Der Småländer Gunnar und seine deutsche Frau Lisa hatten sich am Bolmen ein Haus mit vielen Zimmern gekauft. Es war ein ehemaliges Altersheim und hieß Strandhem. Neben ihrer eigenen Wohnung
wollten sie es für Sommergäste herrichten. Beim Renovieren der Zimmer ging ich ihnen zur Hand. Außerdem planten sie Ferienhütten zu bauen und Gunnar sollte für ein Grundstück sorgen.
Immer wieder fragte ihn Lisa, wie es mit dem Grundstück aussehe.
„Warte nur..“ Er lächelte schmerzlich. „Nur Geduld. Es kommt schon noch.“
Aber auch im nächsten Jahr bekamen sie kein Grundstück.
Im Juni fanden die Kommunalwahlen statt und zum ersten Mal gab es im Dorf eine Stimme für die Kommunisten.
Jetzt wusste Lisa Bescheid. Sie rief ihren Mann zu sich. Es war ein heftiges Gespräch. Eine Stunde später sah ich ihn zu Stor-Åkes Hof hinauf gehen. Stor-Åke war der mächtigste Bauer im Dorf und
der Vorsitzende der Bauernpartei.
Eine Woche später waren sie Besitzer eines Wald- und eines Wiesengrundstücks.
Ich war sauer und warf Gunnar Verrat vor. Ein Parteibuch der Linken gegen ein Parteibuch der Rechten einzutauschen!
Er legte den Kopf schief und murmelte: „Wer sagt denn, dass ich mein altes Parteibuch nicht mehr habe?“
Als ich zum ersten Mal eine seiner Hütten mietete, war gerade wieder eine Wahl, und ich zog ihn auf, er sei ja Mitglied in zwei Parteien, wie er es denn schaffe, zwei Parteien zu wählen?
Er könne sich nicht erinnern, in zwei Parteien zu sein, erwiderte er.
„Lügst du jetzt oder hast du damals gelogen?“ fragte ich ihn.
Er kniff ein Auge zu, sah mit dem anderen durchs Fenster, als ginge da draußen etwas Seltsames vor und sagte: „Und wenn. Dann ist es eine weiße Lüge.“
„Was zum Kuckuck ist eine weiße Lüge?“
„Das weißt du nicht? So wirst du nie Småländer!“ Und dann erklärte er, die weiße Lüge gehöre zum guten Miteinander der Menschen. Manchmal wäre es unhöflich, „Nein“ sagen. Oder es könnte
Streit geben oder sogar eine Feindschaft. Dann hilft die weiße Lüge und man geht in Frieden auseinander. Im Gegensatz zu der „weißen Lüge“ ist die „schwarze Lüge“ absolut unmoralisch und streng
verboten.
Allerdings habe Gott in seiner Weisheit die Welt so geschaffen, dass es weitaus mehr Gelegenheiten zu weißen als zu schwarzen Lügen gibt.
Und dann setzte er sein Lehrergesicht auf und sagte: „Du solltest mal darüber nachdenken, wie es Schweden geschafft hat, über 150 Jahren Frieden zu halten!“