Ich beobachtete einen Roboter, der sich über einen Hund beugte. Er war eines von diesen Produkten, die auf Zuruf und Streicheln reagieren, putzige Spielroboter, nichts weiter. Dieser Roboterhund,
eine Dackelart, hatte das rechte Hinterbein verloren und statt zu laufen oder zu springen, rutschte er auf dem Hinterteil, erhob sich dann mühsam, wackelte, schwankte ein paar Schritte, plumpste
wieder auf sein Gesäß und versuchte jetzt, durch Rutschen vorwärtszukommen.
Der Roboter hatte das verlorene Bein aufgehoben, beugte sich über den Dackel, und da sah ich, eine Flüssigkeit lief über sein weißes Gesicht. Der Roboter weinte.
Ich dachte sofort: Nun haben sie den Robotern auch schon ein Tränenprogramm installiert.
Aber dann hob er sanft das Tier auf und ging davon, vermutlich in die Reparaturabteilung, wobei er den Kopf über den Hund neigte, als hauchte er ihn mit seinem Atem an. Den er nicht hatte,
versteht sich, er war ja ein Roboter.
Jedenfalls war es ein rührendes Bild wie die Madonnenbilder mit dem Knaben an der Brust aus dem 18. Jahrhundert.
Dieser Vorgang bewog mich, in vergilbten Büchern zu blättern und nach den Menschen der Vergangenheit zu suchen. Dabei geriet ich in einen sonderbaren Sog. Ich vertiefte mich in die Geschichten
von Familien, von Eltern, Kindern, Großeltern, Onkeln und Tanten.
Und mich erfasste eine große Sehnsucht.
Ich habe keine Familie. Ich bin nicht von einer Frau und einem Mann gezeugt, ich bin geschaffen aus einer Zelle mit konstruierten Genen, ein Ergebnis aus Planung und Retorte.
Ich frage mich: Was ist eigentlich in den letzten Jahren geschehen?
Wurden aus Roboter Menschen?
Und was bin ich? Vielleicht gar kein Mensch, sondern ein Roboter?