist die Welt in Ordnung. Wir vergessen die Nachrichten über Krieg, Terror und Umweltkatastrophen, wenn etwas Schönes passiert. Seit gestern sind unsere „kuhischen“ Nachbarn wieder bei uns direkt hinter dem Haus auf der Weide. Fünf Kühe und zwei Kälber. Sie sind erst ein paar Tage alt, springen lustig auf der Wiese umher und wachsen unter dem Schutz der Mütter heran.
Schon vor einigen Jahren konnte ich der Geburt eines Kalbes zusehen. .Damals musste ich den Bauern Tord herbei rufen, denn mit dem Kalb war etwas nicht in Ordnung, die Kuh schaffte es nicht, das Neugeborene auf die Beine zu bringen. Sie leckte ihr Kalb über eine Stunde, doch konnte sie es nicht dazu bringen aufzustehen. Die Kuh selbst brach dann auch zusammen, die Kräfte hatten sie verlassen. Der Bauer musste eingreifen. Nach 2 Tagen waren Mutter und Kind wohl auf.
Heute war alles anders.
Jürgen schaute aus dem Fenster auf die Kuhherde. Der kleine Bulle, ein paar Tage alt, hatte offenbar noch nicht die Erfahrung gemacht, dass es falsch ist, sich genau hinter seine Mutter zu stellen, wenn diese einen Kuhfladen auf die Wiese legen will. Er trägt nun eine Maske, zwar nicht aus Spinat, aber wenn es schön macht.. In diesem Moment entdeckte Jürgen auf der anderen Seite der Weide eine Kuh liegen, bei der der Geburtsvorgang eingesetzt hatte. Schnell nahmen wir die Kameras zur Hand, ich machte Fotos durchs Fenster und Jürgen machte sich auf den Weg zur gegenüberliegenden Seite der Weide. Gerade rechtzeitig war er dort, in diesem Moment stand die Kuh abrupt auf und das Kalb war geboren. Der Instinkt der Mutter setzte sofort ein, sie drehte sich zu ihrem leblosen Kalb um und begann es zu lecken. Bald bewegte sich das Kalb, der Blutkreislauf war angeregt und die stolze Mutter gab sich alle Mühe, ihren Sohn – ja, ein kleiner Bulle ist es - auf die Beine zu helfen. Sie gab die typischen Töne von sich, mit der sie sich verständigen und was Mutter und Kind verbinden wird. Nach 20 Minuten stand der kleine Kerl auf seinen wackligen Beinen, mehrere Versuche schlugen erst fehl, bald aber sprang er auf der Wiese umher, unbeholfen, aber vergnügt. Nun hat unsere Kuh-Familie ein Mitglied mehr und wir etwas, das uns erfreut, wenn wir aus dem Fenster schauen.
Wir haben ihn „Normen” getauft, in den nächsten Tagen bekommt er eine Nummer, also so etwas wie eine Personenidentitätsnummer nur in Form einer Rinder-ID.
Nachtrag
Aufregung pur. Da ist unser „Normen” gerade mal 3 Stunden alt und schon bringt er uns in eine Stresssituation. Kaum richtig auf den Beinen, macht er sich auf den Weg, seine Umgebung zu erkunden. Da muss man doch überall mal schauen, was los ist und wie es auch auf dem Weg außerhalb der Weide aussieht. Obwohl es etwas kribbelt, geht er unter dem Stromdraht durch. Das erste Mal war es wohl noch nicht so schlimm, die Neugier war größer, doch der Rückweg ist schon problematischer. Wacklig auf den Beinen, versucht der kleine Kerl den selben Weg zurück. Doch nachdem die beiden Vorderläufe über dem Draht sind, verlassen ihn die Kräfte, die Stromschläge schwächen ihn und er fällt rückwärts zurück auf den Weg. „Pippi”, der wahre Name der jungen Mutter, steht auf der anderen Seite des Zaunes, durch den der beängstigende Strom fließt, sie weiß von der Gefahr. Was tun, ich rufe Tord an, er kommt auch schnell und hilft dem Ausreißer wieder zur Mutter zu kommen. Kaum ist der Bauer nach Hause gefahren und ich bin wieder im Haus, ist der neue Bulle wieder auf dem Weg. Von den Kräften verlassen, liegt er erschöpft auf dem Weg, die Nachbarin und ich gehen zu ihm, um ihm wieder auf die Beine zu helfen, was uns auch gelingt. Und wieder kriecht er unter dem von Stromzaun durch. Wie oft wird er dies noch tun?
Achja, er hat nun seinen festen Namen, er heißt „Nils”.
5.8.2016
Eigentlich wollte ich nichts mehr über mich und mein Leben, genauer: meine Privatspähre, schreiben, aber manchmal bricht man doch seine Regeln.
Cortison kann vieles verändern, Schmerzen lindern, Stimmung verbessern und was bei mir das wichtigste ist: die Lust an der Arbeit, den Elan, den man dafür braucht, und die Kraft und Ausdauer, um auch durchzuhalten. Nach einem Kreislaufkollaps vor 2 Wochen ging es in die Notaufnahme. 5 Stunden Untersuchungen von Ärzten aus den verschiedensten Fachbereichen brachten mich wieder auf die Beine. Diagnosen kamen dazu, jetzt habe ich weitere Behandlungen vor mir. Medikamente wurden abgesetzt, anders dosiert und gegen die Beschwerden im Bein Kortison in größerer Menge eingesetzt. Der folgende Tag nach der Injektion brachte Schmerzen, dass ich glaubte, es war ein Fehler, dieser Behandlung zuzustimmen, doch am Tag danach …... Endlich mal absolut schmerzfrei, Laufen ohne Stiche und Brennen! Noch hält die Behandlung an, ich hoffe, das bleibt eine Weile so. Was ich in der letzten Woche geschafft habe, dazu brauchte ich sonst lange Wochen bzw. ich hätte sicher gar nicht erst begonnen.
Mit Zollstock, Stift und ein Blatt Papier ging ich in den Gartenbereich, wo es von außen in den Keller geht unter dem Haus. Dort hatte ich das Gewächshaus gebaut, die Wäschespinne hatte dort ihren Platz und am alten Drahtzaun hatte ich ein Rankgestell gezimmert, an dem Himbeeren ranken. Ich machte ein Aufmaß für das benötigte Material, um dort einen Zaun nach Astrids Art aufzustellen. Dann kam mir die Idee, diesen Bereich für Emma zu nutzen, ihren Zwinger zu vergrößern und etwas zu verändern. Ich fuhr zu Magnus, unserem Holzhändler des Vertrauens, gab die Bestellung auf und bereits am nächsten Tag konnten wir das Material holen. Kaum lag es auf dem Hof und schon war ich mit Säge und Maßband an der Arbeit. Schnell waren die Bretter auf Länge geschnitten, die Lattung zugeschnitten und die Schrauberei konnte losgehen. Nachdem ich das große Zaunelement fertig hatte, rief ich Jürgen zur Hilfe und wir stellten es gemeinsam auf, so auch das zweite Element. Dann die Aufstellung der Drahtelemente, ein paar Veränderungen und auch sie passten. Im Zwinger baute ich ein Schleppdach auf, wie es auch im alten Zwinger war, nur etwas größer, auch dies ist wieder mit Dachbegrünung versehen. Es ist, glaube ich, ganz gut geworden. Emmas Hütte aufzustellen war einfach, denn es ist ein leicht montierbarer Bausatz. Dann begann der Bau einer Tür, sie ist etwas anders, als man denkt. Emma konnte einziehen und ihren neuen ”Hundgård” inspizieren, sie war zufrieden und tobte umher.
Dann begann ich an der Hausseite mit dem Bau des Zaunfeldes, es war schnell aufgebaut. Ich ließ einen 160 Zentimeter großen Durchgang. Ich habe mich entschlossen, ein zweiflügliges Tor zu bauen und einzusetzen. Beim Zusägen der Bretter gab meine Stichsäge ihr Leben auf, toll, was nun? Jürgen rufen, er muss helfen, hoffentlich kann es sie reparieren. Die Diagnose: hin, absolut hin. So und nun? Auf zum Baumarkt in den Nachbarort, zum Glück (das sage ich jetzt ) hatte er keine. Ich ärgerte mich, dass ich den Weg nach Oskarshamn auf mich nehmen muss, wollte ich weiter arbeiten. Jürgen kam gerade von der Arbeit, ich sagte ihm, dass ich nach Oska muss - so nennen wir die Einkaufsstadt -, da sagte er, dass er mit käme und wir gemeinsam auch andere Notwendigkeiten einkaufen können. Im Baumarkt angekommen, dauerte es nicht lange und ich hatte mein neues Werkzeug in der Hand, zitronengelb, na wenn die Arbeit da keinen Spaß macht, weiß ich auch nicht. Da sie preislich ok war, war der Einkauf schnell getätigt. Schnell nach Hause und getestet. Kaum hatte ich begonnen, stellte ich fest, ich habe da ein super cooles Teil gekauft. Was die alles kann, das absolut richtige Werkzeug für mich. Somit konnte ich mich an die Fertigstellung meines Zaunes machen. Brett für Brett wurde bearbeitet, kleine Borde zugesägt und angeschraubt. Deko drauf und fertig ist er, der Zaun, nach dem die Leute schaun.
Die Bretter sind fast aufgebraucht, bis auf die Reste und Endstücke. Da fällt mir doch gleich noch was ein. Ein Geländer um den Kellereingang! Gut eineinhalb Stunde und auch das ist erledigt. Heute habe ich die Bretter begonnen zu streichen, nachdem ich gestern die Wegumrandung bebaut und verschraubt hatte, Vlies verlegt und alles mit Schotter aufgefüllt hatte. Karre für Karre habe ich ran gekarrt, da kam es mir Recht, dass Jürgen wegen Regen an seinem auswärtigen Arbeitsplatz die Arbeit abbrechen musste und nach Hause kam, wo die Sonne lacht, und mir half und den restlichen Schotter heran karrte. Morgen werde ich den Rest streichen und dann fällt mir das nächste Bauwerk ein. Beziehungsweise, es ist mir schon eingefallen, ich werde den Hühnerhof überdachen. Lattung liegt bereit und gebrauchte Bleche habe ich bekommen. Der Bau des Daches ist nötig, da Hühner weder Regen noch Schnee mögen. Im Moment haben die Hühner ihre Ruhephase, sie legen nicht und haben oft nicht mal das Bedürfnis den Stall zu verlassen. Würden wir nicht wissen, dass wir Hühner haben und vor allem einen Hahn, hören würde man ihn nicht.
Bei ihm fängt der Tag erst gegen 9.00 Uhr an, nachdem wir ihn „geweckt” haben.
20.7.2016
Heute etwas über das „Elchschafskalb”.Was das für ein Tier ist, tja, genau kann auch ich nicht sagen, aber es kam so:
Jürgen und ich waren in Oskarshamn auf dem Rückweg. Jürgen fuhr, legte er eine abrupte Bremsung hin, wendete kurzerhand und sagte: „Ein Elch, ein junger Elch, da mitten auf der Wiese.” Langsam fuhren wir auf einem Seitenweg, um den Elch zu sehen. Die Wiese war mit einem Elektrozaum umgrenzt und auf ihr weideten Schafe, ganz normale Schafe. Etwas abseits, an einem kleinen Wassergraben, stand der kleine Elch, das hier sozusagen ein „schwarzes Schaf ” war. Ich sagte, das sei ein Schaf, doch Jürgen kam zu der Erkenntnis, es sei eine besondere Art der Elche: „Ein Elchschafskalb.“
Lassen wir ihm den Triumph, eine solche Tierart gesehen zu haben. Da sieht man mal, was die Sonne und die extreme Hitze alles anrichten. Seit Tagen haben wir hier Temperaturen, die den Schweiß auf die Stirn treiben, ohne sich angestrengt zu haben. Es soll noch wärmer werden, und Regen ist nicht in Sicht. Wir haben in Schweden bereits vieler Orts Probleme mit dem Grundwasser, die Brunnen fördern kein Wasser mehr, auch wir sind davon betroffen. Nun hoffen wir, dass es bald regnet und das Grundwasser wieder ansteigt. Auf Öland ist das Problem mit dem Trinkwasser schon seit Wochen extrem groß. Die Wasserreservate sind leer und Ortsweise wird mit Wassertanks das Trinkwasser angeliefert. Das gibt uns allen zu denken: Deutschland ist stellenweise „Land unter“ und wir haben hier diese ungewöhnliche Dürre. Die Natur ist aus dem Gleichgewicht geraten. Wenn wir nicht bald alle etwas dafür tun, werden die Katastrophen zahlreicher und größer.
Gerade fällt mir noch etwas zu meinem letzten Beitrag ein. Ich berichtete über Trolle und deren Welt, die des Waldes. Ich gehe nun stundenweise arbeiten, ich helfe, einen Garten nach jahrelangem Wildwuchs wieder herzurichten. Beete anlegen, Pflastersteinwege wieder ans Tageslicht holen usw.. In diesem Garten standen für mich unbekannte Blumen, es waren hunderte von hohen Blütenständen in Weiß und Bordeaux. Wunderschöne Blüten. Ich glaubte, es wären Orchideen, da es davon in der freien Natur Schwedens eine große Artenvielfalt gibt. Ich fragte die Garteneigentümerin nach den Namen der Blume, sie lächelte und sagte: „Es ist die Trolllilie.”
Ich hatte noch nichts von dieser Blume gehört, aber seit diesem Tag gehört sie zu meinen Lieblingsblumen, und was am schönsten ist: ich bekomme einige Knollen und so werden sie im nächsten Jahr auch in unserem Garten blühen. Ob dann vielleicht auch mal ein Troll zu uns in den Garten kommt, um nachzusehen, ob die Blume seines Namens uns erfreut mit ihren schönen Blüten und ihrem herrlichen Duft?
18.7.2016
Nun schreiben wir schon Mitte Juli, die Zeit rennt nur so. In den Wäldern hat die Erntezeit begonnen, Heidelbeere, Himbeere und Walderdbeere reifen um die Wette. Es gibt riesige Mengen an den fantastisch lecker schmeckenden Früchten. Da ich ja über Zeit verfüge, bin ich natürlich damit beschäftigt, das zu tun, was ich jahrelang nicht konnte. Es werden die leuchtend roten Erdbeeren gesammelt, die zarten Himbeeren und die schwarz-blauen Heidelbeeren gepflückt.Zu Hause stehen Gläser bereit, die nur darauf warten, mit den verschiedensten Marmeladen und Gelees befüllt zu werden. Ob solo oder in Kombi, es macht Spaß, die Früchte zu einem Brotaufstrich einzukochen. Ich habe verschiedene Etiketten gestaltet und damit die Gläser beklebt, nun stehen sie im Regal im Vorratsraum und wollen und das Frühstück versüßen. Von Freunden habe ich rote und schwarze Johannisbeeren bekommen, von Thorbjörn Rhabarber, und wir selbst hatten Kirschen, auch aus diesen kochte ich verschiedene Marmeladenkombinationen.
Ich hoffe jetzt auf eine gute Pilzsaison, denn auch aus Pilzen lassen sich die schönsten Sachen zaubern. Sauer eingelegte Pilze sind ein Höhepunkt auf jedem Buffet, wenn Gäste kommen. In einem Glas liebevoll dekoriert, sind sie auch ein nettes Mitbringsel. Steinpilze und Rotkappen lassen sich wunderbar dafür verarbeiten. Ich denke, in ein paar Wochen werde ich durch die Wälder streifen und Pilze sammeln. Pfifferlinge gibt es ja schon, doch ist die Trockenheit nicht gerade Wachstums fördernd. Es wird Zeit, dass es regnet und die Wälder mit ihren Moosteppichen das Wasser aufsaugen können. Dann werden die mit Silbermoos bedeckten Felsen und Wurzeln wieder zu Fabelgestalten.
In der Dämmerung kann man mit etwas Phantasie die verschiedensten Gestalten erkennen. Die Wälder sind dann voller Trolle, so wie die Mythen Schwedens es erzählen. Egal ob Troll oder Elfe, beide sind in Schweden zu finden, man muss nur mit offenen Augen durch die Natur streifen. Natürlich ist auch der Glaube an diese Fabelwesen dabei von Nutzen. In Schweden spielen die Trolle eine bedeutende Rolle, sie werden für vieles verantwortlich gemacht. Ob Gutes oder Böses, den Trollen spricht man es zu. Sie leben in den Wäldern, sorgen sich um die im Wald lebenden Tiere, helfen ihnen bei der Futtersuche und bereiten ihnen das Winterlager. Selbst leben die Trolle tief im Wald versteckt, sie können jahrhundertelang schlafen und so finden wir sie als mit Moos bewachsene Felsen wieder.
Die Elfen dagegen sind in Schweden nur an den frühen Morgenstunden zu sehen oder in der Abenddämmerung. Sie tanzen in den Nebelschwaden über den Wiesen. Man muss aber ganz leise sein und an den Wasserläufen und Seen verharren, dann kann man das Glück haben, einem Elfentanz beizuwohnen. Es sind die Wesen aus der Anderswelt.
Wenn man mich fragen würde, ob ich an diese Fabeltiere glaube, antworte ich sofort: „Ja, auch ich bin diesem Glauben verfallen.” Warum? Weil dies ein schöner Glaube ist, er entführt uns in eine Zauberwelt, lässt uns träumen und irgendwie Kind sein.