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Aus meinem schwedischen Tagbuch
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Taufe auf Schwedisch
Eine schwedische Urlaubsgeschichte mit einem kleinen Jungen
Das schwedische Du
Schweden-Bücher
Mein Schweden
Heimkehr in Schweden
Astrid Manz
Geboren 22.Februar 1958
Kind der DDR
Mutter von 3 Kindern
2 gescheiterte Ehen
Gelernte Kauffrau
Lieblingssänger: Unheilig
Lieblingsessen: Grüne Bohnen
Hobbys: Malerei und Schreiberei
Liebt Tiere und die Natur
Lebt seit 2011 ihren Traum...
...ausgewandert nach Schweden
e-mail: schwedenzauber@gmail.com
Alle Fotos lassen sich per Klick vergrößern
Copyright by Astrid Manz
16.7.2016
Auch Umwege führen uns ans Ziel.
Gerade habe ich in meinem Tagebuch geblättert und muss feststellen, dass ich zu Beginn viel über Schweden, dessen Menschen und Historie notiert habe, dann kam eine Zeit, in der ich über meine Arbeit und dessen „Aus” schrieb. Vieles führte dazu, dass ich krank wurde, körperlich und seelisch, was man auch in und zwischen den Zeilen lesen konnte. Diese Zeit hat mich verändert, sogar sehr verändert, doch darüber werde ich hier nicht weiter schreiben, denn ich habe weiter geblättert und bin über mich selbst erschrocken. Wie oft habe ich offen und gerade heraus über meine Gefühle und mein Denken geschrieben. Ich kam zur Erkenntnis, dass es nicht das ist, was der Leser wissen will und sollte. Das Tagebuch ist doch ein Buch über mein Leben in Schweden, wie ich hierher kam, was ich erlebte und was und wer mich umgibt.
Ich hatte mich schon entschlossen, das Buch für immer zu schließen, ein paar Ereignisse der letzten Tage jedoch sagten mir: „Schreib weiter, wenn auch nicht jeden Tag, aber schreib.” Ich werde auf meine innere Stimme hören und schreiben.
Das Leben schreibt für uns das „Buch des Lebens” und wenn wir das Vorwort nicht richtig gelesen haben, kann es ganz schön chaotisch verlaufen. Höhen und viele Tiefen machen uns den Lebensweg schwer. Umwege können da oftmals hilfreich sein, sie ersparen uns Anstrengung und Kraftaufwendung, sie zeigen neue Möglichkeiten und Haltestellen, wo es sich zu verweilen lohnt. Wir haben dann Zeit, neue Kraft zu tanken, die Ideenkiste aufzuräumen und darüber nachzudenken, wie lange wir auf diesem Seitenweg bleiben will.
Ich denke, meine Zeit ist gekommen, wieder auf den alten Weg zurückzukehren, aber mit einem Rucksack voller Erkenntnissen, Erfahrungen, einer gewissen Verschlossenheit und Vorsicht anderen Menschen gegenüber, Besonnenheit, Einteilung meiner Kräfte und - was mir persönlich wichtig ist - selbst zu entscheiden, über welche Steine ich möglicherweise stolpern soll...
Ich werde nun ein paar der Ereignisse aufzeigen, die mich dazu brachten, das Buch zu öffnen, den Füller mit Tinte zu füllen und zu schreiben.
Vor etwa einer Woche, es war später Nachmittag, ich stand mit Jürgen in der Küche und schaute aus dem Fenster, als ein Bulli in unseren Weg hinter dem Haus einbog. Ein junger Mann stieg aus und schaute suchend um sich. Ich öffnete die Tür und fragte, ob ich ihm irgendwie helfen kann. Er sagte, er suche ein Haus, welches einem Verwandten gehöre. Er sagte den Namen des Onkels und ich bat ihn ins Haus, denn er wollte direkt hierher, hierher zu uns. Ein junger Mann, groß gewachsen, sah eher aus wie ein Schwede. Er stellte sich vor und erklärte, warum er hier sei. Er sei auf den Spuren seiner Ahnen und will sich das Land ansehen, von dem er schon so viel gehört habe. Ich lud ihn zum Kaffee ein, daraus wurde dann auch noch ein gemeinsames Abendessen und ein Fußballabend vor dem Fernseher, denn es war ja die Fußball-Europameisterschaft. Da setzt man doch einen Fußballspieler nicht vor die Tür in sein Wohnmobil ohne TV.
Es war ein Abend, an dem ich viel über Schweden berichten musste, ich merkte, dass es mir Spaß machte, über Land und Leute und das Leben hier zu sprechen. Also warum auch nicht wieder schreiben?
Am nächsten Morgen wurde gemeinsam gefrühstückt und die Fahrt des jungen Mannes durch Schweden ging zwei Stunden später weiter. Auch am Frühstückstisch wurde wieder über das Leben hier gesprochen. Er schaute sich mit Jürgen das Haus an, in dem wir wohnen, arbeiten und bauen. Er war von den Ergebnissen begeistert, er staunte, was wir geschafft haben und vor allem, wie liebevoll wir das Haus herrichten. „Man sieht“, sagte er, „das ihr das Haus liebt und viel Herzblut hinein steckt.”
Zwar schrieb ich schon viel über unsere Bauarbeiten im und am Haus, aber nur wer es vor Ort sieht, weiß, was wir wirklich geleistet haben.
Gestern bekam ich eine Mail, mit der Bitte ein Rezept aus meiner Kindheit weiterzureichen, wenn ich es ermöglichen kann. Tja, es war schon komisch, aber sie schrieb, dass sie seit langer Zeit ein Rezept sucht, egal ob im Bekannten-, Freundes- oder Familienkreis, keiner konnte ihr helfen. So suchte sie im Internet, wo auch sonst, wenn man nicht weiter weiß, so stieß sie auf mich und schrieb mich an, ob ich ihr wohl helfen könne. Und ich habe ihr sofort geantwortet und das Rezept MOSTRICHGURKEN geschickt, nicht etwa Senfgurken, nein, richtig Mostrichgurken. Ein Rezept aus meiner Kind- und Jugendzeit. Die Suchende lebt in Magdeburg mit ihrer Familie, nach meiner Mail, kam spontan ein Dankeschön, sie schrieb, dass wie sie sich darüber freute. Wir werden weiter in Kontakt bleiben, und ein Besuch im nächsten Jahr bei uns in Schweden steht auf dem Plan, wir haben ja unser Ferienhaus, das wir vermieten, somit ist Platz für sie und ihre Familie.
Schon mit 10 Jahren habe ich ein Koch- und Backbuch zu schreiben begonnen. Heimlich schrieb ich mir Rezepte auf, die mir meine Mutter am Kochtopf erklärte, sie war freilich immer der Meinung, Aufschreiben ist Quatsch, Lernen heißt, es im Kopf zu haben. Abends, wenn ich ins Bett ging, schrieb ich mir alles auf, was ich noch wusste, schnitt aus alten Puddingtüten, Zeitungen oder Mehltüten Bilder, um das Buch optisch „schön” zu machen. So gingen die Jahre ins Land und immer mehr Rezepte zum Backen und Kochen landeten im Buch. Noch heute kommt das eine oder andere Rezept dazu. Ich hole das Buch oft hervor und versuche mich an den in oftmals fast unleserlichen Schrift geschriebenen Rezepten.
So steht natürlich auch das Rezept der Mostrichgurken in diesem historischen Koch- und Backbuch, dessen Autor ich bin.
Wenn dieses Buch nun schon seit 48 Jahren gelesen und genutzt wird, warum nicht auch einmal „Astrids Schwedentagebuch”?
25.6.2016
Seit einigen Tagen Temperaturen um die 30 Grad. Die Mittagshitze ist so groß, dass wir die Arbeiten auf den frühen Morgen oder zum Abend verlegt haben. Jürgen hat nicht gerade viel zu mähen, denn der Rasen ist an vielen Stellen verbrannt und Regen ist dringendst nötig. Für die nächsten Tage ist dieser ja angekündigt. Ich sitze in meiner Schreibecke und habe das Fenster geöffnet, um die etwas abgekühlte Luft herein zu lassen. Mit ihr zieht der seit einigen Tagen in der Luft hängende Duft des blühenden Jasmins herein. Ein angenehmer Duft, nicht aufdringlich, doch bestimmend. Ich sauge ihn tief ein, es riecht nach Sommer, Sonne und Lachen. Ich denke, es liegt nicht nur an dem extremen Duft des Jasmins, sondern eher daran, dass heute die Mittsommernacht ist. Vielerorts wird gefeiert, gelacht, gesungen und getanzt.
Wir wollten auch in einen Nachbarort fahren, um an diesem Treiben teil zu nehmen, doch fühle ich mich nicht in der Lage dazu. Ausgerechnet heute wurde mit einer neuen Behandlung angefangen, Akupunktur in Hände, Wade und Fuß, ich spreche extrem darauf an und habe den Rest des Tages auf dem Sofa verbracht. Müde und abgespannt hat es mich dort hin verschlagen. Die Entzündung im Fuß ist stimuliert worden, Schmerzen machen sich breit und somit ist die Mittsommernacht nicht meine Nacht. Für das Bett ist es noch zu früh und eindeutig zu hell, also setze ich mich an den Lappi und schreibe.
Durch das offene Fenster dringen die lauten Stimmen der Nachbarskinder herein, sie sind sehr lange auf und spielen im Garten. Dort haben sie ein Trampolin welches ihnen ein toller Zeitvertreib ist. Ich habe meine Kinder abends spätestens um 20.00 Uhr ins Bett gesteckt, obwohl sie doch auch noch aufbleiben wollten. Diese Kinder hier könnten auch noch in 2 Stunden umher hüpfen, ausgelassen und mit lautem Geschrei.
In den letzten Tagen habe ich im Garten weiter gearbeitet, ich begann, neben dem Weg eine Einmeter breite Grasnarbe auszustechen und diese mit Sträuchern und Stauden zu bepflanzen. Nachdem ich das 2 Tage gemacht hatte und Jürgen am Sonntag gesehen hatte, wie schwer diese Arbeit ist, kam er mir zur Hilfe und hob den Rest aus. Ich fasste dann die Kante mit Hilfe eines kleinen Holzzaunes ein. Jetzt muss noch etwas Erde und Rindenmulch aufgefüllt werden, dann ist auch diese Arbeit beendet. Während der Arbeit kam mir der Gedanke, eine Treppe zu integrieren, was ich dann auch tat, ich denke, es ist ein gelungener schöner Anblick. Wenn nun meine Sträucher und Stauden anwachsen und im nächsten Jahr die ersten Blüten tragen, hat sich der Aufwand gelohnt.
Moment mal, da es noch hell ist, es ist ja schließlich Mittsommer, gehe ich, sagen wir mal lieber: humple ich mal raus und mache ein Foto, damit man sehen kann, wovon ich schreibe.
So, bin wieder da, und mir ist, als hätte ich einen Marathon gelaufen. Jürgen ist fitter, wenn er davon zurück kommt. Das heißt jetzt, aufhören zu schreiben und ab ins Bett. Morgen ist hier Midsommarafton, ein wichtiger Tag der Schweden, wichtiger noch als Weihnachten, dann ruhen Hammer, Kreissäge und Akkuschreiber. Ich bin gespannt, was mir einfällt, um das zu überbrücken.
In diesem Sinne: „Gute Nacht!”
12.6.2016
Andere machen Sonntag, ich bewaffne mich mit Farbeimer und Pinsel. Da die Sonne es gut meinte und die Temperaturen perfekt zum Streichen war, dachte ich: „Astrid, raus und Farbe an die Wand!“
Zuerst wollte ich nur die Fensterlaibung und die Türblende streichen, dann lief es so gut, dass ich gleich noch die Fensterbretter montierte, die Blumenkästen befüllte und die Rankpflanzen einsetzte. Jürgen putzte die Fenster. Da sie doppelverglast sind und man sie öffnen kann, übernahm er die Arbeit, sie auch von der Innenseite zu putzen. Dies ist eine Arbeit die ich nicht bei jeder Putzaktion mache, aber gerade nach dem Einbau war sie nötig. Nun fehlen nur noch die Innenfensterbretter im Bad und im Wohnzimmer.
Dort, wo sich einmal der Haupteingang befand, der hier in Schweden so gut wie gar nicht benutzt wird, sondern immer nur der Seiten- oder Hintereingang, habe ich mir gedacht, eine Büroecke einzurichten. Nach den Maler- und Tapezierarbeiten ist es eine helle und supergemütliche Ecke geworden. Dort ist es auch möglich, Kunden, die zu Jürgen möchten, um mit ihm über Gartenaufträge zu sprechen, herein zu bitten und so unsere Privatsphäre außen vor zu lassen.
Im Gegensatz zu Deutschland und anderen Ländern herrscht bei uns seit langem Trockenheit, allabendlich müssen wir aus diesem Grund eine Runde mit der Gießkanne machen. Da ist es doch angenehm, wenn dann der Himmel überraschend doch mal seine Schleusen öffnet und das erlösende Nass bringt. Die Tonnen sind wieder voll und die nächsten zwei Tage sparen wir uns diese Arbeit.
Mit meinem gestrigen Eintrag im Tagebuch habe ich auch ein Bild eingesetzt, das den Grundstückseingang zeigt mit Goldahorn und Schild, auf dem in Schwedisch „Verkauf von frischen Eiern“ steht. Richtig, unsere Hühner sind besonders fleißig. Von 7 Hühnern haben wir zur Zeit täglich 6 Eier oder gar 7. Reife Leistung, kann ich da nur sagen, so viele Eier können wir zwei jedoch nicht essen und was macht man damit? Nachbarn versorgen! Jürgen nimmt sie mit zu den Kunden, die sich riesig darüber freuen und natürlich dann auch Bestellungen aufgeben. Selbst heute am Sonntag hielt ein Auto an und der Fahrer wollte Eier kaufen. Er freute sich über meine glücklichen Hühner, wie schön sie es haben und sagte „Da schmecken die Eier sicher gleich nochmal so gut. Kann ich 20 Stück haben?”
Ich hatte gerade die Nester geleert und somit waren es die frischesten Eier, die man kaufen kann. Er versprach, wieder zu kommen, wenn er wieder zu seinem Freund fährt, mit dem er beim Militär war. Dieser wohnt nur drei Häuser entfernt von uns und wird wohl nun auch zu unseren Kunden gehören, denn ich bin hier jetzt die einzige, die Eier verkauft. Bisher gab es eine Familie, die die ganze Umgebung versorgte, doch sie ließen ihre Hühner frei laufen und am helllichten Tag bediente sich der Fuchs am Federvieh. Da ist es doch gut, dass unsere Hühner einen so schönen Hühnergarten haben und geschützt sind.
In der kommenden Woche geht nun meine Behandlung am Fuß los mit Physiotherapie und Besuch beim Orthopäden. Dort entscheidet sich, ob und wann die Operation durchgeführt wird. Man sagte mir ja schon, dass es unumgänglich sein wird. Na, wenn es hilft, ist mir auch das egal. Ich überlege nur, wie ich durch meinen Garten humpeln werde, aber auch das werde ich hinbekommen. Dann kann ich mich in den Liegestuhl legen und unseren gefiederten Freunden zusehen, die ihre erste Brut aus dem Nest haben und in den nächsten Tagen die Erweiterung ihrer Familie starten. Zur Zeit haben wir noch einige Elternpaare, die ständig am Fliegen sind und Wurm, Made oder Fliege im Schnabel herbei schaffen. Auch bei unseren Hühnern war Nachwuchs geplant, doch hat sich unsere Hilde umentschieden, noch nicht Mutter zu werden und verließ spontan das Nest. Nun werde ich abwarten, ob sich eine der anderen Damen zum Brüten in ein Nest setzt.
Gestern habe ich gespuntene Bretter geholt, um die zwei Türen am Außenhaus neu zu beplanken, die Tür des Hühnerstalls war ja bereits fertig, gestern Abend dann die anderen zwei. Auch da muss nur noch der Farbpinsel geschwungen werden. Die Loppiseröffnung ist verschoben, da ich noch krankgeschrieben bin. Ich habe nun den Weihnachtsmarkt in Bråbo im November als Eröffnungsanlass genommen, mal sehen ob es funktioniert. Könnte eine weihnachtlich romantische Eröffnung werden, wenn ich das schaffe, was ich gerade im Kopf habe.
11.6.2016
Enttäuschung, Trauer, Sorge und Unentschlossenheit gehören zu meinem Leben. Es sind Dinge passiert, die wieder einmal zeigen, dass das Leben, egal wo und wie man lebt, nicht rosarot ist. Probleme und Sorge begleiten dich genau wie Freude und Glück. Du hast keinen Einfluss darauf, was um dich herum passiert, was andere Menschen tun und denken. Du nimmst es hin oder beschäftigst dich Tage und Nächte damit, so dass das Leben an dir vorbei rennt und Zeit, die man für schöne Dinge aufwenden sollte, leider so vergeudet wird.
Ich habe aus diesem Grund darüber nachgedacht, das Tagebuch, das ich mit Liebe und Herz schreibe, zu schließen. Ich bin hin und her gerissen, welche Entscheidung die richtige ist. Man schreibt doch seine Gedanken auf, wie sie kommen, sie werden nicht schöngeredet, wie man so sagt, nein, egal ob gut oder schlecht, egal ob positiv oder negativ, aber vor allem egal ob verletzend oder nicht.Denn eigentlich schreibt man dieses „intime Buch” ja für sich selbst und nicht für die Allgemeinheit, so wie ich es mit meinen „Schwedentagebuch“ tue. Ich schreibe es, um den Menschen, die es lesen, Freude zu machen, Neugier zu wecken für das Land der Elche, sie an meinem Leben teilhaben zu lassen. Nicht um mich wichtig zu machen, nein, ich schreibe es um Menschen Mut zu machen und nie aufzugeben. Immer nach vorn zu schauen, egal, wie das Leben gerade aussieht. Einen Schritt vorwärts zu gehen, auch wenn man nicht weiß, was die Folgen sind, denn wenn man an seinen Weg glaubt und ihn beharrlich verfolgt, führt er dort hin, wo man glücklich ist, neue Kraft schöpft und wo man vieles vergessen kann, was einem das Leben schwer gemacht hat.
Nicht jeder hat diesen Mut und die Kraft, dem eigenen Leben eine neue Richtung zu geben. Einer dieser Menschen ist ein ganz lieber Freund von mir. Kuno, er war im letzten Jahr hier bei mir in Schweden, ich hatte darüber geschrieben, denn die Zeit mit ihm und seiner Frau war etwas sehr Schönes. Wir verbrachten eine Woche voller Spaß und Ausgelassenheit, wir verabschiedeten uns mit dem Versprechen, uns hier wiederzusehen, nun ist er tot. Ich verlor mit ihm einen Freund, mit dem ich über alles reden konnte, der Menschen in Not half, er opferte sich auf für Gott und die Welt und ist daran zerbrochen. Seit ich von seinem Tod erfahren habe, sitze ich da, und Bilder ziehen an mir vorbei, die mich nicht zur Ruhe kommen lassen. Ich muss viel an seine Frau denken, sie hatten noch soviel vor, wo er doch vor 8 Wochen 60 Jahre alt wurde, und machten Reisepläne. Ich habe es noch nicht richtig realisiert, dass er nie wieder mit uns lachen und reden wird, dass er nicht mehr da ist.
Er war einer der Menschen, der meine Offenheit und Ehrlichkeit liebte, denn er war kein Mensch von Heuchelei. Das machte unsere Freundschaft aus. Mach's gut Kuno!
So hält das Leben immer wieder Schläge bereit, welche innehalten lassen auf unserem Weg. Doch sie dürfen uns nicht dazu bringen stehen zu bleiben. Mich spornt es an, noch größere Schritte zu gehen, nicht, um schneller ans Ziel zu kommen, sondern um mir den Weg „schöner“ zu gestalten. Dazu gehört das kleine Häuschen, in dem wir leben. Jeden Tag mache ich mich daran, es herzurichten. Bei vielen Dingen steht mir Jürgen zur Seite. Zwar haben wir bis vor 4 Jahren getrennte Lebenswege beschritten, doch seitdem gehen wir gemeinsam und wenn einer von uns mal stolpert, geht der andere langsamer, um auf den Partner zu warten. Wir hatten auch Zeiten, die uns kleine Umwege gehen ließen, doch irgendwo trafen wir uns wieder, denn wir haben beide das gleiche Ziel. Gemeinsam bauen wir uns ein Nest,. Aus diesem Grund haben wir in der letzten Woche einen weiteren großen Fortschritt gemacht. Ich habe vor einiger Zeit ein Haus besichtigt, das ich unter meine Verwaltung aufnehmen sollte, doch ist die Entfernung zwischen Bråbo und dem wunderschön an einem See liegenden Ferienhaus zu groß. Doch zwischen dem Eigentümer und uns besteht ein guter Kontakt und aus diesem Grund schrieb er mir eine für mich erfreuliche Mail. Er hatte für den Umbau seines Hauses Fenster bestellt und eine Firma beauftragt, diese in seiner Abwesenheit einzubauen. Als er zurückkam, erschrak er, denn es war eine Falschlieferung, die nun montiert war. Er reklamierte sofort und erhielt eine Ersatzlieferung Die Fenster, die ausgebaut wurden, bot er mir zum Kauf an, weil die Firma sie nicht zurück nahm, denn es war zu viel Zeit vergangen und vor allem waren sie ja montiert worden. Es sind 10 Fenster und passen bei uns perfekt. Ich fragte einen Bekannten, ob er sie montieren würde und da er sofort bereit war, fuhren Jürgen und ich, um die Fenster abzukaufen, und nach 2 Tagen waren sie montiert. Ich zimmerte die Verkleidung am Haus außen und innen. Jetzt steht noch die Malerei aus und das Anbringen der Fensterbänke, die Jürgen bereits zugeschnitten hat, aber auch dafür habe ich schon ein „Zeitfenster“. In Blocket, einem Online-Markt wie Ebay fand ich eine Haustür für kleines Geld. Ich habe sie reservieren lassen und bin mit Jürgen an einem Tag auf Öland gefahren Wir haben sie geholt, auch sie prägt jetzt das Gesicht des Hauses in Bråbo. Dem Haus mit den zwei Goldahorn am Eingang.
24.5.2015
Dienstag, der Monat Mai geht in die letzte Runde. Wie vergeht, ach, was schreibe ich da: wie verrennt doch die Zeit. Tag um Tag, Woche um Woche streichen wir im Kalender und schauen zurück. Eigentlich heißt es doch immer, schau nach vorne, die Vergangenheit kannst du eh nicht ändern, aber für die Zukunft kann jeder etwas tun. So auch ich. Der ständige Wetterwandel macht mir zu schaffen, mein Kreislauf spielt verrückt und die anderen Baustellen wachsen.
Ich habe jetzt einen Termin beim Chefarzt des Krankenhauses in Oskarshamn. Nachdem ihm meine bisherigen Befunde auf dem Tisch liegen, soll er die weitere Behandlung bestimmen. Langsam verlässt mich der Mut. Medikamente lösen Nebenwirkungen aus und ich habe weder Kraft noch Elan. Da sind doch Ereignisse besonderer Art direkt etwas für die Seele, ich will nicht sagen, dass der Geist da besonders gefordert wird, aber den stellen wir einfach mal hinten an. Ich sage mal so: Da kommen einige Komponenten zusammen, Kindheitserinnerungen, Tierliebe, Fürsorge, Spaß, Freude und Gelassenheit wie hier zum Beispiel:
Vor ein paar Tagen schrieb ich von unserem „alten” Igelfreund. Er ist aus dem Winterschlaf erwacht und erobert wieder das Land rund um den Hof, erkundet Emmas Reich und er besucht auch uns. Das aber nicht am Abend, wie man annehmen sollte bei einem nachtaktiven Tier, nein, mitten am Tage. Wir sitzen bei einem Kaffee unter der Eiche am Tisch und plötzlich raschelt es in einer Ecke, wo sich noch Laub befindet. Ich sage: „Ist unser Freund unterwegs? Aber der verschläft ja den Tag.” Von wegen, das tat er nicht, er kam unter einem Blumenregal hervor, lief geradewegs in meine Richtung und erkundete alles um unsere Beine herum. Ich begann mit ihm zu reden, er blieb bei uns und ich lief ins Haus. um etwas Fressbares für ihn zu holen. Es sollte aber nicht irgendetwas sein, zu so einem Besuch ist schon etwas Besonderes angebracht. Also eine Scheibe Kochschinken wäre wohl das Richtige. Ich hockte mich neben ihn nieder und fütterte ihn. Zuerst legte ich ihm kleine Stücke vor die Nase, genussvoll schmatzte er den Leckerbissen. Dann wurde ich mutig und ließ ihn aus der Hand fressen. Als würde es nicht anders kennen, tat er es. Von Angst oder Scheu keine Spur. Er blieb noch eine Weile bei uns. Ich denke, er hoffte auf weitere Leckereien, doch dann trippelte er mit seinen kleinen Beinchen los, quer über den Hof, direkt zu den Hühnern. Wilfried, der Hahn, und seine Damen kannten jedoch so eine laufende Waschbürste noch nicht. Wild wurde gegackert und genau aufgepasst, wo dieses Ding wohl hin läuft. „Schnuffel”, so heißt der stachlige Geselle, lief bis zu seiner Palettenbehausung, legte sich ausgestreckt in die Sonne und hielt einen langen wohltuenden Mittagsschlaf.
Am Abend ging es mir nicht so gut, ich ging zeitig ins Bett und vergaß doch glattweg unserem neuen Mitbewohner sein Nachtmahl hinzustellen, die Erinnerung daran kam prompt. Punkt 22.00 stand er vor Emmas Zwinger und erhoffte dort etwas zu bekommen. Ich kroch aus dem kuschligen Bett, lief mit meinem Korb durch den Garten und holte Schnuffel ab, brachte ihn zurück zu seinem Heim und gab ihm ein gekochtes Ei. Es ist ein 4-Sterne-Futter für Igel, so steht es im Internet. Bin im Speiseplan und den Gewohnheiten der Stacheltiere etwas schlauer als noch vor einer Woche. Die Nacht verlief ruhig.
Heute Nacht hatte ich ihm Sülze und Hähnchenfleisch hingestellt, neben seiner Wasserschale, leider erst um 22.15 Uhr, war etwas spät dran. Zwar herrschte auch Ruhe, doch um halb 5.00 fing Emma an zu jammern, es war kein richtiges Bellen. Ich erkannte sofort den Grund, also Bademantel an und Korb in die Hand. Wer saß da direkt vor Emmas Eingangstür? Schnuffel. Er rollte sich nicht einmal mehr zusammen. Er war also schon außer Haus gewesen, als ich ihm das Nachtmahl gebracht hatte. Jetzt wurde es ein ausgiebiges Frühstück mit Vogelgezwitscher im Hintergrund und einer Salatbeilage, die geradewegs in seine Futterschale nieder segelte, und einem frischen klaren Schälchen Regenwasser. Guten Appetit und dann, Schnuffel, ab ins Bett, bis die nächste Nacht kommt.
19.5.2016
Heute verbrachte ich den ganzen Tag damit, etwas für die Zukunft zu tun. Für Jürgen und auch für mich gestaltete ich Entwürfe eines Briefkopfes gestaltet, das heißt für Rechnungen und Verträge, die hoffentlich in großer Zahl zum Saisonbeginn kommen. Da ich nur prozentual arbeiten kann und darf, beschränkt sich meine Arbeit auf mein Loppis hier zu Hause. Jürgen hat dann die Aufgabe, die Verwaltung und Betreuung der Grundstücke zu übernehmen. Die Gartenarbeiten sind bereits in Gange, denn das Wetter sorgt dafür, dass Gras und Unkraut fleißig wachsen.
Jetzt ist es an der Zeit, dass ich den Abend einläute: Abendessen zubereiten und dann in die Stube aufs Sofa. Schnell noch Feuer anmachen, denn zum Abend ist es doch etwas frisch, wenn man so sitzt. Hört sich an, als wären wir alte Leute, aber richtig ist, das Alter bringt es so mit sich, dass man Dinge anders betrachtet. Sich mit ihnen intensiver beschäftigt oder darüber nachdenkt. So war es auch mit einer Geschichte, die ich am 19. Juli 2013 im Internet fand. Ich war noch nicht so lange in Schweden, Jürgen war gerade in mein Leben getreten und beide hatten wir das Bedürfnis, mehr über Schweden und unsere Umgebung zu erfahren. Und wo geht das nicht besser als im Internet?Ich stöberte durch Seiten, sie versprachen interessant zu sein, doch plötzlich blieb ich bei einem Eintrag hängen. Es war ein Kurzroman, jetzt erscheint er als Buch und ich habe diese fesselnde Geschichte sofort wieder vor Augen.
Vor einer Woche schrieb ich hier, das ich an dem Ort sitze, wo einst dieser Roman entstand, heute lese ich, dass er im Juni erscheinen wird. Ich freue mich drauf, denn Lesen im Netz oder eine Geschichte in den Händen halten sind zwei verschiedene Dinge. Damals ergriff mich die Geschichte so sehr, ich konnte nicht aufhören zu lesen. Ich sah alles vor mir, ich wusste genau, wo sich alles ereignete. Hier, genau hier, wo ich jetzt lebe. Das Geschehen spielt in den Räumen, in denen wir wohnen. Wenn ich an dem Fenster im Dachgeschoss stehe, schaue ich auf das Haus, in dem einst die große Liebe wohnte. Die mächtige Eiche spendet jetzt uns Schatten und lädt zum Verweilen ein. Der Schriftsteller liebte wohl diesen Platz genau so wie ich. Und wie ich hatte er damals sein kleines Gewächshaus am Haus gebaut, fast an derselben Stelle. Was hat das zu bedeuten? Lebe ich das Leben hier, das er einst begonnen hatte?
Auch ich kam damals alleine in dieses wunderschöne Land und konnte mich seiner Magie nicht entziehen. Auch ich verließ Menschen, um mein eigenes Leben zu leben, das bis dahin von Arbeit und Stress geprägt war. Erst hier erkannte ich, worauf alles ich in den vergangenen Jahre verzichtet habe. Mir war damals klar, dass ich die Menschen, die ich hinter mir gelassen hatte, das nicht verstehen würden und das tun ja auch einige immer noch. Doch dieser Roman sagte mir damals schon, es ist wichtig, dass man sein Leben lebt, egal was und wie die anderen darüber denken. Nur ich selbst kann mein Leben so gestalten, dass ich glücklich bin. Wichtig ist auch, dass man es zulässt, dass die, welche sich abwenden, in eine andere Richtung gehen. Es kann ja sein, dass es für sie der richtige Weg ist und man sich eben nur eine Weile begleitet hat auf dem "Lebensweg".
17.5.2016
Dauerregen lässt Bråbo die Wasservorräte im Boden wieder auffüllen. Der Wasserspiegel war sehr niedrig, der milde Winter ohne großen Niederschlag. Das und die extreme Hitze sorgten für Trockenheit in den Wäldern, so dass erhöhte Brandstufe ausgesprochen wurde. In einigen Gebieten Schweden gab es schon viele Brände, die Bevölkerung wurde zum sorgsamen Umgang mit Feuer aufgefordert. Keine Verbrennung von Gartenabfällen und das Grillen nur unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen.
Da war der Regen natürlich wichtig und unbedingt notwendig. Die Wälder mit ihren Teppichen aus Moos bieten einen Wasservorrat für das Heranwachsen der Jungpflanzen und hoffentlich wird jetzt alles vorbereitet, dass sich das Pilzmycel im Boden ausbreitet und eine reiche Pilzernte ermöglicht. Ich freue mich schon drauf, denn der Vorrat an getrockneten Birken- und Steinpilzen, Rotkappen und Pfifferlingen ist so gut wie aufgebraucht. Das Kraut der Blau- und Preiselbeeren ist ebenfalls in zartes Grün gehüllt, doch da im vergangenen Jahr eine reiche Ernte war, denke ich, wird es in diesem nicht so gut mit den leckeren Früchten aussehen.
Heute Morgen als Jürgen über den Hof lief und am aufgetürmten Holz vorbei kam, das zu Brennholz zersägt werden soll, sah er etwas unter der Holzpalette verschwinden. Er konnte nicht erkennen, was es war, er erzählte mir davon und wir spekulierten, was es wohl sein könnte. Ich hatte heute einen Termin bei meiner Steuerberaterin und als ich zurück kam und am Holzhaufen vorbei ging, traute ich meinen Augen. Im selben Moment kam Jürgen dazu, ich sagte: „Schau mal, da ist das geheimnisvolle Tier!” Tief und fest schlafend lag da ein Igel, sein Gesicht war deutlich zu erkennen. Er genoss die warmen Sonnenstrahlen nach den letzten kalten nassen Tagen und Nächten. Plötzlich begann er zu blinzeln, seine Knopfaugen schauten mich an, er schloss sie jedoch wieder und fiel wieder in seinen Schlaf. Wir wollen auf den kleinen Kerl achten, ob wir ihn bei einem Kälteeinbruch helfen müssen.
Nach einer Weile war er weg. Ich ging hinein und holte ein Stück Melone und wollte sie ihm vor die Palette legen. Plötzlich hörte ich ein Fauchen. Wie vertraut war mir dieses Geräusch von meinen nächtlichen Aktionen im vergangenen Jahr, wenn ich von Emmas wütendem Gebell geweckt wurde! Dann war nämlich der Igel in Emmas Zwinger geschlüpft, um von ihrem Futter zu stehlen, was Emma verteidigte. Der Igel stellte sich auf seine Hinterbeine und faucht Emma an. Als ich versuchte, ihn mit Hilfe eines Korbes aus den Zwinger zu bringen, fauchte er auch mich an.
Ich legte die Melone vorsichtig hin und sagte: „Hallo alter Freund, wir kennen uns ja, ich bringe dir etwas Leckeres, lass es dir schmecken.” Ich drehte mich um und ging ins Haus, nahm die Kamera, ging wieder zurück und siehe da, der stachlige Freund ließ es sich schmecken. Er hatte mich wohl gehört, als ich über den Kieselweg lief. Er verharrte, schaute in meine Richtung und ich konnte ein Foto von ihm machen, wie er mich mit seinen Knopfaugen direkt ansah. Nach einem kleinen Moment drehte er sich um und lief flinken Fußes unter die Palette, wo er sich dann sicher zum Schlafen zusammenrollte. Ich sagte: „Schlaf gut, und lass mir die Emma in Ruh, dann kannst du gerne bei uns bleiben.”
Bin gespannt, ob er sich daran hält.
15.5.2016
Wie ein Schwamm saugt die Natur den Regen auf. Am frühen Morgen begann es und noch immer rinnt das Wasser in die schon vollen Regenfässer. In anderen Gebieten Schwedens hat es noch einmal geschneit und 3 Zentimeter der weißen Pracht bedecken das Land. Ich bin froh, dass dies bei uns nicht der Fall ist, denn meine Blumen wären darüber nicht glücklich, noch einmal unter der weißen Decke zu verschwinden. Ich aber auch nicht, denn viele, die bei uns vorbei gehen oder fahren, erfreuen sich an der Blütenpracht, die hier eher selten in den Gärten ist. Die Menschen halten es einfach und pflegeleicht mit ihren Gärten, sie wollen nicht viel Zeit damit verbringen und all das Angepflanzte muss ja schließlich gepflegt werden. Na, in den nächsten Tagen fällt das Gießen schon mal weg.
Die letzte Woche ist ruhig verlaufen. Seit 3 Tagen sind „unsere” Kühe wieder bei uns auf der Wiese, direkt vor dem Fenster. Am Mittwoch - ich war fast noch im Schlafanzug - musste ich Haus und Hof gegen eine ausgebrochene Rinderherde verteidigen. 6 Muttertiere mit ihren einjährigen Kälbern kamen durch das kleine Waldstück direkt auf unser Grundstück zu. Jürgen sah sie durch das Fenster und rief mich. Ich sagte, er solle Tord, den Eigener, schnell anrufen, dass er kommt, um die Tiere zurück auf ihre Weide zu bringen. Ich lief hinaus und der Herde entgegen, sie war kurz vor unserer Einfahrt, ich stellte mich ihnen entgegen, die Tiere blieben sofort stehen. Auf einem kleinen Fleckchen, wo etwas Gras wächst, konnte ich sie solange halten, bis Tord kam. Gemeinsam trieben wir sie auf eine Weide direkt dort im Anschluss und am Nachmittag kam er dann mit zwei Helfern, um die Tiere zurück auf ihre Weide zu bringen.
Die Weidesaison ist nun also auch voll eröffnet. Die ersten Kälbchen sind geboren und stehen mit ihren wackligen Beinen dicht bei ihren Müttern. Lustig sieht es aus, wenn sie versuchen, wie ihre größeren Geschwister über die Wiese zu springen, denn bei denen ist der Übermut groß, weil sie aus dem Winterquartier raus auf die Weide kommen und jetzt das Flegelalter, sozusagen die Pubertät der Kühe beginnt.
Meine Hochbeete sind fertig, das erste Saatgut ist im Boden und nachdem es geregnet hat, kann ich auch die Erdbeerpflanzen einpflanzen. Sie werden in diesem Jahr zwar keine Früchte tragen, doch die Vorfreude auf die Ernte im nächsten Jahr ist ja auch was. Gestern machte ich eine Runde mit der Kamera und besuchte alle Behausungen unserer singenden gefiederten Nachbarn. Die Stare haben ihre bisherige Behausung der letzten Jahre den Rotschwänzchen überlassen und sich eine Einraumwohnung hoch in einer Fichte genommen. Ein Specht hatte sie für sie hergerichtet. Der Nachwuchs ist da und die Eltern haben tüchtig mit der Nahrungsbeschaffung zu tun. Drei Meisenpaare haben sich in einem alten Obstbaum direkt am Zaun in alten Astlöchern ein Zuhause eingerichtet, auch bei ihnen ist der Nachwuchs da.
Wir haben dann noch 2 Paare, deren Namen ich nicht weiß, es sind lustige Gesellen, klein, grau und superflink. Sie klemmen Eicheln, Haselnüsse oder große Samenkapseln in die Rinde der Eiche und hämmern mit ihrem spitzen Schnabel solange auf die Frucht bis ein kleines Loch das Innere frei gibt. Sie wohnen nebeneinander in zwei vom Buntspecht gezimmerten Löchern im Faulbaum direkt bei unserer Einfahrt, sie sind vollkommen furchtlos und fliegen ein und aus, auch wenn ich direkt neben ihnen stehe. Ich habe das Gefühl, diese Tiere spüren, dass von mir oder Jürgen keinerlei Gefahr ausgeht. Leises Piepsen ist zu hören, wenn Mutter oder Vater ins Bauminnere fliegen. Unsere zwei Buntspechte haben einen Neubau gerade rechtzeitig fertig, um die erste Brut heran zu ziehen. Ein Loch hoch oben in einer Baumkrone, kaum zu sehen, aber bei längerem Hinschauen habe ich es dann doch entdeckt. Neben uns im Garten sind bereits 2 Nester der diebischen Elstern, sie werden von uns nicht gern gesehen, denn sie sind damit beschäftigt, die Aufzucht der anderen Vögel zu töten, sobald sie ihre ersten Ausflugsversuche machen wollen. Nun beginnen zwei weitere Paare mit dem Bau von Nestern. Es ist zwar interessant, ihnen bei der Arbeit zuzusehen, doch tue ich das mit gemischten Gefühlen. Gestern kam Jürgen mit einem Foto nach Hause, das er gemacht hatte, als er in einem Garten war, um dort Rasen zu mähen. Auf einem Stromkasten hinter dem Haus in Sichthöhe ein Nest mit 4 Jungen. Sie streckten die Hälse und schrien um die Wette. Als Jürgen näher kam, duckten sie sich und waren muxmäuschen still, so wie es ihnen von den Eltern beigebracht wurde. Egal wohin man schaut, die Pflanzen- und Tierwelt wächst, und das Schöne daran ist, sie lässt uns teilhaben.
10.5.2016
Ich begegnete heute der kleinen 19 und einer stattlichen 20. Was das bedeutet? Sagen wir es mal so: Es gibt viele Einwanderer, aber auch Schweden, die noch keinen Elch gesehen haben, abgesehen von den Tieren in den Elchparks. Ich dagegen kann heute die 20 voll machen. Seit dem 1.April 2011 lebe ich in Schweden, da ist das doch eine gute Quote. Jürgen hat ebenfalls viele gesehen.So ging sein Wunsch ganz schnell in Erfüllung, denn schon als wir uns vor der Begegnung in Schweden im Internet „trafen“ und uns darüber unterhielten, wie das hier so ist mit diesen Waldbewohnern, da meinte er, es sei ein „Muss”, so ein Tier in Natura zu sehen. Heute waren es also gleich zwei, ein Kalb, etwa ein viertel Jahr alt, und seine stattliche Elchmama.
Es war gerade kurz nach 10,wir fuhren durch einen Wald, auf beiden Seiten des Weges war eine etwa 5 Jahre alte Birkenanpflanzung. Da stand auf der linken Seite das Kalb, ganz langsam und ohne Angst wechselte es über den Waldweg. Auf der rechten Seite sahen wir die Elchkuh äsen, auch sie zeigte keine Angst. Sie drehte sich nach ihrem Nachwuchs um, wartete, bis es neben ihr stand und machte ein paar Schritte. Im Schutz der Birken, die nicht größer als die Elchkuh waren, blieb sie stehen und schaute zu uns.Ein Anblick ließ das Herz höher schlagen. Schön, dass Jürgen neben mir im Auto saß und wir die Freude über diese Begegnung teilen konnten.
Seit fast 2 Wochen haben wir ein Super-Sonnenwetter. Gras, Blumen und Bäume starten im Zeitraffer in den Frühling mit fast sommerlichen Temperaturen. In den Mittagsstunden war nicht an Gartenarbeit zu denken, wir nutzten die Abendstunden, um Stauden in den Boden zu bringen. Dann stand noch das Gießen auf der Tagesordnung, denn sonst wäre die Mühe umsonst gewesen, die Pflanzen heranzuziehen. Von einer älteren Dame habe ich Dauerstauden bekommen, sie benötigen besonders viel Wasser, um wieder anzuwachsen. Petra brachte mir Zitronenminze und wilden Spinat, der ebenfalls als Staude jedes Jahr wieder kommt, und auch sie sollen wachsen und gedeihen. So sind wir eben gerne mit der Gießkanne unterwegs und versorgen mit dem Regenwasser aus den beiden Wassertonnen die künftige Blütenpracht und die Pflanzen, die sicher reichlich Früchte tragen werden.
Jetzt sind die Tonnen leer und es wird Zeit, dass es regnet und sich die Tonnen wieder füllen. Es sind zwei große blaue Plastiktonnen, nicht gerade eine Augenweide und dienen nicht unbedingt zur Verschönerung des Gartens. Daher habe ich mich entschlossen, diese zu verkleiden. Holzreste lagen noch genügend herum, es sollte also kein großes Problem sein, etwas draus zu basteln. Zwei Stunden später sahen die Tonnen anders aus, noch etwas Farbe dran und sie passen in den Garten, als wären sie schon immer dagewesen. Projekt gelungen.
8.5.2016
Sonntagnachmittag. Ich bin heute mal faul. Aufgestanden bin ich erst um halb 10. Kann mich nicht erinnern, dass es so etwas schon mal gab. Aber nachdem ich wieder eine Nacht hinter mich gebracht habe, in der ich es geschafft hätte, einen Pulli zu stricken, dachte ich mir, egal wann du heute aufstehst: du machst dir keine Vorwürfe wie sonst. Keiner sagt mir: „Astrid, das steht auf dem Plan, das muss erledigt werden." Nein, ich bestimme.
Nachdem gestern wieder ein großer Teil des Kieselhaufens verteilt wurde und der Garten so gut wie fertig ist, mache ich mich ab morgen ans Ausräumen des Außenhauses, das mein Loppis werden soll. Erst Kisten und Kartons aufreihen, den Anhänger in Position stellen und dann geht es los. „Alles muss raus”, wie man so schön sagt. Grobmotorisch wird sortiert, Loppis Astrid, Milijöhuset und Mülldeponie, dazwischen gibt es nichts. So wird der Raum am Dienstag oder Mittwoch leer sein und ich kann beginnen, den Innenbereich herzurichten. Die Möbel werde ich alle weiß streichen, denn in den dunklen Raum muss ich Licht bringen. Ich denke, auch mit Hilfe der weißen Möbel gelingt das. Ein Fenster muss neu verglast werden, das ist Jürgens Part. Auf der Rückseite, zwischen meinem Außenhaus und dem des Nachbarn, ist ebenfalls ein Fenster, es wurde vor vielen Jahren zugenagelt, auch das wird wieder funktionstüchtig gemacht und bringt „Licht ins Dunkel”. In der Hoffnung, dass es mir bald wieder zu arbeiten erlaubt ist, werde ich dann zu Feriensaisonbeginn eröffnen. Zwar werde ich nur stundenweise auf machen, es ist nicht zu erwarten, dass mir die Leute die Bude einlaufen, aber wenn das Naturum wieder besucht wird, glaube ich, werden auch bei mir Besucher herein schauen. Solange ich nicht voll arbeiten gehen kann und ich somit auch keine Anstellung finde, werde ich die Loppisstuga mit „Leib und Seele“ führen. Vielleicht wird es wider Erwarten ein Erfolg und ich kann verschiedene Events starten wie z.B. Ausstellungen von verschiedenen Künstlern: Maler oder Bildhauer sowie Töpfer. Anfragen habe ich schon. Als ich im BEF war, war das schon mal mein Plan, ich hatte bereits einige Kontakte zu Künstlern, die mitmachen wollten. Warten wir mal ab, wie das Ganze anläuft.
Gestern begannen Jürgen und ich einen kleinen Gemüsegarten anzulegen. Ich baue ein paar Hochbeete, denn der Boden hier ist überwiegend aus Stein. Nicht um sonst sagt man: „Småland ist steinreich”. Wenn ich also was ernten will, muss ich sehen, dass die Pflanzen „Boden unter die Füße” bekommen. Mohrrüben und Co. Müssen schon jetzt in die Erde, denn hier ist die Pflanzensaison bedeutend kürzer als in anderen Ländern. Die Samen müssen sich ins Zeug legen und schneller keimen, ebenso die jungen Pflänzchen, die ich ins Gewächshaus pflanzte. Tomaten und Gurken sind schon an ihrem Platz. Jetzt heißt, es schnell wachsen, blühen und Früchte tragen. Im vergangenen Jahr pflanzte ich die Tomaten in Kübel und stellte sie auf den Hof. Sie blühten üppig und bildeten kleine Tomaten. Doch der Reifeprozess blieb aus. Noch grün ging es in die kalte Jahreszeit und das Ende war da. Früher haben wir die grünen Tomaten abgepflückt und, in Zeitung gewickelt, zusammen mit ein paar reifen Äpfeln in Kisten unters Bett geschoben und dort reiften sie nach. Sie hatten nie das Aroma einer normal gereiften Tomate, aber man freute sich dennoch über den Erfolg. Oder die Tomatenpflanzen wurden herausgerissen, mitsamt ihren unreifen Früchten wurden sie kopfüber in einen frostsicheren Raum aufgehängt und auch da reiften die Tomaten nach. Wer macht das aber heute noch? Wir gehen in den Supermarkt und kaufen dort gleichmäßig grosse und voll ausgereifte, aber geschmacklose Tomaten. Schade oder? Aber leider ist es so.
Ich freu mich schon auf die endlich erlaubten krummen Gurken im Handel, wenn ich auch hoffentlich in diesem Jahr keine kaufen muss, denn ich habe schon 2 stattliche Pflänzchen. Denen erzähle ich, wie ich mich auf ihre Früchte freue. „Man soll ja mit den Pflanzen reden oder ihnen etwas Musik unterjubeln”. Ich rede mit ihnen, singen ist nicht meine Stärke.
6.5.2016
Na, da hatten unsere Männer gestern ja richtig Glück. Sonne satt, kein Wölkchen am Himmel und eine Natur, die einlädt, in ihr zu verweilen. Die Birken tragen grüne Blätterschleier, die zwar noch so zart sind, dass kein Käfer auf ihnen Halt findet, doch Schmetterlinge in leuchtend Gelb zwischen ihnen herum tanzen lassen. Die Wegesränder sind noch immer von blühenden Buschwindröschen besäumt, dazu haben sich die ersten Löwenzahnblüten gesellt und es duftet überall nach frischem Gras. Kleine Lichtungen an den Wegen laden durch ihr Grün ein, sich nieder zu lassen, die Ruhe zu genießen oder dem Gesang der Vögel zu lauschen.
Gestern waren viele Motorräder unterwegs, auch diese Saison ist eröffnet, jetzt ist der Frühling nicht mehr auf zuhalten. Selbst eine dunkle Wolke oder einige Tropfen Regen können nichts mehr daran ändern, dass die Menschen hinaus gehen, um zu wandern, mit dem Rad eine Tour zu machen oder einfach nur am Ufer eines Sees zu sitzen und den Schwänen, Gänsen und Enten zuzuschauen. In den Gärten wird gewuselt und die Gartenmöbel finden alle wieder ihren Platz in den Gärten und auf den Terrassen.
Auch ich nutze jede Minute, um draußen zu sein und tanke Energie mit jedem Atemzug. Seit einiger Zeit ist mir die Zeit sehr kostbar geworden, ich vergeude sie nicht mit Dingen, die mir keinen Spaß machen oder mich gar runter ziehen. Seit meinen letzten Besuchen bei den Ärzten ist mir bewusst, wie wenig man doch für sich selbst tut.
Immer ist und war man für andere da, eigene Angelegenheiten stellte man hinten an, mit dem Gedanken „Das mache ich dann später”, doch wann ist später? Was mir am Herzen liegt, wird nicht mehr aufgeschoben, ich erledige es jetzt und hier. Unsere Berge von Erde und Kiesel werden kleiner, es findet alles seinen Platz und wenn ich vor die Tür komme, freue ich mich über das Geschaffte.
Heute sitze ich dort, wo einmal das Buch „Heimkehr nach Schweden” entstand. Ich weiß, wie sich der Schriftsteller fühlte, er liebte nicht nur das Land und die Leute Schwedens, er liebte auch das eigene Leben, das er in Schweden führte. Er beschrieb das Geschehen so, als würde man es selbst erleben, wenn man das Buch liest. Ich möchte mit meinem Tagebuch Ähnliches erreichen, die Leser sollen mit mir erleben, wie die Sonne aufgeht, Regen und Sturm über das Land ziehn und wie die Menschen hier noch das einfache Leben leben. Damit meine ich nicht das Leben anno dazumal, wie man vielleicht glauben könnte. Wasser aus dem Brunnen und Kerzen als Lichtqualle, gewiss, auch das gibt es noch, doch nicht Tag ein Tag aus, es kann gelebt werden als Urlauber oder am Wochenende, wenn die Städter hinaus fahren in ihre Sommerhäuser, um den Stress des Alltags abzulegen. Mit einfachem Leben meine ich, nicht all den Luxus zu haben, den man glaubt, haben zu müssen. Einen großen Fernseher, das neuste Auto, Möbel, die nicht älter als 3 Jahre sind oder lackierte Fingernägel und einen wöchentlichen Besuch beim Friseur. Dies alles ist unwichtig, wenn man nur gesund ist und das Wesentliche zum Leben hat. Hier in Schweden legen die Menschen auf dem Lande keinen Wert auf Luxus, ihr Reichtum besteht in der Familie. Mit ihr wird etwas unternommen, wann immer es möglich ist..
Die Familien fahren umher, nutzen die Zeit für gemeinsame Aktivitäten und Ausflüge. Ich stelle fest, dass auch dies in meinem Leben zu kurz kam. Als Kind kannte ich ein Familienleben nicht, mein Vater war Stahlwerker im 4-Schichtsystem. Dazu hatten wir Vieh und Acker, da gab es keine „Zeit” und ich selbst als Mutter musste schon bereits zu DDR-Zeiten hart arbeiten, was sich auch nach der Wende nicht zum Positiven änderte.
Zeitweise hatte ich 3 Jobs. Während der Erntezeit erst morgens aufs Feld, dann ins Büro und am Abend in der Gastronomie in die Küche. Für zwei Kinder trug ich die Verantwortung, die ich mit niemandem teilen konnte. Jetzt würde ich vieles anders machen, denn die Zeit der Kindheit ist die wichtigste, sie gibt uns so viel, sie ist es, an die wir uns erinnern, wenn wir einmal alt sind. Kranke alte Menschen vergessen die Gegenwart, aber ihre Kindheit bleibt ihnen meist erhalten, also ist es wichtig, das diese Zeit voller Freude ist und man sich daher gern an sie erinnert. Ein Kind interessiert es nicht, in was für einem Auto sie nicht in den Urlaub fahren, wenn es dafür wenigstens ein gemeinsames erinnerungswürdiges Wochenende gäbe.
Wer mein Tagebuch von Beginn an gelesen hat, wird darin viele Erinnerungen aus meiner Kindheit finden. Sie berichten von Arbeit, Ausflüge oder Urlaub waren aus „Zeitmangel” nicht möglich. Wichtig aber ist es, dass man diese Erinnerungen mit den Kindern gemeinsam erleben kann und nicht erst, wenn es zu spät ist, um gemeinsam darüber zu lachen oder diese Erinnerungen noch einmal gemeinsam zu erleben. Hier sieht man bei Familienausflügen oft drei Generationen, die sich den Spaß und die Freuden am Tag teilen, und ich bin mir sicher, dass sich dies auch nie ändern wird. Das ist Schweden.
31.4.2016
Als ich die Augen aufmachte, ging gerade die Sonne auf und jetzt um 20.00 Uhr lacht sie noch immer. Es war ein superschöner Tag, das heißt, viel ist geschafft worden. Schon gestern Nachmittag waren wir im Garten. Es war sehr windig, aber nicht kalt, und trocken.
Am Donnerstag hatte ich telefonisch Mutterboden und Kieselsteine bestellt, schon am nächsten Tag wurde geliefert. Gegen 10.00 Uhr kam ein LKW mit 3 Anhängern. Oh Gott, wie soll das Material auf den Hof kommen! Aber der Fahrer verstand sein Handwerk. Die Container wurden einzeln rückwärts in den schmalen Weg gelotst und entladen. Da liegen sie nun, 7 m³ Mutterboden und 7 m³ feine Kieselsteine. Na, da haben wir was zu tun, da passt das schöne Wetter.
Gleich nach dem Frühstück ging es heute los. Gestern hatten Jürgen und ich den Eingangsbereich des künftigen Loppis mit Kiesel aufgeschüttet, ebenso den Weg, dann eine niedrige Steinmauer gelegt und gleich die dazu gehörige Deko hingestellt. Die Schubkarre aus Naturhölzern hatte ich von Sunny und ihrem Mann zum Geburtstag bekommen, jetzt fand sie ihren Platz, wo sie jeder Besucher bewundern und gerne auch bestellen kann,ich reiche die Bestellung weiter. Heute, als Jürgen sich auf seinen 30-Kilometer-Langlauf machte, begann ich, die Kiesel Karre um Karre auf dem Hof zu verteilen. Als Jürgen zurück war, konnte sich das Resultat sehen lassen.Ich hatte alles geschafft, was ich mir vorgenommen hatte. Darüber hinaus hatte ich sogar einige Sachen erledigt, die wir am Nachmittag machen wollten, zum Beispiel den Nistkasten. Ich bemalte ihn und schraubte ihn an den Hühnergartenzaun. Das war um 11.57 Uhr und um 12.14 Uhr schaute bereits eine Meise nach, ob es das Richtige für sie ist. Sie war kaum weg, da kam Pieper Nummer 2, ein Vogel, den ich nicht kenne, ich werde mich aber schlau machen und schreiben, wie er heißt. Ich denke, er nimmt die Wohnung, denn er kam ständig wieder und testete alle Anflugmöglichkeiten aus.
Gegenüber habe ich vor einigen Tagen zwei Baumstämme übereinander gestellt, die zusammen gehören, doch einmal auseinander gesägt wurden. Es sollte wohl Brennholz werden, doch nicht bei Astrid, wenn es eine perfekte Nistmöglichkeit für unsere gefiederten Freunde sein kann. Ich setzte die Teile wieder zusammen und verschraubte sie auf einem Zaun, so dass ein Sturm keinen Schaden anrichten oder eine Katze es herunter reißen kann. Gleich am nächsten Tag zogen dort Frau Meise und Gatte ein.
Ich werde weitere Kästen bauen, denn noch haben nicht alle Vögel eine Bleibe gefunden. Das werde ich ändern.
27.4.2016
So viel April an einem Tag, jetzt ist aber genug. Da habe ich vor Tagen mein „Gewächshaus” gebaut und nun ist es noch einmal kalt geworden. Ich werde die vorgezogenen Pflänzchen lieber noch nicht ins Freie stellen. Aber fertig ist das Häuschen zumindest schon mal.
Dann dachte ich, ich beginne schon mal mit den Vorbereitungen des Außenbereiches für den Loppis. Da die Türen neu mit Brettern verkleidet werden sollen, werde ich das in den nächsten Tagen machen, wenn es das Wetter erlaubt. Ab Freitag soll es ja wieder etwas besser werden. Gestern und heute habe ich die Treppe vor dem Außenhaus gebaut. Bis vor kurzer Zeit war da noch aus Steinen und Zement eine Schräge als Aufgang an Stelle einer Treppe. Sie bestand wohl schon einige Jahre und hatte ihre Spuren hinterlassen. Ich riss sie ab. Eine Höhe von 70 cm von Boden bis zum Schuppenbeginn musste jetzt überwunden werden. Mit Säge, Bohrer, Schrauber und Hammer machte ich mich an die Arbeit.
Nachdem ich den Boden einiger Maßen geebnet hatte, baute ich die Unterkonstruktion, sie war am späten Nachmittag fertig. Jürgen machte seinen Jogginglauf, eine Strecke von 30 km, da dachte ich mir, ich nutze die Zeit und kann in Ruhe die Bretter auflegen und verschrauben. Jürgen hatte nämlich am Nachmittag gesagt: „Jetzt machst du aber Schluss, es wird sonst zu viel für dich.“ Da ich mich aber bei so einer Arbeit wohlfühle, denn dann kann ich die Gedanken abschalten, nutze ich das auch voll aus.
Heute sah es nicht so aus, als könnte ich daran weiter arbeiten. Der Schnee blieb erst einmal liegen, doch am Mittag kam dann die Sonne durch und der Schnee musste weichen. Ich bat Jürgen, mir zu helfen und den Überstand der Bretter abzusägen. Das war auch in wenigen Minuten geschehen. Als ich dann so vor dem fertigen Werk stand, stellte ich fest, es ist noch nicht fertig, ein Geländer muss noch dran. Aber aus was mache ich das? Das passende Material hatte ich nicht mehr. Da fiel mir der alte Webstuhl ein, den ich geschenkt bekommen hatte. Er war nicht mehr vollständig, er würde seine Arbeit nie wieder aufnehmen können, und was passt nicht besser zu einem Loppis, wo ich Altes verkaufen will, als ein Geländer aus etwas Altem? Ich habe nicht lange überlegt, Metermaß geholt und gemessen. Passt! Also Säge ran, ein paar Schnitte und fertig ist das etwas andere Geländer. Jetzt kann es an die Innenarbeiten gehen, zuerst die Bude ausräumen, dann die Möbel, die ich hinein stellen will, malern und den Raum einräumen. Die Kisten und Kartons mit den für den Verkauf vorgesehen Sachen können dann ausgepackt werden und es kann losgehen. Ich hoffe, dass ich beim Saisonstart des Tourismus wieder fit bin und den Loppis eröffnen kann. Drückt mir die Daumen. Ich will das schaffen.
24.4.2016
Sonntagnachmittag. Das Wetter ist heute chaotisch. Am Morgen sah es grau aus, es war Schnee angekündigt, der Himmel bestätigte es. Gegen 10.00 Uhr begann es zu schneien und zugleich zu regnen.Nach diesem Schauer strahlte die Sonne für eine Stunde, dann, in wenigen Minuten, hing der Himmel voll schwarzer Wolken. Wie auf Knopfdruck entleerten sie sich. Dicke Hagelkörner bedeckten den Boden. In letzter Zeit verwandelte sich der schon sattgrüne Rasen im Garten ständig. Vor ein paar Tagen noch, nach einer Nacht mit frostigen Temperaturen, waren Gras und Buschwindröschen von kleinen weißen Kristallen wie mit einer Zuckerschicht überzogen. Gestern hingen Tautropfen an den Grasspitzen und leuchteten in der aufgehenden Sonne wie Kristalle, und heute nun die Miniaturausgabe von tausenden Schneebällen im Gras.
Jetzt ist der Himmel zwar noch verhangen mit grauen Wolken, doch von Schnee und Hagel ist nichts mehr zu sehen. Für morgen ist wieder Schnee angesagt, ich denke, auch dann ist er nicht von Dauer. Ich muss morgen zu einem Bekannten. Er hat eine eigene Insel und darauf ein Ferienhaus. Wenn ich wieder fit bin, soll ich die Verwaltung übernehmen, aus diesem Grund will ich mir alles ansehen. Ich freue mich drauf, denn „Wasser und Boot” sind Dinge, die ich liebe.
Nun zu einem ernsten Thema, ich war ja zu der Leberuntersuchung, der Arzt hat weitere Untersuchungen angekündigt. Er sagte mir, ich solle erst die weiteren Ergebnisse abwarten. Zusätzlich entdeckte er noch Gallensteine, eine Operation will er aber erst nach dem Ergebnis der Untersuchung durchführen.
Dazu benötige ich meine Unterlagen aus Deutschland, schon vor acht Wochen habe ich sie bei meinem mich seit 20 Jahren behandelnden Hausarzt in Deutschland bestellt. Sie sind noch immer nicht im Krankenhaus in Oskarshamn angekommen. Ich rief am Freitag in der Praxis an und erhielt eine mich sprachlos machende Antwort...
Die Sprechstundenhilfe,die dort seit einem halben Jahr arbeitet, sagte, als ich sie fragte, wohin sie die Unterlagen gesendet habe: „Na, die habe ich vor vier Wochen abgeschickt, mit einer Adresse, die ich vom Überweisungsschein abgemalt habe. Ich habe jetzt aber keine Zeit, mich darum zu kümmern, wo Ihr Brief geblieben ist und außerdem hat das 10 Euro Porto gekostet.”
Ich sagte ihr, dass ich schon in der Mail um die Rechnungslegung für Unkosten gebeten hatte und fragte, ob sie mir die Unterlagen noch einmal mit der Kostenrechnung zusenden könnte. Da kam der Knaller! „Wo soll ich die denn herholen. Ich habe die ORGINALE geschickt, denn bei Patienten, die nicht wieder kommen, können die doch weg.” Ich traute meinen Ohren nicht, ich fahre jedes Jahr zu diesem Arzt und vor allem, haben mein Arzt hier und und mein Arzt in Deutschland den Datenaustausch vereinbart.
Jetzt habe ich ein riesiges Problem. Unterlagen aus 20 Jahren in der Virchow-Klinik Berlin schwirren zwischen Deutschland und Schweden umher. Montag geht die Suche los. Wer kann mir bei der Beschaffung helfen? Ein paar Anlaufpunkte habe ich, drückt mir die Daumen, ich kann es gebrauchen.
20.4.2016
Da war der Morgen doch so viel versprechend, und was kam? Nieselregen, Kälte, Wind, so ging der Tag weiter. Zum Mittag glaubte ich dann, eine Wetterbesserung zu erkennen, denn kurzzeitig kam die Sonne zurück aber eben nur kurzzeitig, dann ging es richtig los. Starker Regen, Sturmböen und sogar dicke Hagelkörner prasselten nieder. Man wollte keinen Hund vor die Tür jagen. Was ich ja auch nicht tat. Ich beschäftigte mich mit dem Aufräumen im Büro. Unterlagen sortieren, alles für meine Steuerdeklaration zusammenstellen und einfach mal wieder alle Ordner auf den aktuellen Stand bringen. Man hat Dinge aufgehoben, die will kein Mensch mehr sehen, geschweige noch lesen. So wurden die Aktenordner wieder dünner und ich habe Platz für Neues geschaffen.
Wahrscheinlich hatte ich mich etwas übernommen, der Nachmittag gehörte dem Sofa. Jürgen war am kleinen Haus, um es für Feriengäste fertig zu machen. Nachdem Frau K. (Ilona) ja in einer Nacht und Nebelaktion gemeinsam mit meinem Exmann in ein neues Heim gezogen sind, stand es leer. Nun soll es Gäste erfreuen, die nach Schweden kommen, um sich Land und Leute anzusehen. Ich werde in den nächsten Tagen, wenn es fertig ist, mal einige Fotos zeigen, vielleicht hat ja einer meiner Leser Lust und noch ein paar Urlaubstage frei, um einer unserer Gäste zu sein. Wir freuen uns drauf. Anfragen einfach schon mal an
Urlaub.im.land.der. Elche.@gmail.com.
Ich antworte so schnell wie möglich.
Noch einmal zum Thema Hund und Regenwetter... Emma hat eine Höhle unter ihrer Hütte gegraben, die soll wohl ihr Platz im Sommer werden, wenn die Sonne hoch am Himmel steht. Sie hatte sich dorthin zurück gezogen und knurrte das Wetter an. Wie einst Caro im Kindergedicht ”Was ist das für ein Wetter heut”, das ich als 4-Jjährige im Kindergarten lernte. Ich kann es noch auswendig so wie manch anderes Gedicht oder Kinderlied.
Heute Nacht bin ich um halb eins aufgestanden, die Nacht war für mich rum. Ich ging hinunter ins Wohnzimmer, der Mond strahlte ins Fenster und erhellte das Zimmer. Es war kein Licht notwendig. Ich saß einfach nur da und dachte nach über vieles und jenes, mir schwirrten tausend Gedanken durch den Kopf. Ich dachte über mein Leben nach, das was war und das, was noch kommt. Ich dachte über Fehler nach, die ich gemacht hatte, was ich daraus gelernt habe und was ich anders machen würde, wenn ich noch einmal in bestimmte Situationen kommen würde. Meine Erkenntnis daraus war, ich würde bei vielen Dingen nicht mehr so emotional reagieren, wie ich es getan habe, denn ich habe jetzt mit den Folgen zu kämpfen. Ich habe etwas, das ich seit vielen Jahren nicht mehr hatte, vor nichts und niemand. Nun ist sie da, die Angst vor morgen...
Ich melde mich wieder, wenn ich mehr weiß. Nach den Untersuchungen brauche ich etwas Zeit für mich, da ich die Ergebnisse schon fühle.
19.4.2016
6.00Uhr morgens. Heute stehe ich mit dem erwachenden Tag auf. Wieder eine fast schlaflose Nacht, seit 2.00 Uhr liege ich wach im Bett und höre, wie der Tag beginnt. Ja, man kann es hören, zuerst ein ganz leises Zwitschern, das immer lauter wird, dann gesellt sich eine zweite und dritte Stimme dazu und das Naturorchester beginnt. Trotz des fehlendem Schlafes erfreue ich mich daran und will bald aus dem warmen Bett klettern. Ich strecke die Beine, welche die ganze Nacht gearbeitet haben, unter der Decke hervor. Wie jeden Morgen tut der erste Schritt weh, mir schießt der Gedanke meiner Untersuchung durch den Kopf. Ergebnis...schnell und gleich darauf: Donnerstag...Leberuntersuchung. Bevor ich mich weiter in diesen Gedanken verliere, beschließe ich, mir einen großen Kaffee zu kochen und hinaus zu gehen.
Ich lege mir eine Wolldecke über die Schultern und nehme Kaffeepott und Kamera. Gerade sind die ersten Sonnenstrahlen durch die Baumkronen auf der anderen Straßenseite zu sehen, ich begrüße die Sonne und bitte sie, den ganzen Tag hier zu bleiben. Ich brauche sie, meine Seele braucht sie, denn die Gedanken, die solange im Kopf waren, sind nun im Bauch und ich bin nervös. Ich brauche Ablenkung... Ich gehe zum Hühnerstall und egal, ob Wilfried heute alle Nachbarn wecken wird, ich gehe und öffne die Hühnerstallklappe. Schnell sind alle Hühner und natürlich als Erster Wilfried draußen. Ich hole Körner für sie und streue es ihnen auf den Boden. Der Hahn macht seinem Namen alle Ehre, lautes Krähen unterbricht den Orchesterklang. Schluss mit Lustig. Er ist hier der Star, so zumindest sein Glaube. Nach einer Weile gibt er Ruhe, das Futter lockt doch mehr als seine Angeberei und er beginnt zu fressen. Ich mache ein paar Fotos vom Sonnenaufgang, von den eingefangenen Strahlen in den Baumspitzen und meinem Kaffeepott.
18.4.2016
Nach einem verregneten Tag gestern heute den ganzen Tag Wind, der nichts liegen lässt. Ich hatte gestern Abend nach dem Regen noch Wäsche aufgehängt, heute Morgen musste ich sie retten, sonst wäre sie sicher beim Nachbarn im Garten gelandet. Ich denke, dass dieses Wetter Wärme bringt, die in den nächsten Tagen das wachsende Grün sprießen lässt und dass Jürgens Job als ”Garten-Gott” beginnen kann. In der vergangenen Woche arbeitete er bei einer älteren Dame im Garten, er musste Apfelbäume beschneiden und die Beete für das Gartenjahr vorbereiten.
Ich bin mit zu Liliana gefahren, um ihr ein paar frische Eier von unseren Hühnern zu bringen. Es sollte ein kleines Dankeschön dafür sein, dass sie mir ein Eisengestell geschenkt hat, dass einmal ein Gewächshaus war. Wir bauten daraus das Lager für unser Brennholz. Sie freute sich sehr darüber und machte mit mir eine Runde durch den Garten, zeigte mir die kleinen wilden Tulpen, die sich durch das Blättergewirr auf einem Beet drängten. Auf einem anderen Beet, wo im vergangenen Jahr ihre Erdbeeren standen, entdeckte ich Löwenzahn in Hülle und Fülle. Sofort fielen mir die Hühner ein und deren Freude über dies erste Grün. Ich pflückte und schnell hatte ich zwei Eimer voll von den Stauden. War das ein Gegacker und Gepicke, als ich im Hühnergarten einen der Eimer entleerte. Da werden die Eier gleich nochmal so lecker schmecken.
Heute Abend sollte es Topfwurst geben mit Pellkartoffeln und Sauerkraut, weil ich sie so gerne esse, und kaufte welche im Supermarkt in Oskarshamn. Ich hatte so was wie Heißhunger darauf, was meint ihr wohl, wie schnell der abgekühlt wurde.
Ich habe Kartoffeln aufgesetzt, natürlich mit ordentlich Kümmel, der muss sein, Zwiebeln geschnitten, die gehören auch dazu, und dann habe ich die ”Topfwurst” aus der Verpackung genommen. Sie sah schon anders aus als ich sie kenne und liebe, aber man ist ja bereit für Neues. Nach dem Erwärmen war aber auch die Konsistenz anders, der Geruch ebenfalls, und dann der Geschmack... Es schmeckte süß und mehlig. Ich beschloss, Emma bekommt morgen Topfwurst, denn Topfwurst ist das nicht. Zwar esse ich alles - zumindest würde ich alles probieren, was ich nicht kenne - aber da verweigere ich die Nahrungsaufnahme. Ich liebe Schweden, aber nicht all ihr Essen.
Dann eben Planänderung: Pellkartoffeln, Hering und Remouladensoße, auch lecker und schnell zubereitet.
17.4.2016
Ein nasser verregneter Sonntag geht zu Ende. Es ist ungemütlich und kalt, aber meckern über das Wetter ist nicht, ich weiß, wie nötig das Wasser für die Natur ist. Wenn jetzt etwas Wärme dazu kommt, explodieren die Knospen an Bäumen und Sträuchern. Das Erwachen der Natur ist nicht mehr aufzuhalten, auch wenn die Wetterprognose noch Schnee ankündigt. Davon lasse ich mich nicht beunruhigen. Wenn alles so funktioniert, wie ich es mir denke, habe ich in ein paar Tagen eine Gewächshauswand. Was das ist? Vor eine der Sonne zugewandten Seite des Hauses wird ein kleiner Erker gesetzt. Er besteht aus Fenstern, die mit zwei Etagen in einem Fachwerksystem eingebaut sind. Auf dem Boden werden Kübel oder Kästen aufgestellt, in denen Gurken,Tomaten und Co. ihren Platz finden und auf einem Zwischenbrett können Salat, Radieschen oder Blumen heranwachsen. Zum Zeitpunkt, wenn die unteren Pflanzen groß werden und an den Zwischenboden stoßen, wird dieser demontiert. So können Pflanzen schon in der kalten Zeit herangezogen werden und später, wenn die Pflanzen ihren Platz im Garten gefunden haben, ist das Minigewächshaus frei für das rankende Gemüse.
Morgen suche ich das notwendige Material. Ich brauche ein dreiflügeliges Fenster, das habe ich schon. Das kaufte ich mal über „Blocket“. 12 Stück wurden für ganz kleines Geld angeboten, 10 davon gab ich Klaus. Er baute damit ein Gewächshaus anderer Art. Groß und stattlich wurde es, sogar mit einem Tisch in der Mitte für unseren Kaffeeklatsch, wenn wir die beiden mal besuchen.
Vor einigen Wochen habe ich Vorzuchtkästen mit Gemüse und Blumen angelegt. Die ersten Pflänzchen schauen heraus und da wird es Zeit, dass sie hinaus ans Tageslicht kommen.
Den heutigen Tag habe ich wegen des Wetters damit verbracht, alle Unterlagen für die Deklaration (Steuererklärung) zusammenzusuchen. Das ist nicht so mein Ding, aber es muss sein. Ich habe es lange vor mir hergeschoben, aber da der Abgabetermin nicht mehr fern ist, war es heute eben unumgänglich. Jürgens Unterlagen sind fertig und beim Steuerberater, morgen Abend mache ich mich an meine Deklaration. Ich werde sie in diesem Jahr selbst machen, irgendwann muss es ja immer mal das ”Erste Mal” geben. Weil ich das ganze Jahr krank war, ist die Arbeit daran nicht so umfangreich und ich denke, dass ich das packe.
Gestern war ich in Oskarshamn im Krankenhaus zum MRT mit meinem Fuß. Nach einer halben Stunde war ich erlöst, ich kam aus der Röhre und konnte wieder tief atmen. Da drinnen habe ich „Schiss“, aber richtigen. Sonst bekomme ich immer Medikamente gegen die Panik und Musik auf die Ohren. Gestern glaubte ich noch, beim Bein bin ich ja nicht ganz in der Röhre. Na toll, Astrid, soviel zu deinem Glauben. Medikamente hatte ich weggelassen, weil ich meine Leber so wenig wie möglich zusätzlich zu belasten versuche, und eine CD hatte ich auch nicht bei mir, also Radiomusik auf die Ohren und los ging's. Danach kam der Mitarbeiter und sagte mir, dass meine Befunde in spätestens einer Woche bei meinem Arzt sein werden und nicht wie gewöhnlich in 2 Wochen. Das gibt mir zu denken und beunruhigt mich. Aber irgendwie bin ich dann auch erleichtert, weil ich weiß, was los ist und was gemacht wird, um den Beschwerden ein Ende zu bereiten. Mein Kopf hat viele Pläne und mein Körper muss schnell wieder fit werden, damit ich sie auch umsetzen kann.
16.4.2016
Es zaubert uns ein Lächeln ins Gesicht, ohne dass wir es merken. Eine Fahrt oder ein Spaziergang durch unsere schöne erwachende Natur entspannt. Egal wohin man schaut, es blüht überall in den Wäldern, an den Wegesrändern und auf den Wiesen. Der Waldboden ist übersät von abertausenden Blüten der Buschwindröschen, unterbrochen vom leuchtenden Blau der wilden Anemonen. Auf den Wiesen ist zu erkennen, dass es hier und da einmal kleine Häuser gab, denn die Steinfundamente sind noch erhalten. Vom Haus sind weder Balken noch Brett zu finden. Bei längerem Suchen findet man vielleicht noch etwas Metallenes aus dem Haushalt oder ein Gartenwerkzeug. Dass ein Garten zum Haus gehörte, ist an den Osterglocken und Narzissen zu erkennen und an Szillas, die in bereits großen Büschen auf den Wiesen leuchten.
Heute war ich unterwegs, um bei einem Bekannten nach einer Kontaktperson zu fragen, von dem wir Mutterboden und feinkörnigen Schotter bekommen können. Er war mit Waldarbeiten beschäftigt. Ich wurde Zeuge, wie eine riesige alte Fichte gefällt wurde. Ihr Leben, so nenne ich es einfach mal, wurde heute nach ca. 80 Jahren beendet. Es war ein ergreifender Moment und irgendwie tat es weh, diesen Riesen zu Boden fallen zu sehen. Noch vor Tagen erfreute ich mich an den gigantischen großen Zapfen, die, je höher man schaute, um so größer wurden. Da ahnte ich noch nicht, dass ich sie in ein paar Tagen in den Händen halten könnte udn würde. Heute habe ich eine Menge davon eingesammelt und im Winter werden sie ihre Aufgabe als Deko bei uns im Haus übernehmen.
Noch immer habe ich den Geruch des frischen Harzes in der Nase, ich sog ihn tief ein, denn das ist Natur pur. Schon als Kind liebte ich diesen Geruch genau wie den von frisch gemähtem Gras. Es ist etwas, das nicht verfälscht werden kann, niemand kann ihn ändern oder verheimlichen.
Meine Hände waren vom Harz überzogen, selbst nach dem Waschen konnte ich ihn noch riechen. Für einen Moment war heute Weihnachten inmitten des erwachenden Frühlings auf den Wiesen und in den Wäldern.
13.4.2016
Gestern schrieb ich von einem Käuzchen, heute werde ich über einer Eule schreiben. Sie sitzt tagein tagaus bei uns im Garten auf dem Stamm eines alten Apfelbaumes, den wir im vergangenen Jahr abgeschnitten hatten. Er trug keine Äpfel mehr, war kaum noch mit Blättern bestückt und im Stamm hohl. Ich habe die Eule aus Deutschland mitgebracht, sie ist als Deko gedacht. Buntbemaltes Blech mit einem dicken Bauch und leuchtenden Augen. Doch was gibt es über sie zu schreiben? Eigentlich nichts, wäre da nicht eine Meise. Tagelang konnten wir beobachten, wie sie sich neben der Eule auf einem kleinen Neutrieb des Apfelbaumes niederließ, das blecherne Ungetüm beäugte und wieder weg flog. Seit heute aber wird Material heran geschafft, kleine Zweige, trockenes Moos, Hühnerfedern, die ja gleich um die Ecke zu haben sind, und gerade in diesem Augenblick ein altes ausgefranstes Stückchen Stoff, leuchtend rot, offenbar eine moderne Meise.
Ich habe versucht Fotos zu machen, aber so ist es eben, wenn man auf etwas wartet: entweder kommt sie nicht oder sie setzt sich so auf den Stamm, dass sie nicht richtig zu sehen ist. Wenn sie erst Eier gelegt hat, tagelang gewärmt und behütet hat, wird es sicher bald ein paar Schnäbel geben, die gestopft werden wollen. Ein ständiges Ein- und Ausfliegen ist an der Tagesordnung, dann gelingen sicher einige Schnappschüsse, mal mit Made, mal mit Fliege oder Wurm. Ich werde rechtzeitig da sein und die Berichterstattung fortsetzen.
Einige Wochen später werden diese neuen gefiederten Freunde mit ihren Eltern morgens um 3.00 Uhr in den Baumkronen vor dem Schlafzimmerfenster sitzen und uns ein Lied trällern. Da ich eh kaum schlafe, ist es für mich kein Problem, wenn sie um die Wette singen und zwitschern. Im Gegenteil, ich höre ihnen gerne zu und sobald die Sonne aufgeht, wird es noch lauter und vielseitiger.
Immer pünktlich um 7.00 Uhr flog ein Schwänepaar über unser Haus und ihre Rufe waren weit zu hören. Eines Tages stellten wir fest, dass sie nicht mehr kamen, doch eine Stunde später hörten wir sie dann, pünktlich um 8.00 waren sie da. Na klar, die Zeitumstellung. Tiere haben die nicht und brauchen sie auch nicht.
12.4.2016
Ein spontaner Gedanke... Grillen, heute, wir zwei... Jürgen hatte uns gerade einen Cappuccino zubereitet und wir saßen in der Sonne. Gestern hatten wir mit Freunden darüber gesprochen: wenn das Wetter so bleibt, wollen wir grillen. Und da kommt Jürgen heute drauf und schon sind wir darauf eingestellt. Ich ab in die Küche, Fleisch und Würstchen gewürzt, Jürgen bereitet den Grill vor, Kohle steht schon griffbereit und im Gegensatz zu sonst glühte die Holzkohle schnell und unser Abendessen konnte auf den Grill.
Vor einer Weile hätte ich nach dem Anlass gefragt, heute brauchten wir den nicht oder sagen wir mal so: wir feiern das Aufstellen der Sonnenuhr, die seit 3 Jahren im Schuppen lag und endlich ihren Platz im Garten bekommen hat, oder auch: wir feiern den Umzug von „Helge och sin fru”. Sie standen ja direkt am Treppenaufgang vor dem Haus, nun haben sie einen neuen Platz bekommen. Oder das Käuzchenhaus in der Eiche. Eigentlich sollte es ja ans Außenhaus. Ich überlegte es mir anders, nachdem ich gestern im Internet nachgelesen hatte, wie diese Vögel nisten. Sie nehmen alte verlassene Horste von anderen Raubvögeln oder bauen ein Nest auf hohen Baumstümpfen, an abgelegenen Orten, wo sie eine gute Sicht über ihr Territorium haben.
Nun wurde ein Haus gebaut, das einigen Mustern aus dem Netz entsprach, und der Platz auf der Eiche erschien mir recht passend dafür. Mal sehen, ob es angenommen wird, wenn nicht vom Kauz, dann vielleicht vom Eichhörnchen, das seit ein paar Tagen wieder bei uns in den Bäumen aktiv ist. Das Grauhörnchen, das die ersten zwei Jahre bei uns lebte und im Dachboden sein zu Hause hatte, ist nicht mehr da. Ich weiß nicht, was mit ihm passiert ist, diese Tiere werden hier ja nicht gerne gesehen, da sie ein Feind der einheimischen Eichhörnchen sind.
Das Grauhörnchen wurde aus Amerika in Schweden eingeschleppt, auf welchem Wege ist unklar. Es sieh sehr imposant aus, ist jedoch mit Vorsicht zu „genießen“. Zwar ist es sehr zutraulich, doch sollte man eine Berührung vermeiden. Sie sind sehr flink und beißen gerne zu, Bisswunden dieser Tiere heilen schwer und führen oft zu Entzündungen.
Das Grauhörnchen duldet keine Konkurrenten und macht Jagd auf die Eichhörnchen, wahrscheinlich auch auf die hier in den Baumkronen, denn nach einem Jahr waren sie weg und das graue Kuscheltier betrachtete unseren Hof und den Baumbestand als sein Eigentum. Am späten Abend und am sehr frühen Morgen sorgte es dafür, dass unser Schlaf beendet war. Es rannte über den Boden in einem ungeheuerlichen Tempo, so dass an Schlaf nicht zu denken war. Jetzt hoffe ich, dass das Eichhörnchen, das seit einigen Tagen hier ist, bei uns bleibt, schön wär's... Ein Zuhause wäre schon mal da, sofern das Käuzchen was besseres findet.
11.4.2016
Montagabend. Genau wie geplant haben wir heute unseren Ofenriesen zum Schrott gebracht. Die Waage zeigte 6 Zentner an, oh Mann, da denke ich, der Erlös reicht dazu, dass Jürgen und ich mal essen gehen können, aber nee, gerade mal 150 Kronen, also ca. 15 Euro, da wird das Menü etwas schmal ausfallen oder sagen wir lieber: es wird ein Diätessen.
In der kommenden Woche, wenn ich meine Untersuchungen hinter mir habe, werden wir in Oskarshamn zum Hafen fahren, da gibt es leckere Gyrosteller. Wenn das Wetter es erlaubt, sitzen wir draußen und blicken direkt auf den Anlegeplatz der Gotlandfähre. Wir hatten schon oft den Zeitpunkt des Einlaufens erwischt. Von Västervik nach Gotland fährt auch wieder die Schnellfähre, ist ein tolles Schiff, mal sehen, ob wir irgendwann auch damit fahren, vorgenommen haben wir es uns jedenfalls ebenso die Kanalfahrt. Ich werde in nächster Zeit mehr darüber schreiben, ich denke, für Schwedenbesucher ist es eine Supermöglichkeit, einen Tag zu verbringen, den man nicht so schnell vergisst oder sagen wir lieber 2 Tage, wenn man die gesamte Tour fahren will. Ein paar Stunden reichen nicht, es soll ja Entspannung werden, so etwas wie ein Kurzurlaub.
Mit dem Holz haben wir begonnen. Ein Teil ist zersägt und liegt aufgestapelt. Wenn morgen Abend noch Zeit ist, werden wir versuchen, auch den Rest noch wegzubekommen. Dann ist das Holzlager für den nächsten Winter aufgefüllt und wenn er nicht zu kalt wird, müssen wir keine große Holzmenge nachkaufen. Die Heizungsanlage ist jedenfalls eine große Erleichterung, und das Beste daran: Feuer an und die Stube ist warm...
Unsere neue Verbrennungstoilette kam jetzt mit der Post, wir werden sie in den nächsten Tagen aufstellen und anschließen. Der Gedanke beruhigt mich ungemein in Bezug auf die Forderung der Kommune. Es wird noch ein Abluftrohr installiert und fertig ist diese Baustelle. Ich staune selbst, was wir in der letzten Zeit so geschafft haben. Eine Weile sah es so aus, als müssten wir aus dem Haus ausziehen wegen all dieser Auflagen der Kommune, aber wir haben es geschafft. Irgendwie bin ich stolz auf uns.
10.4.2016
Wenn man verliebt ist, geht man gemeinsam durch dick und dünn. Wenn man verliebt ist, lässt man den anderen nicht alleine, schon gar nicht in schweren Situationen, man steht ihm zur Seite, gibt ihm das Gefühl, nicht alleine mit all den Sorgen und Problemen zu sein. Wenn man verliebt ist, teilt man Freud und Leid, gibt dem anderen Kraft, wenn er sie braucht.
Ist das bei allen Verliebten so, ich kann diese Frage nicht beantworten, kann jedoch sagen, dass es bei Wilfried und Hilde so ist. Hilde, das Seidenhuhn, das außer Plan zu uns auf den Hof gekommen ist, weil es dem Hahn Wilfried die schwere Zeit des Mobbing leichter gemacht hat. Sie blieb immer an seiner Seite, so ist es auch hier bei uns. Zwar sind sie mit den anderen im Hühnergarten und er ist wirklich der Hahn im Garten(Korb), aber egal: wo sie hingeht, er geht mit. Heute am Vormittag stellte ich fest, dass die beiden fehlten. Wo sie ist, konnte ich mir denken: im Stall im Nest. Aber wo ist er? Ich sah in den Stall und traute meinen Augen nicht.
Seit dem ersten Tag legte Hilde ihr Ei auf dem Boden des Stalls unter dem Sitzbrett. Gestern habe ich eine weite Kiste in den Stall gestellt, mit Heu gefüllt und siehe da, sie wird als Nest angenommen. Hilde sitzt darin und Wilfried steht als stolzer Hahn und künftiger Vater davor und schaut erwartungsvoll in die Kiste zu Hilde. Ich schnell rein, Kamera geholt und Foto fürs Album gemacht. Nach 5 Minuten machten beide ein Geschrei um das in der Kiste liegende Ei.
Gleich danach gingen zwei weitere Hühner in den Stall. Auch sie nutzten die Kiste als Legeplatz, doch mussten sie diesen schweren Moment alleine durchstehen.
Tja, da sieht man mal, wie wichtig doch die Liebe und der Zusammenhalt sind.
9.4.2016
Wieder ist Samstagabend. Die Woche war vom Aprilwetter geprägt und wir mussten unsere Vorhaben danach richten. Ich hatte mir für den Hof so einiges vorgenommen, doch blieb wieder so einiges liegen, so auch das Holz, das wir mit der Kreissäge kurzschneiden wollen und als Anmachholz in dünne Scheite gehackt neben dem bereits aufgestapeltem Brennholz lagern wollen. Heute wurde aus diesem Grund für Jürgen und mich ein Kraftakt unumgänglich.
Vor 3 Jahren bekamen wir einen Heizungsbrenner, den wir ursprünglich für unsere Zentralheizung verwenden wollten, doch jetzt ist ja unsere Heizung durch den wasserummantelten Ofen mit Wärme versorgt und das riesige Monstrum wurde nicht gebraucht. Was aber macht man mit 5-6 Zentner Eisen? Ich habe zwar viele Ideen, aber so schön ist so ein Teil nicht, also ab auf den Schrott. Doch wie? Bei dem Gewicht nicht so einfach.
Zuerst den Hänger so weit wie möglich herangeschoben und dann den Ofen in Position gebracht. Jürgen hatte da mächtig zu tun, das Laufen fällt heute flach, er hat seine Kräfte dafür aufgebraucht. Dann haben wir dieses Ding auf den Hänger verfrachtet, nun kann er auf den Schrott und wir haben Platz, somit steht schon mal der Plan für Montag fest: Oskarshamn, Schrottplatz und dann Kreissäge an und den Berg Holz weg9
In der vergangenen Woche waren wir noch einmal bei unseren Bekannten, die im Wald ihr Ferienhaus haben. Ich hatte davon berichtet, dass am Wegesrand ein mit der Kettensäge geschnitztes Männlein steht. Als wir damals daran vorbei fuhren, stellten wir fest, es braucht noch eine Mütze. Als wir jetzt durch den Wald fuhren, sahen wir es bereits zwischen den Bäumen leuchten, wir kamen näher und mussten beide sofort lachen.
”Das Männlein steht nun im Walde, ganz still und stumm, es hat aus aller Vorsicht nen roten Helm auf dem Kopfe druff”.
Tolle Idee.
Es ist bereits nach 18.00 Uhr, die Sonne gibt sich noch Mühe, auf der gegenüber liegenden Straßenseite leuchten die weißen Stämme der Birken in der Abendsonne. Noch sind die Baumkronen grau und kahl, ich bin mir aber sicher, in ein paar Tagen ist auch dort das erste Grün zu sehen, denn nach den letzten Regentagen fehlt nur etwas Wärme und die Natur wird im Zeitraffer den Mai mit ihrem ganzen Grün begrüßen.
Jetzt werde ich es mir auf dem Sofa gemütlich machen, irgendwie bin ich doch müde und etwas abgespannt, bin eben doch nicht so fit, wie ich es mir wünsche. Zwar fühle ich eine Besserung meiner Gesundheit, aber die schlaflosen Nächte sorgen dafür, dass ich morgens oft schon lustlos aufstehe. War in der letzten Woche auch wieder bei Dr. Majcek, er ist sicher, dass weitere Untersuchungen nötig sind und in der kommenden Woche stehen auch wieder Besuche im Krankenhaus an. Gestern war ich zum Röntgen meiner linken Hand, an der ich meine Operation hatte, sie ist nämlich nicht voll einsetzbar und schmerzt oft. Am nächsten Samstag muss ich wieder zum MRT. Das machen sie, weil genau wie in Deutschland sonst die Wartezeiten ewig andauern würden an den Wochenenden. Mein Bein muss dann in die Röhre, na auf den Befund bin ich gespannt. Am 21. April habe ich dann einen Termin, der mir Bauchschmerzen bereitet, außer denen, die ich ständig habe. Meine Leber, sie ist der Meinung, dass die ganzen Medikamente, die ich so in mich rein stecken muss, nicht gut für sie sind. Sie rebelliert und macht mir Sorgen, ich habe da seit ca. 20 Jahren Beschwerden, die nun wieder schlimmer sind und eine Behandlung unumgänglich machen.
Zur Zeit habe ich so viel in meinem Kopf, dass leider ein paar Sachen in Vergessenheit gerieten, so auch der Geburtstag von Wolli. Da ich weiß, sie verfolgt mein Tagebuch, so auf diesem Weg mal ganz liebe Knuddelgrüße und einen dicken Kuss an meine Ersatzmami.
Seit einigen Wochen hörten wir am späten Abend ein Käuzchen rufen. Vor einigen Tagen haben wir es gesehen und am gestrigen Abend „ging die Post ab“. Genau vor unserem Wohnzimmerfenster im Haselnussstrauch hatte es sich nieder gelassen und rief, was das Zeug hielt, es dauerte nicht lange und eine Antwort war zu hören. So ging es etwa eine Stunde, lautes und langes Rufen, und aus einer kurzen Entfernung ein ebenso langes Antworten. Nun werde ich einen Eulen- oder Käuzchenkasten bauen und ihn am Außenhaus aufhängen. Wäre schön, wenn sie sich bei uns niederlassen und ihre Familie gründen. Sollte es so sein, wird natürlich hier in Wort und Bild darüber berichtet. Jetzt aber ab aufs Sofa und das Wochenende genießen.
8.4.2016
Der Maler der Natur ist dabei, ein Kunstwerk zu zaubern. Ein Klecks Blau inmitten von Moos und Flechten bewachsenen Ästen, die bein letzten Sturm zu Boden gefallen sind. Ein Tupfer Gelb, der davon zeugt, dass einst mitten im Wald ein einsamer Hof lag, der im Verlauf der Jahre keine Spuren hinterließ außer den damals liebevoll gepflanzten Knollen. Großflächige und weiß läuchtende Hänge mit dickem Pinselstrich lassen uns glauben, dass dies den schwindenden Winter in Erinnerung halten soll.
Wo vor Kurzem noch Schnee lag, tummeln sich die ersten Hummeln über dem Blütenteppich. Ein Hauch von zartem Grün hängt in den Baumkronen und in ihnen singen die Vögel um die Wette. Lila und gelbe Farbspritzer auf der Wiese vor dem Haus gesellen sich zum grün marmorierten Boden. Rosa und gelbe Tropfen hängen an den Zweigen, der Sträucher am Wegesrand. Wechselweise ist der Himmel in einem Blau, das eben nur am Himmel leuchten kann, Tupfer in Weiß sind wahllos angeordnet. Dann wieder hat der Künstler große graue Wolken in den Himmel gehängt. Als könne es sich nicht entscheiden, drängt sich ein golden strahlender Kreis hervor und der Zauber wird durch einen in allen Farben leuchtenden Regenbogen vollendet.
Ein Spaziergang durch diese Leinwand, die so wandelbar ist und täglich ihr Aussehen verändert, erinnert mich an ein Kaleidoskop, das ich als Kind besaß. Kein Bild glich dem vorherigen und es war auch unwiederbringlich wie die Bilder der Natur. Passen wir nicht auf und schützen die Natur, wird eines Tages die Farbe immer und immer mehr an Leuchtkraft verlieren oder gar ganz verschwinden. Ich mag diesen Gedanken gar nicht zu Ende denken, denn wer soll dann unseren Kindern und Kindeskindern zeigen, wie schön die Natur ist, wenn sie aus ihrem Winterschlaf erwacht und sich für das Jahr in Farbe ”wirft”.
Nachdem es in der Nacht geregnet hat und der Himmel grau verhangen ist, nur ab und an schaut die Sonne hinter den Wolken hervor, habe ich mir keine großen Arbeiten vorgenommen, denn der April macht seinem Namen alle Ehre. Regen, Sonne, Hagel, warm und kalt, reichen sich die Hand. Ich habe die alte Küchenhexe, die wir vor zwei Jahren durch eine neue ersetzten, in meine Garten-Deko einbezogen. Da sie nicht mehr verwendet werden kann, denn der Unterboden ist vom Rost geprägt und die Löcher sind auch nur mit großem Aufwand zu reparieren, entsc hied ich mich, sie nicht auf den Schrott zu werfen, sondern sie am späteren Eingang zum Loppis aufzustellen, sie mit Pfannen, Töpfen und Waffeleisen aus vergangener Zeit zu bestücken und ein paar Wildblumen hinein gepflanzt, lockern das Ganze etwas auf, ich finde, es sieht ganz gut aus.
So einiges ist auf dem Hof passiert und eingezogen. Am vergangenen Wochenende habe ich den Hühnerhof gebaut, zwar nicht auf Millimeter genau, doch habe ich all das angewendet, was mir mein Vater einst gezeigt hatte, und wenn ich nicht mehr genau wusste, wie ich das bauen muss, habe ich in meinem Hinterstübchen im Kopf in der alten Werkstatt nachgekramt und ruckzuck war es wieder da. Am Montag gegen Abend fuhr ich zu Martina. Sie hat seit Jahren Hühner und jedes Jahr kommen Küken dazu, denn eines der Seidenhühner ist eine gute Glucke und liebevolle Hühnermama, so dass die Küken zu fleißigen Eier legenden Hühnern heranwachsen.
Ihr Stall wurde langsam zu klein und so kam es ihr gerade recht, dass ich Hühner anschaffen wollte. Ich bekam 6 Hühner und 1 Hahn, so hatten wir es zumindest vereinbart, doch als ich dort ankam, waren es 7 Hühner, ein weißes Seidenhuhn kam dazu, der Grund ist die Liebe. Die Liebe zu einem stattlichen Hahn.Wilfried, so heißt er, wurde bei Martina von den anderen gemobbt, er ging nicht mit in den Garten, sondern blieb die letzte Zeit im Stall und hatte so was wie Minderwertigkeitskomplexe. Aus Mitleid oder so gesellte sich dann das Huhn zu ihm und verbrachte jede Sekunde an seiner Seite. Liebende soll man nicht trennen, also durfte Hilde, so habe ich sie getauft, mit zu uns. Jetzt leben mit Wilfried und Hilde auch Waltraud, Walburga, Heidelinde, Lisbeth, Elsbeth und Edeltraud bei uns und versorgen uns seit dem ersten Tag mit frischen Eiern.
Heute habe ich den ersten Kuchen mit hofeigenen Eiern gebacken, der schmeckt gleich noch mal so lecker... Mohntorte!
Nachtrag zum Thema Hühner.
Nach wochenlanger Disskussion zwischen Jürgen und mir, Hühner oder keine Hühner, muss ich mal kurz dazu Folgendes los werden. Ich gehe zu den Hühnern, um sie zu füttern oder die Eier aus dem Stall zu holen. Ich lass sie am Morgen raus und am Abend schließ ich die Hüherklappe, damit der Fuchs nicht denkt, wir haben das Federvieh für ihn angeschafft.
Der Jürgen dagegen geht zu ihnen, um ihnen zuzusehen, wenn sie sich zufrieden im Sand baden, sich in der Sonne wärmen, und was noch besser ist: er redet mit ihnen. Ich fragte ihn, warum er mit ihnen spricht, sie antworten ihm ja doch nicht, zumindest nicht in seiner Sprache. Da bekomme ich doch als Antwort einen Satz. der dafür sorgt, dass Tierfreunde und besonders Hühnerliebhaber den Jürgen nicht mehr so richtig mögen werden: ”Ich unterhalte mich nicht mit ihnen, sondern erkläre ihnen, wie schön sie aussehen werden, wenn sie knusprig braun gebraten an goldgelben Kartöffelkes mit Sauce auf meinem Teller liegen.” Ich schaute ihn nur an und die Unterhaltung zwischen uns war beendet.
Ich weiß natürlich, dass er es nicht so meinte, und darum darf er weiterhin am Zaum stehen und mit ihnen reden. Die Eier habe ich zum Verzehr frei gegeben. Gerade schaut er nach, ob das Frühstücksei in Produktion ist.
”Es ist fertig.”
26.3.2016
Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden, belebenden Blick.
Im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.
Wie wahr diese Worte von Goethe in seinem ”Osterspaziergang” sind, zeigte sich heute. Jürgen und ich haben eine Tour gemacht. Wir mussten nach Fågelfors. Dieser Ort liegt dicht am Fluss ”Emån”, ich wählte einen Weg, der am Fluss entlang führt oder ihn kreuzt.
Zwar nicht der Fluss, der mal gewaltig, mal fast romantisch dahin fliesst, erweckte als Erstes meine Aufmerksamkeit, nein, es ist der Bach, der die drei Seen in unserer Region miteinander verbindet. Dort, wo die alte Sägemühle von der Kraft des Wassers angetrieben wurde, als sie noch vor Jahren in vollem Betrieb war, jetzt aber nur noch einmal im Jahr ein Schausägen stattfindet. Das Tauwasser, das sich aus den Wäldern durch kleine Wasserfälle über Felsen und moosbewachsenen Hängen bahnt, sammelt sich in einem See kurz vor der Mühle. Über eine Schleusenanlage wird der Ablauf kontrolliert geregelt. Im Moment fließt das Wasser kräftig, morgen kann es schon ganz anders sein und sich als kleines Rinnsal seinen Weg bahnen.
Der See, zweigeteilt durch die Straße, ist ebenfalls vom Eise befreit. Noch vor zwei Tagen trug er eine dünne Eisdecke. Zwei Enten glitten heute über dem See. Kleine Wellenkeile ließen sie hinter sich, als wäre ein Boot vorbei gefahren.
Sonst fuhren wir über Högsby, wenn wir nach Fågelfors mussten, heute wählte ich den Weg durch den Wald und durch ein paar kleine typische schwedische Dörfer. Dörfer kann man dazu eigentlich nicht sagen, es sind 2-3 Höfe und ein paar kleine alte Häuser, die nur noch selten bewohnt sind und meist als Sommerhaus oder Ferienhaus genutzt werden. Einst war in dieser Gegend jedoch harte Arbeit tagtäglich an der Tagesordnung. Woher ich das weiß? Die Spuren der Vergangenheit verraten es. Die Ruine einer alten Wassermühle, zerfallen und mit Gras und Moos bewachsen, lässt erahnen, dass es schon viele Jahre her ist, als hier das letzte Korn gemahlen wurde. Der alte Verlauf des Flusses ist trocken gelegt, der Fluss hat sich einen neuen Weg gebahnt. Mächtige Felsen sind vom Wasser unspült. Daneben liegt ein künstlich angelegter Flusslauf, der für Kanufahrten genutzt wird. Oberhalb der neuen Schleuse ist ein Stausee und auch dort wird kontrolliert das Wasser abgeleitet.
Ein Naturschauspiel, das uns veranlasste, einen Stopp einzulegen und über die Felswände zu laufen, die stellenweise mit Moos bewachsen sind und die unsere ganze Aufmerksamkeit verlangte, damit wir nicht ausrutschten. Ein Bad wäre sicher sehr unangenehm, ganz abgesehen von der Wassertemperatur.
Weiter ging es über die Brücke der Schleuse in Richtung Fågelfors. Bisher hatten wir den Fluss von seiner kraftvollen Seite gesehen, jetzt kam die romantische. Links neben der Strasse konnte man den Verlauf des Flusses nur vermuten. Strauchwerk, Gras und liegende Bäume versperren ihm den Weg. Nur in kleinen Bereichen hat er die Macht, hier aber fließt er ”zahm”. Eine sehr alte Brücke war die einzige Möglichkeit, um ans andere Ufer zu kommen, doch auch dort hat der Zahn der Zeit seine Spuren hinterlassen und man ist in Gefahr, ”baden zu gehen”, wenn man die Brückezu betreten versucht.
Auf dem Heimweg entschloss ich mich, auch noch an eine andere Brücke zu fahren, die etwa 20 Jahre alt ist. Zuvor war dort eine alte Holzbrucke, ihre Überreste wurden mit dem Neubau beseitigt. Was geblieben ist, ist eine Brücke aus Stein. Wie alt sie ist, vermag ich nicht zu sagen, nur eins steht fest, sie kann eine lange Geschichte erzählen. Wie viele Kutschen mögen darüber gerollt sein, wie viele Pferdefuhrwerke haben da wohl, ob im Sommer oder im Winter bei Eis und Schnee dieses schöne Bauwerk überquert?
Immer wieder bin ich fasziniert, was die Menschen in damaliger Zeit nur mit der Hände Kraft vollbracht haben. Ich habe Hochachtung vor solch einer Leistung. Ich erlaube mir auch zu sagen, dass zu solch einer Arbeit in der heutigen Zeit keiner mehr fähig ist: das Wissen der damaligen Generation ist leider verlaufen genau wie das Wasser des Emån.
25.3.2016
Na toll. Ich hatte schon einige Zeilen geschrieben und was passiert? Ich hatte vergessen, den Stecker in die Steckdose zu stecken. Akku leer, Lappi aus... Selber schuld!
Dann fangen wir eben noch mal von vorne an. Heute habe ich an die Glasscheibe der Haustür kleine Blüten, Käfer und eine Sonne geklebt, dies soll den Frühling herbei locken, denn der Winter sollte nun vorbei sein. Andererseits könnte er jetzt auch noch was bleiben (da gab es eine andere Scheibengestaltung: Eisblumen oder oder das lustige Gesicht eines Elches), denn unsere Heizung ist fertig und funktioniert hervorragend! Das ganze Haus ist warm, und wir müssen nicht mehr jede Tür schnell hinter uns schließen, damit die Wärme im Zimmer bleibt. Jetzt muss die Wand noch gestrichen, die Verkleidung der Rohre angebracht werden und der Eingangsbereich ist wieder ein schöner Raum. Dies wird wohl der Platz sein, an dem ich oft sitzen werde und mein Tagebuch schreibe oder mit der Nähmaschine arbeite. Da sich dort ein großes Fenster befindet und zugleich die Sonnenseite, ist es ein gemütlicher Platz. Ich schaue in den Garten, sehe das Grün der Bäume und Sträucher und die Vögel darin. Zur Zeit sind sie mitten in der Balz und es macht Spaß, ihnen zuzusehen. Gestern kämpften zwei Dolenherren um eine Dame, diese war wohl von beiden nicht so recht angetan, denn als die zwei auf den Ästen hin und her hüpften, balzende Laute von sich gaben und dann auf einander los gingen, machte sie sich still davon. Die zwei aufgeplusterten Herren saßen da und schauten ihr hinterher.
Auch die Elstern sind mächtig aktiv, es werden von Jahr zu Jahr mehr, es sind zwar sehr schöne Tiere, doch wäre mir lieber, es wären nicht so viele. Sie räubern die Singvögel aus, wenn sie ihre ersten Flugversuche machen wollen, so ist das Leben der kleinen gefiederten Freunde sehr kurz.
Aber das mit dem Winter und dessen Verbleib ist nicht ernst gemeint, im Gegenteil, der Garten ist bereits in Frühlingsstimmung. Neben meinen gepflanzten Stiefmütterchen und Primeln blühen auch Schneeglöckchen und Krokusse. Das Grün des Rasens kehrt zurück. Wenn das Wetter so bleibt wie in den letzten Tagen, geht Jürgens Arbeit bald wieder los und die Kunden möchten ihre Gärten in Ordnung gebracht haben.
Heute habe ich die Ostereier gefärbt, natürlich wieder mit Zwiebelschalen so wie jedes Jahr. Am Sonntag, wenn wir bei unseren Freunden eingeladen sind, nehme ich eine Schale mit Ostereiern und Kresseeiern als Gastgeschenk mit. Die Eierlikörtorte habe ich am Nachmittag fertig gemacht, somit ist der morgige Tag frei für Arbeiten auf dem Hof. Ich hoffe, das Wetter spielt mit und ich kann meine Vorhaben durchsetzen. Ich nahm ein paar Veränderungen des Sitzplatzes vor und auch am Freilauf für die Hühner will ich weitermachen. Jetzt, da der Stall fertig ist, möchte ich die gefiederten Haustiere gerne hier haben, auch wenn Martina sagt, es sei kein Problem, wenn sie noch einige Zeit bei ihr sind. Aber jetzt sollen sie in ihr neues Heim einziehen...
18.3.2016
Eine frühlingshafte Woche geht zu Ende. Wie schnell die Tage vergehen, merkt man daran, was alles geschafft wurde, passiert ist und was liegen geblieben ist. Fangen wir mal damit an, dass der Termin bei der Bank war, wegen der Finanzierung der Biotoilette.
Nach einigem Hin und Her wurde sie genehmigt und nun kann es mit der Sanitäranlage weitergehen. Die Abwasseranlage ist zuerst einmal auf den Herbst verschoben. Da die Kommune uns die Auflage machte, eine Toilette im Haus zu installieren, sprach ich mit der Sachbearbeiterin im Amt. Wir kamen zu der guten Lösung, das Toilettensystem extern zu bauen. Dafür wird kein Ablauf benötigt, eine solche Toilette ist als Ersatz für den schwierigen Einbau einer Abwasseranlage besonders gut geeignet. Die Kosten für das teure Drei-Kammersystem entfällt und ein Abpumpen ist nicht notwendig. Das Dusch- und Waschwasser wird später in einem Zwei-Kammersystem aufgefangen und durch eine Verrieselungsanlage entleert.
Die Erfindung einer Verbrennungstoilette ist eine tolle Sache. Das Einzige, das man bei einem Dreipersonenhaushalt entsorgen muss, ist monatlich eine große Tasse Asche.In der nächsten Woche soll sie geliefert werden.
Wenn sie da ist, zeige ich ein Foto davon.
Mein Auto war bei der Besichtigung und es wurde ein Mängel festgestellt. Der hintere Lenkarm muss ausgewechselt werden, aber so einfach mal in die Werkstatt und dies Teil wechseln, ist nicht. Das Teil musste ich im Internet suchen und bestellen. Nach langem Suchen endlich bestellt und auf Lieferung gewartet, gewartet und gewartet. Endlich kam es und wir konnten das Auto in die Werkstatt bringen. Am Montag, denke ich, kann ich es wieder abholen. Wie wichtig ein Auto in der heutigen Zeit ist und das vor allem, wenn man 30 Kilometer zum Einkauf muss, merkt man erst, wenn man keins hat. Dann noch zur Nachkontrolle und mein Flitzer ist wieder fit.
Am Mittwoch war ich mit Petra in Oskarshamn im Schwimmbad, 25 Bahnen geschwommen und 15 Minuten im Whirlpool, das tat mal richtig gut. Wir haben uns vorgenommen, das regelmässig zu machen. Die Fahrt wird mit dem Wocheneinkauf verbunden und so schlägt man zwei Fliegen mit einer Klappe.
Nun zu etwas, worauf ich mich schon ganz lange freue... Hühner!
Früher hatte ich Tiere in einer Auswahl, wie man sie sonst im Zoo findet: Pferd, Minischweine, Pfaue, Hühner normal und Zwerghühner, Laufenten, Kaninchen, Meeschweinchen, Chinchillas, Degus, 4 Schafrassen, 5 Ziegenrassen, Hunde und Katzen. Insgesamt 68 Tiere. Nun sollen es 6 Hühner und 1 Hahn sein. Multikulti werden es 4 verschiedene Rassen sein, der Stall ist fertig und nur noch den Auslauf bauen und sie können kommen, rechtzeitig zum Osterfest. Heute morgen habe ich angefangen und jetzt kann ich das fertige Resultat hier zeigen. Morgen noch die Tür verändern und einen guten Verschluss dazu und die eigene Eierproduktion geht los.
Ich hatte mir zwar vorgenommen, in der Woche auch noch das Beräumen des Raumes zu schaffen, in dem ich meinen Loppis einrichten will, doch ist dies mehr, als ich glaubte. Na egal, nächste Woche lege ich los und mal sehen wie weit ich komme. Am Wochenende berichte ich darüber.
Ich bin mal kurz vom Sofa aufgestanden. Oh Mann, ich wusste gar nicht, dass ich an so vielen Stellen Muskeln habe, sie machen sich gerade alle bemerkbar, das kann ja heiter werden. Aber Rumsitzen ist nun mal nicht mein Ding. Ich muss abends sehen, was der Tag gebracht hat. Heute brachte er viel.
Sonntag, 13.März 2016
Der ganze Tag war der Entspannung gewidmet. Ich hatte mir zwar einiges vorgenommen, doch nicht so recht einen Anfang gefunden, das wäre mir früher nie passiert. Heute sehe ich das anders. Alles, was für heute auf meinem Zettel steht, wird morgen auch noch drauf stehen und ich erledige es später. Da es sich um Vorbereitungen im Garten handelt, kommt es auf einen Tag mehr oder weniger nicht an. Knollen, Zwiebeln und Sämereien, die Frost vertragen, sollen in den Boden. Ich habe sogar noch Tulpen und Osterglockenzwiebeln in der Kammer gefunden, die sollten eigentlich im Herbst in den Boden, aber ich denke, die schaffen es jetzt auch noch. Ich hatte mir nämlich schwarze Tulpen gekauft, 3 verschiedene, hoffe, dass sie etwas werden.
Im letzten Jahr hatte ich in einem Baumarkt Zwiebeln von schwarzen Tulpen, Dahlien,Lilien und Gladiolen entdeckt. Von jeder Sorte kaufte ich eine Tüte, na viel war da nicht drin, aber man glaubt ja, die vermehren sich, aber das machen sie nur, wenn sie austreiben und blühen. Nichts, gar nichts passierte, außer bei der Dahlie. Spät im Herbst entschied sie sich, doch noch zu blühen. Kurz vor dem Frost wollte ich sie ausgraben und frostsicher auf bewahren, doch das brauchte ich nicht, denn eines Tages lag die Pflanze um. Ich richtete sie auf und hatte sie in der Hand, doch kein einziges Stück Knolle war dran. Die Wuhlmäuse fanden diese Blume wohl auch schön, ich hoffe, sie hat ihnen geschmeckt.
Nun habe ich Tulpen, aber diese stecke ich in einen Pflanzkübel, um sicher zu gehen. Ich werde in einem Gartenbereich ein paar Beete anlegen. An der Gibelseite zur Straße haben wir ein Stück im Garten, da kommt das Gras nicht so richtig in Gang. Immer und immer wieder wird es vom Moos überwuchert. Dort werde ich ein paar Beete ausmessen, die Grasnarbe oder was davon noch übrig ist aufnehmen und mit dünnen Baumstämmen einen höheren Rahmen bauen, dann mit Kompost auffüllen und etwas Mutterboden aufbringen. So kann ich Salat, Radieschen, Möhren und Spinat anbauen, Gemüse aus dem eigenen Garten ist eben doch schöner. Kürbis und Zuchini sollen auf dem Kompost ihren Platz finden, mal sehen, ob es eine gute Ernte gibt. Ich baute einige Jahre nicht mehr Gemüse an, außer Tomaten, aber da ich wieder mehr Gemüse esse, ist es naheliegend, wieder selbst anzubauen.
In Oskarshamn habe ich einen Rollbraten vom Lamm gekauft, zum Osterfest, überlegte es mir dann doch anders und schob ihn heute in die Backröhre der Küchenhexe. Dazu gab es Speckbohnen und Kartoffeln, ein leckeres Sonntagsessen Erst wollte Jürgen nichts davon, denn wir hatten vor einiger Zeit Hammelbraten gekauft. Schon als ich ihn auf der Verpackung nahm, waren wir beide satt. Es war im wahrsten Sinne des Wortes” Hammel”, auch das Braten änderte nichts, selbst Emma, meine Teckeldame, wollte das nicht. Mit dieser Erinnerung lehnte Jürgen das heutige Essen ab, bemerkte aber bald beim Geruch aus der Küche: ”Riecht ja lecker.. Ich glaube, ich werde da mal helfen beim Essen”.Und so war der Braten dann auch. Zart und geschmackvoll.
In den nächsten Tagen werde ich das Wetter ausnutzen und die Fenster putzen, eine Art Start in den Frühjahrsputz. Das Wetter soll ja nicht so schön bleiben, aber was ich erledigt habe, nervt mich nicht mehr und außerdem möchte ich etwas Osterdeko aufhängen, da sollten die Fenster doch auch fertig sein. Da die Fenster in Schweden nach außen aufgehen, ist es wichtig, dass es nicht zu kalt ist, man steht draußen beim Putzen und es dauert, weil man sie mühevoll auseinander schrauben muss, um die Innenscheiben reinigen zu können. Mal sehen, wie viele ich schaffe. Gerade sagt Jürgen, nächste Woche soll es noch mal schneien. Ich brauche keinen Schnee mehr! Das bringt meinen Plan durcheinander. Aber es sind ja noch einige Tage hin, vielleicht ändert sich der Wetterbericht noch, mir zuliebe.
So, ein Film von Inga Lindström fängt an. Auch wenn ich in Schweden lebe und diese schöne Kulisse täglich vor mir habe, sehe ich mir diese Filme an. Sie waren der Grund für meine Neugier nach Schweden und tragen somit einen großen Anteil daran, dass ich hier lebe.
Stille
Kannst Du sie hören?
Nichts, rein gar
nichts ist zu hören,
ich bleibe verhalten stehn.
Kann es denn sein, dass ich nur meinen eigenen Atem höre,
kann es denn sein, dass ich meine Schritte als Störung empfinde?
Ich ermahne mich, diese absolute Ruhe nicht zu stören.
Am Horizont, versteckt hinter den Baumkronen,
erwacht der Tag, ebenfalls ohne einen Laut.
Nein ich kann
etwas hören. Das Rufen der Kraniche,
weit in der Ferne, durchbricht die Stille.
Leuchtendes Rot,
strahlendes Gold, so zieht der neue Tag
über das noch schlafende Land...
Guten Morgen...Småland!
17.3.2016
Eine Woche voller Sonne geht zu Ende. Ich konnte jeden Tag im Garten arbeiten und die Stiefmütterchen, die ich aus Deutschland mitgebracht hatte, in Blumenschalen und Körbe pflanzen. Überall im Garten sind nun Farbtupfer, sie sind mit den aufgehängen Ostereiern meine Deko zum bevorstehenden Osterfest. In diesem Jahr ist Ostern ja sehr zeitig, ich hoffe, das Wetter spielt mit und die Sonne lacht. Am Sonntag wollen wir gemeinsam mit Freunden das Fest feiern. Ich werde dazu Ostereier färben, so wie seit einigen Jahren wieder mit Zwiebelschalen und Rote Beete. Eine Torte backe ich auch, passent zum Anlass eine Eierlikörtorte. Petra kocht und die Arbeiten sind verteilt, keiner ist dann den Tag über mit der Vorbereitung beschäftigt, sondern kann sich auf den Abend freuen.
Gestern waren wir bei Bekannten, sie haben ihr Haus mitten im Wald, es liegt alleine, dort ist es absolut still, nur das Singen der ersten Vögel ist zu hören. Die Fahrt dorthin führt zwei Kilometer durch den Wald, rechts und links am Wegesrand stehen große Fichten und das Unterholz besteht aus kleinen Fichten, gerade die richtige Größe für das nächste Weihnachtsfest, und einigen Laubbäumen. Das Moos ist nach dem Winter bereits wieder sattes Grün, die Heidelbeersträucher sprießen und sind mit ihrem leuchtenden Grün ein passender Kontrast.
Am Rande ist beim letzten Sturm eine große Kiefer umgebrochen. Der Waldeigentümer hat sie kurz über dem Boden abgesägt und aus dem etwa einen Meter hohem Rest eine Figur mit der Kettensäge gezaubert. Also auch bei der Arbeit kann man Freude haben und etwas Schönes aus einem Schaden gewinnen. Ich hoffe, dass diese Figur lange der Natur erhalten bleibt und sich jeder Wanderer, Pilzsucher oder Besucher unserer Bekannten sich daran erfreut und ihnen ein Lächeln entlockt.
In den Nächten gefriert es noch. Temperaturen von 2-3 Grad und Nebel am Morgen machen es leider noch nicht möglich, in der Frühe draußen den ersten Kaffee zu trinken. Doch im Laufe des Tages, wenn die Sonne sich zeigt, sitzen wir dort und genießen die zweite Tasse Kaffee oder Tee. Morgen soll es noch einmal so schön werden, ich will noch einiges schaffen, werde am Abend einige Bilder machen und sie dann hier zeigen. Es stehen viele Arbeiten an. Sobald es das Wetter zuläßt und man die Farbe verarbeiten kann, soll das Haus gestrichen werden, denn das Holz ist ausgelaugt und braucht dringend Schutz. Die weißen Bretter sind stellenweise mit Moos besetzt, vor allem beim Giebel unter der alten Eiche. Auch diese müssen gereinigt werden und einen neuen Anstrich bekommen, das aber erst in einigen Wochen, die Temperaturen müssen konstant sind und kein Frost mehr zu erwarten.
Jürgen hat begonnen, das Haus für Feriengäste fertig zu machen. Nachdem Ilona ausgezogen ist, haben wir uns überlegt, das Haus für Urlauber einzurichten, da wir ja eine Finanzierung aufgenommen haben, um das Haus für Ilona umzubauen, und der Kredit weiterhin bedient werden muss. Darum bieten wir Platz für 2 Gäste, eine Aufbettung für eine weitere Person ist möglich. Wer also Lust hat, Urlaub dort zu machen, wovon dieses Tagebuch handelt und wo es geschrieben wird, sollte sich einfach direkt bei mir oder unter dieser Mailadresse melden: Urlaub.im.land.der.Elche@gmail.com
Ich schicke dann gerne weitere Infos.Worauf warten? Auf nach Schweden, egal ob zu einem Urlaub oder Kurztripp. Ich freu mich auf euch!
5.3.2016
Es ist Sammstagnachmittag, in einer Stunde wollen wir nach Fågelfors fahren, wo ich einmal wohnte. Wir werden Martina besuchen, sie lebte wie ich alleine in Schweden und ist im Gegensatz zu mir alleine geblieben, abgesehen von ihren zwei Hunden und ihren Hühnern. Sie ist gesundheitlich auch nicht gerade auf der Höhe, schlägt sich aber so durch. Sie lud mich bereits vor einiger Zeit ein, mal auf einen Kaffee zu kommen, nun haben wir uns gestern ganz schnell entschlossen, heute zu ihr zu fahren. Ich habe einen Kuchen gebacken, Stachelbeerkuchen mit Eischneedecke, er ist gut gelungen und wird uns schmecken. Sicher gibt es viel zu erzählen.
Aber nun wieder zu dem, was geschah, als ich nichts ins Tagebuch schrieb.
Es gab hier keinen so harten Winter wie im letzten Jahr, doch eines Morgens lag so viel Schnee, dass ein dicker Teppich das Land bedeckte. Alles strahlte Ruhe aus, die Welt schien in den Winterschlaf zu fallen. Zwei Wochen lang mussten wir täglich Schnee schieben, immer wieder kam ein frischer weißer Hauch über die Natur. In nur einer Nacht taute die weiße Pracht und man glaubte, der Frühling kommt im Eiltempo. Und dabei war es doch gerade mal Februar.
Was ist das für ein Chaos in der Welt! Mensch und Umwelt geben sich ein Rennen, ein Chaos folgt dem anderen. Angefangen bei dem Problem der Flüchtlinge und deren Leid bis zu den daraus entstehenden politischen Problemen. Auch hier in Schweden ist der Flüchtlingsstrom eine große Aufgabe. Aus diesem Grund gab es auch bei uns einige Neuregelungen, ich möchte nicht weiter darauf eingehen, denn ich denke, in den Medien wird so viel berichtet und Panik gemacht, dass ich nicht auch noch berichten muss. Nur eins: Wer die Absicht hat, einen Abstecher nach Schweden zu machen, sollte darauf achten, dass er den Personalausweis im Gepäck hat, sonst ist an der Fähre oder an den anderen Grenzübergängen die Reise zu Ende.Viele denken nicht an dieses so wichtige Dokument und glauben, es ist zu Hause besser aufgehoben. Das ist in der heutigen Zeit ein Irrtum. Auch wer Kinder bei sich hat, braucht entweder einen Kinderausweis, was der sicherste Weg ist, oder einen anderen Nachweis, dass es sich gerade um dieses Kind handelt. Ich habe nämlich auf meiner letzen Fahrt nach und von Deutschland am Zoll meine Dokumente benötigt und einmal erlebt, dass es für eine Reisegruppe ein Problem gab, weil ein Mann seinen Ausweis nicht dabei hatte. Er durfte nicht nach Schweden einreisen und wurde vom Zoll zurückgewiesen. Er musste die nächste Fähre nach Deutschland nehmen. Ich denke sein Auftreten und seine Äußerungen trugen nicht dazu bei, dass er einreisen durfte. Die Menschen haben in vielen Situationen ihre gute Stube und ihre Erziehung vergessen, reagieren gereizt und unzufrieden, wo soll das noch hin führen...
Auch die die Natur hat Schwankungen, das sind wohl Zeichen des Klimawandels. Wie können wir uns sonst die Naturkatastrophen auf der ganzen Welt erklären. Nicht nur die erheblichen Temperaturschwankungen (15° PLUS im Februar ist doch wohl nicht normal), sondern Überschwemmungen, Schneestürme und Tornados nehmen zu, wir müssen erkennen, dass die Natur stärker ist.
Aber ich höre auf, davon zu schreiben, denn wenn es mich auch tief bewegt, was mit unserer Mutter Erde passiert, ist es immer noch für viele ein Thema, das sie nichts angeht. Ich glaube aber, dass langsam ein Umdenken beginnt und wir gemeinsam etwas tun können.
Schweden ist ein Land, das sich mit diesem Thema intensiv beschäftigt. Gesunder Anbau von Obst und Gemüse sowie tiergerechte Haltung sind den Menschen wichtig. Beim Einkauf sieht man, wie die Leute darauf achten, dass es Produkte aus der eigenen Region sind und vor allem, das sie selbst die Natur schützen. Es ist in den Wäldern zu sehen, dass man der Natur wieder mehr Raum gibt. Es entstehen mehr Naturreservate und die bestehenden erhalten ihren besonderen Schutz. Ich habe mir vorgenommen, mich in diesem Jahr mal richtig mit diesem Bereich zu beschäftigen. Wir haben in Krokshult ein großes Reservat, das einen Tagesausflug wert ist. Jürgen macht da bestimmt mit.
Wir sind von unserem Kaffeebesuch zurück, es waren ein paar unterhaltsame Stunden, es war schön, mal wieder über einfach belangloses Zeug locker zu reden. Eben mal abschalten, das tat gut.
3. März 2016
Lange habt Ihr nichts von mir gehört, dies hat viele Gründe, ich möchte jedoch nicht weiter darauf eingehen, denn ich glaube, meine Leser wissen, dass ich einige Ereignisse hinter mir habe, die das Leben verändern. Es in dem Sinne verändern, dass man überlegen muss, wie man den Tag rum bringt und am Abend trotzdem sagen kann, er war nicht umsonst. So waren es viele Tage, gar Wochen, die sich in Monate verwandelten und letzendlich in fast einem Jahr endeten. Ich habe Dinge erlebt und Erfahrungen machen müssen, die ich niemanden wünsche. Große Enttäuschung und seelischer Schmerz haben mich am Schreiben gehindert, ich hatte keinen Blick für meine doch so schöne Umwelt. Bloß gut, dass Jürgen da war, um mich immer wieder in die Realität zurück zu holen, mit mir Gespräche führte, die mir sagten, dass nach einem tiefen Tal auch wieder ein Berg kommt, den es zu erklimmen lohnt, dass nach jedem Unwetter die Sonne wieder lacht. Dafür sage ich hier auch gleich mal ”Danke, Schatz”.
Heute sollte es eigentlich noch mal Winter werden, Schnee das Land bedecken und das erste Grün und die Gänseblümchen, die sich bereits sehen ließen, wieder unter dem kaltem Weiß verstecken. Aber diese Prognose hat sich um einige Tage verschoben und ich hielt es nicht mehr im Haus aus, der Garten rief, ich hatte das Bedürfnis, etwas Sinnvolles zu tun. Was sollte das sein... Na ganz einfach, das triste Grau des Winters vertreiben und Farbe ins Spiel bringen. Die beste Möglichkeit ist da das Bepflanzen von Kübeln und alten Gegenständen, die sich dafür anbieten. Jetzt sind natürlich die Temperaturen noch nicht für alle Frühblüher geeignet, aber Stiefmütterchen, Hornveilchen und Primeln halten die Minustemperaturen in der Nacht aus. Primel und Co sind am gewünschten Platz, die letzten Spuren des Herbstes zusammen geharkt und auf dem Kompost, Feierabend, ab in die warme Stube. Nachdem die Sonne untergegangen ist, wurde es kalt, außerdem sollte ich am ersten Tag auch nicht übertreiben, denn auch der Rücken macht sich bemerkbar, im Gesicht spüre ich ein leichtes Brennen, ich werde heute sicher gut schlafen, was sonst eher selten ist.
Also der Abend beginnt und ich habe seit Langem Lust auf das Schreiben im Tagebuch. Ich werde zwar nicht über das schreiben, was ich jeden Tag neu erlebe, sondern ich schreibe erst einmal darüber, was im letzten halben Jahr am Bau im Haus passiert ist, denn es ist viel. Ich freu mich riesig über die Erfolgserlebnisse, denn auch hier in Schweden hat man mit Ämtern zu tun, bevor man loslegen kann. Bloß gut, dass mein Schwedisch ständig besser wird und ich alle Gänge alleine erledigen kann. Ich verstehe, was man von mir will, was ich an Unterlagen brauche und was am wichtigsten ist, ich bin in der Lage, die Unterlagen auch auszufüllen.
Wir hatten ja im Haus keine Toilette, nur ein Außenklo, dies war für uns ein geringfügiges Problem, im Winter nicht gerade angenehm, doch wir haben uns damit arrangiert. Die Kommune dagegen nicht, sie untersagte uns ein permanentes Wohnen im Haus, wenn wir keine Toilette und ein Ablaufsystem installieren. Ist alles leichter gesagt als getan. Zum Haus gehört als Abwassersammelbehälter eine alte Grube, in Schweden heißt dies ”Stenkist”, das ist jedoch nicht mehr erlaubt und wir bekamen die Auflage, ein Kammersystem anzulegen. Das ist nicht so einfach, man benötigt dazu eine vorherige Genehmigung, die Geld kostet und dann für die Anlage wieder Geld, für den Einbau noch mal Geld und ebenso für die Montage. Ich habe keinen Job, nur Jürgens Einkommen haben wir, es ist nicht einfach, aber uns muss etwas einfallen, denn aus dem Haus wollen wir nicht mehr, wir lieben es, als hätten wir jeden Balken, jedes Brett, jeden Nagel selbst montiert. Ich kenne die Verantwortliche bei der Kommune, die für die Bewilligung zuständig ist, seit ich noch mein Café und Restaurant hatte, ihr Name ist Christine. Sie hat mit mir alles besprochen und mir eine schnelle Bearbeitung zugesagt, denn sonst muss man auch hier Monate warten, wir aber nur 3 Wochen. Was sie natürlich nicht ändern konnte, sind die Kosten für die Bewilligung: 5000 Kronen … Toll, noch nicht gebaut und schon Geld weg. Bloß damit wir kein 3-Kammersystem bauen müssen, das andere Bedingungen in der Anlage erfordert, was mit Problemen verbunden ist.. Später mal mehr darüber, denn ich denke dieses Thema interessiert den, der darüber nachdenkt, nach Schweden auszuwandern und auch bauen muss.
Wir machen also einen Kompromiss. Ein 2-Kammersystem ist ausreichend, denn eine Verbrennungstoilette (ist zwar auch nicht gerade preiswert in der Anschaffung) rechnet sich auf Dauer, Kosten für Wasser der Toilettenspülung und die Installation der Abwasserleitung entfallen.
Gerne erkläre ich einmal die Wirkungsweise einer Verbrennungstoilette, sie ist interessant für Häuser, die einen Abwassersystemeinbau nur mit großen Problemen ermöglichen. Auch für Ferienhäuser ist sie eine tolle Lösung. Nun können wir Waschmaschine, Wanne und Küchenwasser über das 2-Kammersystem entsorgen. Wir brauchen noch das Einverständnis der Nachbarn, denn auf seinem Grundstück wird sich die Verrieselung befinden. Er darf es nicht untersagen, aber fragen muss man eben doch.
Der Innenausbau des Bades ist fertig. Ich habe bereits darüber geschrieben, als ich von den ungewollten Hausbewohnern berichtete, den gemeinen Ameisen, die sich über das Holz der Wände her gemacht hatten. Wir haben den Schaden behoben, die Wände isoliert, mit Paneele verkleidet, weiß gestrichen, den Fußboden verlegt, Belag geklebt und die Wanne aufgestellt. Der Anschluss erfolgt später, wir wollen erst die Außenanlage fertig machen und dann die Wasserinstallation im Haus.
Alles auf einmal geht nicht, wichtig ist der Einbau der Toilette, sie ist schnell erledigt: kleines Loch durch die Außenwand für Abluft und eine Steckdose, fertig ist das Ganze. Aber auch das ist nicht Umsonst. So ein Luxus kostet richtig Geld, im Durchschnitt ca. 35000 Kronen. Da ich seit längerer Zeit über diese Möglichkeit nachgedacht habe, war ich ständig im Internet auf der Suche. Ich wurde fündig, ich fand eine für 20000 Kronen, ein Auslaufmodell. Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Am Dienstag habe ich einen Termin bei der Bank, ich hoffe, Jonas, der Chef der Bank, kann uns kurzfristig helfen.
Viele Wege waren nötig. um den Einbau der Heizungsanlage voran zu treiben. Der Schornsteinfeger war da, um zu prüfen, ob ein Einbau möglich ist. Es wurde als ok befunden, also legte die Heizungsfirma los, Schornsteinzugang angelegt, Heizkörper montiert, und dann wartete ich jeden Tag auf die schriftliche Bewilligung, die kam aber nicht, statt dessen eine Mail, dass noch Infos fehlen. Also Zeichnung nachreichen, wieder warten, weiteres Mail, noch mehr Infos sind erforderlich, diese konnte ich jedoch nicht geben, die Heizungsfirma musste her. Jetzt hoffen wir jeden Tag darauf, dass weiter gearbeitet werden kann. Der Winter ist bald vorbei, aber der nächste kommt bereits in ca. 8 Monaten, bis dahin sollte die Heizung fertig und startklar sein. Holz ist da, wir haben ja genug für den vergangenen Winter gelagert, der hielt sich in Grenzen. In den zwei Monaten, in denen es richtig kalt war, haben wir keinen großen Verbrauch benötigt
Nachdem ich von unserem Bauchaos berichtet habe, ist sicher klar, dass dies nicht gerade für Entspannung sorgt. Nach Stress im Job, mit Ex und Exfreundin (wohnt jetzt mit meinen Ex zusammen - na eben Ex), riet mir der Arzt, mich mehr um mich zu kümmern, und all die Pläne zum Thema Bau brachten mich zu dem Entschluss: ”Astrid, du brauchst eine Auszeit”. Was ist da das Beste? Natürlich Urlaub, aber alleine? Nein, doch Jürgen konnte nicht mit. Im Winter können wir das Haus nicht leer stehen lassen. Ohne Wärme hätten wir die schönsten Probleme. Abgesehen von eingefrorenen Wasserleitungen wäre es in einem kalten Haus für Möbel und Bekleidung nicht gut. Für Emma, unseren Teckel, hätte ich eine Lösung gebraucht und meine Blumen wären zu Eisblumen geworden. Es stand also fest: Jürgen bleibt zu Hause. Dann kam ich zu der tollen Idee...Urlaub mit Sunny. Nach 6 Jahren lasse ich unser Ritual des jährlichen Urlaubs zu unser beider Geburtstag aufleben. Volltreffer! 10 Tage Ostsee – Dars und vom ersten bis zum letzten Tag Sonne satt. Jeden Tag Strandspaziergänge, Muscheln und Steine gesammelt, die nun in Schweden mich täglich an diese Zeit erinnern. Es wehte an einigen Tagen ein kräftiger Wind, die Sonne dagegen lockte zum Strand. Es tat gut, sich den Kopf und die Gedanken mal durchpusten zu lassen. Ich fand an einem Tag viele angespülte Rosen am Strand, ein Hinweis auf eine Seebestattung, ich bekam Gänsehaut und ich begann, intensiv über mich und mein Leben nach zudenken. Ich ließ den negativen Gedanken freie Bahn, sich davon zu machen. Doch meine Ideen für die Zukunft, die Lust daran und die Freude darauf, habe ich festgehalten und wieder mit zurück ”nach Hause” genommen, dorthin, wo ich sie nun verwirklichen werde.