Ohne Verifizierung kann man heute kein Geschäft mehr betreten. Der Grund ist einfach. Vor einem halben Jahr gab es kaum noch Butter oder Speiseöl zu kaufen. Es stellte sich heraus, die Roboter
hatten begonnen, sich mit Butter oder Speiseöl ihre Gelenke zu schmieren. Wenig später verschwanden modische Kleider aus dem Angebot und die Roboter fielen auf, besser als die Menschen
gekleidet zu sein. Das reichte. Man erließ das Verifizierungs-Gesetz. Ab sofort muss jeder, der ein Geschäft oder Unternehmen betritt, sich als Mensch verifizieren. .
Gott sei Dank geht das unbürokratisch. Am Gebäudeeingang ist eine Kamera mit integrierten Sensoren montiert. Vor ihr muss ein Mensch sich verifizieren. Man muss etwas tun, was kein Roboter
nachmachen kann. Ich zum Beispiel strecke meine Zunge heraus.
Andere bohren sich in der Nase, ziehen mit den Fingern ihren Mund in die Breite oder hauchen die Kamera an. Seltsamerweise gibt es Menschen, die verifizieren sich mit einem Nadelstich in den
Finger und zeigen stolz den Blutstropfen. Manchmal gibt es auch Missverständnisse. Kürzlich ließ ein Mann seine Hosen runter. Man nahm ihn fest wegen öffentlichem Ärgernis. Dabei hätte es genügt,
den Sensor in der Kamera anzuhauchen. Der Mann war betrunken.
Ich finde die Verifizierung großartig. Ich überlege, ob ich neben meiner Wohnungstür eine entsprechende Kamera anbringe. Ich bin schon zweimal von Robotern bestohlen worden, die sich als
Servicepersonal ausgaben. Sie klauten mir mein Smartphone. Das ist auch schon anderen passiert. Man vermutet, die Roboter könnten aus den gespeicherten Videos typisches menschliches
Verhalten extrahieren, um damit die Verifizierungskameras zu hacken. Im Ernst. Das ist doch unmöglich.
Oder etwa nicht?