Eigentlich wäre jetzt eine die Stimmung aufhellende Droge angebracht. Aber er würde doch wieder in der Wirklichkeit erwachen und sich in einem neuen Tag der Langeweile befinden.
Er griff nach einem Liebesroman aus vergangen Zeiten.
Es ist Größe und Schönheit in diesen Liebesgeschichten. Das ist nicht zu leugnen. Ein Mann gibt sein Leben für die Zuneigung einer Frau, oder beide gehen zugrunde aus Liebe.. Oder ein junger Mann
liebt eine verheiratete Frau und und nimmt sich das Leben wie in dem Roman „Die Leiden des jungen Werther“.
No Sex mit der begehrten Frau.. Ja, da kann man sich nur erschießen.Warum sagte er ihr nicht, was er wollte? Sex wollte er! Bestimmt wollte sie das Gleiche. Im Grunde wollten das damals
alle, die so leidenschaftlich von Liebe redeten! Was eigentlich meinten sie damit? Etwas Überirdisches? Womöglich hielten sie sich für geistige Wesen. Oder sie wollten es sein.
Gott sei Dank sind wir klüger als unsere Vorfahren. Wir wissen, Sex gehört zu unserer Natur und wir genießen ihn, so oft wir wollen.. Und finden wir nicht den Partner oder die
Partnerin dazu, so gibt es genug Sextoys oder elektronischen Ersatz.
Langsam fangen wir schon an, uns zu langweilen. Für solche Fälle gibt es die Drogen.Oder die Möglichkeit, mit allem Komfort aus dem Leben zu scheiden, Was für eine aufregende und kitzelnde
Vorstellung! Der Tod als letzte und größte Befriedigung der Gier nach Sensationen.
Warum las er solche Romane? Sie stimmten ihn traurig. Aber die Traurigkeit hatte eine Zugabe von Sehnsucht.. Es war die Sehnsucht nach etwas, das er nie haben würde. Und während er
die Geschichte einer unglücklichen Liebe las, wuchs in ihm mit jeder Buchseite ein Behagen, das er mit einem vergessenen Wort bezeichnete: Wollust.
Und er dachte: So lang ich so schön traurig bin, bleib ich erst mal am Leben.
Und er begann den nächsten Liebesroman zu lesen..