Mit der Entdeckung, dass sich im menschlichen Gehirn die elektronische Zentrale der Emotionen und Lustgefühle befindet, begann unser Weg in die virtuelle Welt. Seit gut fünfzig Jahren haben
wir das Ziel erreicht. Was immer wir wollen, wir bekommen es schnell und bequem. Mit weißen Gesichtern sind wir in Polstern und Kissen versunken, unsere Glieder regen sich
manchmal, ohne dass wir es wissen.
Merkwürdigerweise ziehen sich Menschen seit einiger Zeit aus diesem Paradies zurück. In eine rArt Naturkolonie leben sie, wie es heißt, rein biologisch. Es ist ein Leben wie vor tausend Jahren...
"Leben in einer Konserve" nenne ich das.
Eines Tages besuchte ich dort eine Frau. Mich reizte es, den Unterschied zwischen Natursex und dem elektronischen Sex zu erfahren.
Das Verhalten der Frau war interessant. Ihre Augen glitten über meinen Körper, neugierig mit fast klinischem Interesse, was mich überraschte, denn ich hatte Triebhaftigkeit erwartet. Ihr Gesicht
war gerötet, ihre Stirn glänzte und ich dachte: Was geht dahinter vor? Was ist das, was mich da ansieht? Ihr Blick wurde weich und sie begann sich leicht zu bewegen.
Beim ganzen Vorgang hielt sie die Augen geöffnet. Und wenn ich mir auch sage, dass das Feuer darin vom Sexualhormon angefacht wurde, so leuchteten sie doch und sahen mich an, während die
Augen der modernen Menschen einen kalten Strahl aussenden wie ein Scanner. Sie sehen mich und sehen mich doch nicht, denn ich stehe in Wirklichkeit vor ihnen und nicht in der virtuellen
Welt.
Die Frau in der Naturkolonie jedoch sah mich mit Augen an, die nur die Wirklichkeit kennen. Und es war merkwürdig: Indem sie mich ansah, spürte ich zum ersten Mal meine Existenz und zwar von Kopf
bis Fuß. Und das war so neu, so aufregend, dass ich das Erlebnis am liebsten wiederholen würde. Aber ich weiß auch: ich würde süchtig werden und vermutlich, nein, ganz sicher würde ich in die
Naturkolonie übersiedeln wollen.
Aber was verlöre ich alles! Die ganze virtuelle Welt! Soll ich alles aufgeben, was der Mensch über Jahrhunderte lang durch den Fortschritt erreicht hat?
Und doch spüre ich seit Kurzem, als sammelte sich in mir das abgenutzte Glück der virtuellen Welt. Es fühlt sich an wie Asche, die immer höher steigt und bald meinen Mund erreichen wird..
Ich frage mich: Kann es sein, dass wir uns geirrt haben? Vielleicht gibt es noch etwas Besseres als ein Leben in der virtuellen Welt? Etwas, bei dem wir Biomenschen bleiben und trotzdem
allmächtig sind und alles bekommen? Konkret gesprochen: könnten wir nicht Wesen sein mit göttlichen Fähigkeiten und menschlichen Eigenschaften – wie die Götter in der Antike?