Ich war 22, Gunnar war 42.. Während wir auf einem gefällten Baum saßen, die Axt mit dem roten Handgriff lehnte an meiner Seite, Gunnars gelbe Bügelsäge hing an einem Ast, überlegten wir, ob
Frauen es wert wären, das alles hier für sie aufzugeben. Und wir warfen einen Blick in die Runde, und Himmel, Bäume und Büsche, der kleinste Zweig, das winzigste Farnblatt, alles stellte sich in
schönste Position, so dass wir seufzten und das Thema nicht weiter abhandelten.
Aber natürlich sind es die Frauen wert, Gunnar war ja schon verheiratet und Vater von Kindern und ich heiratete wenige Jahre später. In den ersten Sommerferien mit meiner Familie saßen wir alle
zusammen, Gunnar hielt es nicht lange aus, er verschwand aus der Runde und ich begann ein heftiger Streitgespräch. Ich spürte, wie gereizt ich war. Ich stand auf und ging nach draußen vors
Haus.
Seit meinem ersten Besuch vor 15 Jahren hatte sich das Dorf stark verändert. Die Sandstraßen waren asphaltiert, es gab mehr Autoverkehr und es standen neue Ferienhäuser in der Umgebung, auch am
See. Und ich? Berliner, berufstätig, verheiratet, Vater von zwei Kindern.. Also, was fehlte mir? Das ungebändigte Leben von damals? Spürte ich das Altern?
Da kam Gunnar aus der Haustür.
„Nicht faulenzen.. Komm!“
Es galt, zwei vom Bauern gekennzeichnete Fichten zu fällen. Aus dem Schuppen holte er eine Kettensäge, gab mir eine Axt und als wir vom Weg abbogen und der erste Zweig einer Fichte mein
Gesicht traf, weil Gunnar ihn nicht festgehalten hatte, schimpfte ich. Er gickerte zur Antwort. Wenig später jaulte die Motorsäge, meine Axt schlug auf den Stamm einer gefällten Fichte und sie
gab einen Klang von sich wie ein dunkles Xylophon. Anschließend saßen wir auf einem großen, grauen Findling und der Himmel, jeder Baum, jeder Busch, jedes Farnblatt machten
sich schön für uns.
Das hatte uns gefehlt.